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Simbir Elhof und das schwarze Einhorn

ISBN/EAN: 9783944873046
Umbreit-Nr.: 344862

Sprache: Deutsch
Umfang: 68 S.
Format in cm: 0.9 x 21.7 x 15.4
Einband: gebundenes Buch
Lesealter: 6-10 J.

Erschienen am 23.09.2015
€ 11,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Weit hinter dem großen See der Träume und dem Berg der Hoffnung liegt der Feenwald. Zauberer und Hexen leben hier gemeinsam mit Einhörnern und anderen Gestalten, die nie ein Menschenauge zu sehen bekommen hat. Die Tiere können sprechen und selbst wir alten Bäume, ja, selbst wir haben eine Sprache. Wenn ich gestatten darf? Mein Name ist Schnorrebraun. Ich lebe seit neunhundert Jahren hier im Feenwald und halte schützend meine Äste über Waldgeister und Mäuse und über die quirligen Goblins. Ihr kennt keine Goblins? Nun, das wird sich ändern. Denn um eben solch ein Wesen soll es in dieser Geschichte gehen. Am dunkelsten Platz des Feenwaldes, da wohin nie ein Sonnenstrahl gelangt, lebte Simbir Elhof. Simbir Elhof war ein Zwerg. Eigentlich kein richtiger Zwerg; er war ein Goblin. Goblins sind kleine Gestalten, die lauter Unfug und Schabernack treiben. Sie haben eine grüne Haut, lange spitze Ohren und einen großen Mund, in dem die ganze Welt Platz hätte - wenn sie diese denn essen wollten. Bisher habe ich allerdings noch keinen getroffen, der es je versucht hätte. Simbir war anders. Er hatte keine grüne Haut wie die Anderen; seine war lila und mit lauter orangefarbenen Flecken übersäht. Auch seine Ohren waren an den Enden eher rund statt spitz. Und das Schlimmste war: Er war ein freundlicher Goblin - er wollte keinen Unfug und Schabernack treiben. Weil er so anders war, wollten seine Geschwister und deren Freunde bald nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ja, nicht einmal seine Eltern wollten ihn noch sehen. Eines Tages geschah dann, was ich, Schnorrebraun, lange befürchtet hatte: Man warf ihm einfach die Tür des elterlichen Wurzelhauses vor der Nase zu. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, dass Simbir Elhof darüber sehr traurig war und so kam es, dass er allein in den Feenwald hinauszog, um sich dort ein eigenes Haus in den Wurzeln eines riesigen Baumes zu bauen. Ich durfte ihn bei seinem Abenteuer begleiten. Und ihr dürft auch mitkommen.
  • Kurztext
    • Der Goblin Simbir Elhof wird von seiner Familie verstoßen und zieht allein in den Wald. Doch dort hört er geheimnisvolle Hilferufe. Kann er dem schwarzen Einhorn helfen, das von einem bösen Zauberer gefangen wurde? Begleitet Simbir Elhof auf seiner Reise und erlebt gemeinsam mit völlig unterschiedlichen fabelhaften Waldbewohnern ein spannendes Abenteuermärchen um Freundschaft und gegenseitige Hilfe.
  • Leseprobe
    • »He, du da, was machst du da?« Simbir sah sich um, aber er konnte niemanden entdecken. Hatte da nicht gerade jemand gerufen? Er ließ einen langen Ast fallen und wischte sich die dicken Schweißperlen von der Stirn. Bildete er sich jetzt schon Stimmen ein? Bei dieser Anstrengung wäre es kein Wunder. Eine Behausung zu bauen, hatte er sich leichter vorgestellt. Aber wahrscheinlich war er auch der erste Goblin, der das allein versuchte. »Hallo? Ist da wer?«, rief er in den Wald hinein. Niemand antwortete ihm. Die Vögel sangen im kühlen Wind ihre Lieder und schon glaubte er, sich verhört oder wirklich alles nur eingebildet zu haben. Er nahm seinen Ast wieder auf und trottete weiter. Doch nach wenigen Schritten tönte es erneut: »Hejo, was machst du da?« »Potz Blitz!«, schimpfte er und legte seine Fracht ab. Das konnte er sich nicht eingebildet haben! Simbir setzte sich auf einen Stein und sah nach oben. Von dort schien die Stimme nämlich zu kommen. »Hier bin ich!« Ein Schatten huschte an ihm vorbei und verschwand in den dichten Blättern der Bäume. »Jetzt bin ich hier!« Die Stimme klang jetzt nahe, als würde ihr Besitzer fast neben ihm stehen und jemand gab ihm einen Schubs in den Rücken! Simbir Elhof purzelte von seinem Stein herab und landete mit der Knollennase im weichen Waldboden. »Das ist aber gar nicht nett!«, rief er, setzte sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Dann sah er sich um. Aber dort, wo er gerade noch gesessen hatte, war niemand zu sehen. »Potz Blitz!