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Objekttheater

Aufzeichnungen, Zitate, Übungen
ISBN/EAN: 9783942449359
Umbreit-Nr.: 1242873

Sprache: Deutsch
Umfang: 132 S.
Format in cm: 1.1 x 20.5 x 14.5
Einband: Paperback

Erschienen am 15.10.2011
Auflage: 2/2013
€ 15,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Gyula Molnàr ist als Schauspieler, Autor und Regisseur in ganz Europa tätig und hat die Entwicklung des Objekttheaters entscheidend beeinflusst. Seine Arbeiten sind schöpferische Expeditionen in die Welt der Objekte, eine Erkundung ihres poetischen und sinnstiftenden Potentials. Molnàrs Inszenierung "Drei kleine Selbstmorde" gehört zu den Klassikern des Genres. Auf arte hieß es dazu: "Es ist ein Stück der Erinnerungen an den eigenen Spieltrieb, geprägt von der komödiantischen Kunst und dem hintergründigen Humor eines hervorragenden Schauspielers." Das vorliegende Buch gibt dem Leser das gesammelte Wissen aus Gyula Molnàrs langjähriger Arbeit als Leiter von Workshops zum Objekttheater weiter. Seine Aufzeichnungen, Zitate und Übungen bieten einen ebenso fundierten wie spielerischen Einblick in sein Laboratorium, in dem er die Interaktion zwischen Schauspieler und Objekt erforscht.
  • Kurztext
    • Vorwort Mit Gyula Molnàrs Buch bin ich nicht einverstanden. Denn wie er in seinem ganz hinten versteckten "Vorwort" gesteht, verdankt es sich dem Entschluss, sich als Workshop-Leiter zu verabschieden. Und dem möchte ich entschieden widersprechen! Sein Kurs, den ich vor Jahren besuchte, bescherte mir fünf unvergessliche Tage selbstvergessenen Spielens in einer Atmosphäre voll magischer Leichtigkeit. Und diese Erfahrung wäre allen Theatermachern zu gönnen, die bereit sind, kindlich staunend wie Winnie-the-Pooh und seine Freunde in einen Zauberwald einzutauchen, an dessen Existenz man längst zu glauben verlernt hatte. Was ist das Geheimnis von Molnàrs Zauberwald? Wir werden es nicht wortwörtlich erfahren, denn "einem guten Erzähler gelingt es, zu den Geheimnissen seiner Zuhörer vorzudringen, ohne seine eigenen zu enthüllen" (S. 105). Und so blieben auch seine Workshops frei von Analysen, Auswertungen und didaktischen Merksätzen. Manche Teilnehmer mag das irritiert haben, aber die "Glühwürmchen der Poesie" lassen sich nicht einfangen, sie "entstehen in der Freiheit, ganz durch Zufall, mit schmerzlicher Unvorhersehbarkeit". Allenfalls kann man sich darin üben, die "Umstände ihrer Geburt hervorzurufen". Dabei hilft uns nun das vorliegende Büchlein, das in seiner rätselhaften Mischung aus sich gegenseitig spiegelnden Geschichten, Zitaten, Übungen und Notizen wie eine verschmitzte Aufforderung anmutet, die eigene Wachheit und Kombinationsgabe zu schulen. Viel Glück! Tristan Vogt DIE WIRKLICHKEIT ZUM STOLPERN BRINGEN Gyula Molnàr, Objekttheaterkünstler, ungarischer Migrant, nach Zwischenaufenthalt in Deutschland in Italien lebend, mit französischen und deutschen Kollegen kooperierend, gastiert mit seinen Inszenierungen auf allen wichtigen europäischen Festivals, führt Regie in Italien, Deutschland, Frankreich, begeistert Workshop-Teilnehmer und Studenten jeglicher Provenienz, spielt seine Stücke in italienischer, deutscher und französischer Fassung - kurz, er ist ein wirklicher Europäer. Er war es schon, als innerhalb Europas noch überall Grenzposten nach den Ausweisen fragten und Ungarn zum "Ostblock" gehörte. Ein Grenzwanderer - nicht nur geographisch auf Reisen. Maler, Tischler, Puppenspieler, Schauspieler, Autor, Regisseur, zeitweise