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Musashimaru
ISBN/EAN: 9783944751115
Umbreit-Nr.: 9407409
Sprache:
Deutsch
Umfang: 64 S.
Format in cm: 1.3 x 19.1 x 12.1
Einband:
Halbleinen
Erschienen am 21.11.2016
- Zusatztext
- »Am Morgen des 20. November 1999 starb Musashimaru. Wenn ich Musashimaru sage, meine ich nicht den erfolgreichen Yokozuna Koyo Musashimaru, ich meine unser Haustier, ein Nashornkäfermännchen. Da ich ein Fan des Sumoringers Musashimaru bin, habe ich diesen Käfer, der im Kampfe sein stattliches Horn schwingt, Musashimaru getauft. Meine Frau nannte ihn zunächst Musashimaru-chan, woraus - der Angewohnheit der Japaner, Eigennamen abzukürzen, geschuldet - bald Musashi-chan und schließlich Musa-chan wurde. Ich will kurz beschreiben, wie Musashimaru zu uns kam.« Mit »uns« meint der Autor sich selbst, einen soeben mit einem Literaturpreis bedachten und zu Geld und Ruhm gekommenen Schriftsteller, und seine Frau, die Lyrikerin Junko Takahashi. Auf skurril charmante - und wohl in vielem wahre - Weise erzählt er, wie die beiden von dem vielen neuen Geld ein verwinkeltes Haus erwerben und dort alsbald einen sehr ungewöhnlichen Mitbewohner bekommen: einen Nashornkäfer. Der will umhegt und gepflegt sein. Und nur das Beste ist für ihn gut genug. Ausgezeichnet mit dem Kawabata-Yasunari-Literaturpreis.
- Autorenportrait
- Choukitsu Kurumatani (1945?2015) studierte Germanistik und arbeitete bei einer Werbeagentur, ehe er 1993 für seine Erzählung Shiotsubo no saji (Der Löffel im Salzfass) den Mishima-Yukio-Preis und den Preis des Kultusministeriums für Nachwuchsschriftsteller erhielt. Versuchter Liebestod (cass, 2011) wurde 1998 mit dem Naoki-Preis ausgezeichnet.
- Leseprobe
- In diesem Park fand ich, unter einem Baum, einen Nashornka¨fer. Sofort steckte ich ihn in meine Umhängetasche. Das Herz schlug mir vor Freude bis zum Hals. Auf dem Heimweg kaufte ich in einem Haushaltswarengeschäft der YanakaGinza einen BenkeiKorb (einen Siebkorb, den man zum Reiswaschen verwendet), stellte ihn, sobald ich zu Hause war, mit der Rundung nach oben auf und ließ den Käfer hinein. Der Käfer krabbelte umher. Wegen seiner gedrungenen, schwarzen und angriffslustigen Gestalt taufte ich ihn Musashimaru. Schließlich stammte er ja auch aus dem Wald von Musashino. Es wurde Abend. Mir fiel ein, dass die Kinder im Haus einer ehemaligen Kollegin, Mariko Ogawa, vormals einen Nashornkäfer gehalten haben sollen, also rief ich sie an. Unseren Käfer, sagte Marikosan, haben wir im Koishikawa Korakuen gefangen, seine Leibspeise war Melone, Wasser oder Zuckermelone, Hauptsache süß, und am 15. September ist er gestorben. Ich schlug im bebilderten Lexikon japanischer Käfer und Insekten nach. Dort stand, dass der Nashornkäfer zur Familie der Blatthornkäfer gehöre, auch als »Gleditschienkäfer« bezeichnet werde, das Hundertfache seines Körpergewichts stemmen könne, sich in Techniken wie zum Beispiel Abtauchen, Ausschlagen, mit eingezogenem Kopf Angreifen, Hornhakeln, Stemmen, Stoßen, Heben und Hebeln übe, dass er allerdings fast blind sei, Nahrung beziehungsweise Weibchen mit den zwei Fühlern links und rechts neben dem Maul und der Spitze seines Horns erschnüffele, im Frühsommer schlüpfe und im Frühherbst sterbe. Da wir just am selben Abend nach meinem Gespräch mit Marikosan eine Zuckermelone geschenkt bekamen, legte ich ein Stück davon in den Korb; Musashimaru biss sich mit zappelnden Hinterbeinen daran fest. Bestimmt hatte er in der freien Natur des ToneriParks bislang nur an Eichen oder Gleditschienblättern gesaugt, den süßen Saft einer Zuckermelone kostete er wohl zum ersten Mal. Die Intensität seines körperlichen Einsatzes versetzte mich in Erstaunen.