«, murmelte er erneut und stand auf. »Mich von meiner Arbeit abzuhalten, das ist nicht freundlich. Ich brauche ein Dach über dem Kopf, bevor es dunkel wird und die ganzen Kobolde herauskommen.« Er langte dahin, wo er seinen Ast abgelegt hatte und griff ins Leere! Sein Ast war verschwunden! Wohin nur? Ringsumher war nichts zu sehen. Simbir Elhof hockte sich auf den Boden und wühlte mit den Fingern zwischen den herab gefallenen Blättern. Vielleicht hatte der Wind ihn mit Laub zugedeckt? Aber da war nichts! »Oh nein, nein! Solch einen schönen und geraden Ast finde ich im Leben nicht wieder!« Simbir war den Tränen nahe. Und wenn man genau hinschaute, konnte man sogar eine in seinen Augenwinkeln erkennen. Sie war rot, wie die untergehende Sonne. »Hihi! Das hast du nun davon!« Da war sie wieder, diese seltsame Stimme. Jetzt nicht mehr so laut und witzig, wie zuvor, aber noch immer belustigt. »Was habe ich denn getan, dass du so gemein zu mir bist?« Nun weinte Simbir Elhof wirklich. Wie bei einem kleinen Bach, so flossen die Tränen über seine Wangen. Es knackte über ihm, dann fiel ein Zweig neben ihm zu Boden. Dieser war auch sehr gerade, aber nicht so dick und so schön lang wie der andere. »Was soll ich damit?« Er wischte sich die Tränen fort. »Nimm den. Der Andere ist na ja«, druckste der Fremde herum, ». weggezaubert.« »Dann zaubere ihn doch wieder her.« »Das kann ich nicht.« Simbir hörte auf zu weinen und spitzte die Ohren. »Warum nicht?«, fragte er die Stimme, die zu niemandem zu gehören schien. »Weil weil ich bisher nur gelernt habe, wie man etwas wegzaubern kann. Wie man es zurück zaubert, das lernen wir erst nächste Woche.« Simbir hörte aufmerksam zu und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Es war zu komisch, aber trotzdem war nun sein schönes Baumaterial weg. »Wie soll ich jetzt nur meine Hütte bauen?« In dem Blätterdach über ihm raschelte es. »Frag doch deine Freunde! Die helfen dir bestimmt!« Ein Lachen erklang. »Ich, ich habe keine Freunde.« »Jeder hat Freunde! Oder bist du etwa der Simbir irgendwas, den man aus der Schule verbannt hat? Der unbedingt ein braver Junge sein will?« Simbir schwieg, doch das schien für den Fremden Antwort genug. »Dann kann ich dir auch nicht helfen. Wärest du so, wie die anderen Goblins es sind, müsstest du nicht hier allein im Wald wohnen. Und du hättest ein Dach über dem Kopf.« Simbir Elhof hob einen Stein auf und warf ihn ohne Ziel davon. Er war wütend und traurig zugleich. »Was ist so schlimm daran, wenn man anders sein möchte? Ich möchte niemanden ärgern oder gar wehtun.« »Du, es wird Abend. Ich muss jetzt in die Schule. Wir lernen heute, wie man durch Wände läuft. Vielleicht sehen wir uns wieder - falls dich die Kobolde nicht auffressen.« Es war wirklich dunkler geworden im Feenwald. Dabei kam es ihm vor, als wäre eben noch Morgen gewesen! Es würde nicht mehr lange dauern und dann war es finstere Nacht. Mit ihr kam die Kälte. Simbir Elhof mochte keine Kälte und Angst hatte er im Dunklen auch. Doch heute würde er es wohl nicht mehr schaffen, sich ein Wurzelhaus zu bauen. »Ich hab dich ja noch gar nicht gesehen.«, erklärte er trotzig und fügte rasch hinzu: »Dann frag bitte auch deine Lehrer, wie man etwas Davongezaubertes wiederfinden kann.« Simbir Elhof blickte nach oben, aber alles, was er sah, war ein weißer Zipfel, der zwischen den Blättern herunterhing. Es war also kein Goblin, der ihm heimlich gefolgt war, um sich über ihn lustig zu machen. Nein, es musste ein kleiner Geist sein! Geisterkinder gab es viele in der Schule. Vielleicht noch mehr als Elfen und Goblins zusammengenommen. Diese wandelnden Bettlaken waren ebenfalls zu Scherzen aufgelegt und trieben ihr Unwesen aber normalerweise nur in Burgen und Ruinen. Was also wollte dieses Kerlchen hier? »Wenn ich es nicht vergesse! Tschüssi!«, rief das kleine Gespenst ihm zu. Simbir hörte noch ein Rascheln in den Blättern, dann wurde es still. Geschwind suchte er Laub und Zweige zusammen, bevor es ganz duster war. Diese brachte er zu den Wurzeln des Baumes, in denen er sein Haus bauen wollte, und deckte sich zu, sodass ihn niemand mehr sehen konnte. Noch ehe sein Kopf das Moos berührte, das er sich als Kissen ausgesucht hatte, schlief er ein.