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Ilsebill salzt nach

Ein Briefroman
ISBN/EAN: 9783962581305
Umbreit-Nr.: 7719574

Sprache: Deutsch
Umfang: 313 S.
Format in cm: 3 x 21.7 x 13.2
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 25.04.2023
€ 25,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Plötzlich ist er da. Ungerufen. Unabweisbar. Günter Grass, der Hausherr von einst. Um in ihre Töpfe hineinzuschauen. Während sie, gedankenverloren, in seiner Küche kocht. Damit beginnt ein fiktives Gespräch der Autorin Carmen-Francesca Banciu mit dem Nobelpreisträger, in dessen Haus sie sich zur Zeit der Pandemie für einige Monate befindet: Warum bist Du ausgerechnet nach Wewelsfleth gezogen, an einen Ort, den kaum jemand kennt! Oder ist jeder Ort bedeutend und geheimnisvoll, sobald man ihm Neugier und Aufmerksamkeit schenkt? Und so macht die Briefeschreiberin sich auf dem Weg, um das Weltdorf zu erkunden - den Friedhof, die Bäckerei, die Werft - und um die Toten und die Lebenden nach deren Geschichte zu befragen. In Kirchenbüchern zu stöbern. Fast vergessene Spuren zu entdecken. Die seltenen Fußgänger in den verwaisten Gassen des Dorfes zu fragen: Haben Sie Günter Grass gekannt? Für einen Graphomanen hält sie ihn, bis sie selbst in seinem Arbeitszimmer, an seinem Schreibtisch sitzt, durchs Fenster auf den gegenüberliegenden Kirchfriedhof blickt und über den BUTT, die unsterblichen Ilsebill oder einen tanzenden Stuhl nachdenkt. In einem fantastisch-realistischen Briefroman schreibt die Autorin an Günter Grass, stellt Fragen über Fragen, an ihn und auch an sich selbst: manchmal verspielt, manchmal streng, immer offen für überraschende Antworten. Und sie zieht mit einem Augenzwinkern Parallelen zwischen seinem und ihrem eigenen Leben. Entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
  • Autorenportrait
    • Carmen-Francesca Banciu, im rumänischen Lipova geboren, studierte Kirchenmalerei und Außenhandel in Bukarest. Sie kam 1991 nach Deutschland auf Einladung des Künstlerprogramms des DAAD. Seit 1992 lebt sie als freie Autorin in Berlin, schreibt Beiträge für Rundfunk und Zeitungen, leitet Seminare für Kreativität und kreatives Schreiben. Seit 2013 ist sie Mitherausgeberin und stellvertretende Direktorin des transnationalen, interdisziplinären und mehrsprachigen e-Magazins Levure Littéraire. Banciu erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt wurde der Roman "Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten!" für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ihre Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
  • Leseprobe
    • Ich spüre Deine Hand auf meiner Schulter. Ich drehe mich um. Doch da ist niemand. Ich stehe vor Deinem Küchentisch. Da, wo Du so oft gekocht hast. Für Deine Ilsebill. Für Deine Lieben. Für Deine vielen Gäste. Ich rühre mich nicht und horche. Es knistert im Raum. Und doch ist es still. Ich stehe vor dem alten Küchentisch. Genau hier musst Du oft gestanden haben. Der leidenschaftliche Koch. Um Fleisch zu würzen und Fische zu schuppen. Oder auch drüben. Näher am Waschbecken. Ich spüre Deine Hand auf meiner Schulter. Als wolltest Du über mich hinweg in meine Schüssel schauen. Ich bin in Deiner Küche und koche. Rate mal. Nein, keinen Steinbutt. Keinen Hammel zu Bohnen und Birnen. Keine gestopfte Gans. Ich drehe mich um. Niemand ist da. Nur ich und Du. Ich bin schon seit ein paar Wochen in Deinem Haus. Und habe seltsame Träume. Heute Nacht habe ich einen Brief bekommen. Eine Bildnachricht. Von Dir gezeichnet. Ich sitze an Deinem Schreibtisch, dort, wo Du nicht nur den BUTT geschrieben hast. Ich kann mich auf dem Bild gut erkennen. Rechts von mir erahne ich Dich. Mit einem Briefumschlag in der Hand. Als Postmann verkleidet. Es ist eine Schwarz-Weiß-Zeichnung. Wie von einem Kind gemacht. So schön.