auch Bühnenbildner und Theaterlehrer, befindet er sich dauernd in der forschenden Auseinandersetzung mit den Dingen, den Objekten, mit ihrer Lebensanmutung auf der Bühne und ihrem eingeschriebenen Bezug zum Tod. Die legendäre Inszenierung "Piccoli Suicidi", die Molnàr seit Ende der achtziger Jahre auch in der deutschen Fassung "Drei kleine Selbstmorde" spielt, ist inzwischen ein Klassiker des Objekttheaters und nicht wegzudenken aus der Entwicklung des Genres. Für mich selbst war die Begegnung mit dieser Inszenierung und ihrem Schöpfer, 1988 in einem Zimmertheaterchen der ufaFabrik in Berlin, ein Schlüsselerlebnis. Wie dieser etwas verschroben auftretende Mann mit sparsamsten Mitteln - einer Hand voll Bonbons, einer Tablette, einer Kaffeebohne, einem Streichholz, einer Bürolampe und einem Tisch - zwei tragikomische Geschichten buchstäblich aus dem Handgelenk schüttelte, das ließ uns damals den Mund offenstehen. Einzigartig diese Durchdringung von lapidarem Alltagsgestus und hintersinniger Metaphorik, die sich da auf kleinstem Raum scheinbar spontan und mühelos vollzog, tief berührte und doch vieles offenließ - nicht nur unsere Münder. Die anschließende "Betrachtung über die Vergänglichkeit der Zeit" spielte sich weiter in den surrealen Raum hinein, mittels Rasierschaum und Erdnüssen, die mir und den anderen Zuschauern dank Gyula Molnàr auf immer assoziativ mit der Zeit und vor allem mit der Lust an poetisch-philosophischem Chaotisieren verbunden sein werden. Bereits in diesem Solo zeigte sich ein sehr spezielles Verhältnis zur Wirklichkeit, die in Molnàrs Inszenierungen immer wieder jenen überraschenden Schubs erhält, der sie zum Stolpern bringt, sie in die Arme der Täuschung stürzen
  • Autorenportrait
    • ist als Schauspieler, Autor und Regisseur in ganz Europa tätig und hat die Entwicklung des Objekttheaters entscheidend beeinflusst. Seine Arbeiten sind schöpferische Expeditionen in die Welt der Objekte, eine Erkundung ihres poetischen und sinnstiftenden Potentials. Molnàrs Inszenierung "Drei kleine Selbstmorde" gehört zu den Klassikern des Genres. Auf arte hieß es dazu: "Es ist ein Stück der Erinnerungen an den eigenen Spieltrieb, geprägt von der komödiantischen Kunst und dem hintergründigen Humor eines hervorragenden Schauspielers."
  • Leseprobe
    • Vorwort Mit Gyula Molnàrs Buch bin ich nicht einverstanden. Denn wie er in seinem ganz hinten versteckten "Vorwort" gesteht, verdankt es sich dem Entschluss, sich als Workshop-Leiter zu verabschieden. Und dem möchte ich entschieden widersprechen! Sein Kurs, den ich vor Jahren besuchte, bescherte mir fünf unvergessliche Tage selbstvergessenen Spielens in einer Atmosphäre voll magischer Leichtigkeit. Und diese Erfahrung wäre allen Theatermachern zu gönnen, die bereit sind, kindlich staunend wie Winnie-the-Pooh und seine Freunde in einen Zauberwald einzutauchen, an dessen Existenz man längst zu glauben verlernt hatte. Was ist das Geheimnis von Molnàrs Zauberwald? Wir werden es nicht wortwörtlich erfahren, denn "einem guten Erzähler gelingt es, zu den Geheimnissen seiner Zuhörer vorzudringen, ohne seine eigenen zu enthüllen" (S. 105). Und so blieben auch seine Workshops frei von Analysen, Auswertungen und didaktischen Merksätzen. Manche Teilnehmer mag das irritiert haben, aber die "Glühwürmchen der Poesie" lassen sich nicht einfangen, sie "entstehen in der Freiheit, ganz durch Zufall, mit schmerzlicher Unvorhersehbarkeit". Allenfalls kann man sich darin üben, die "Umstände ihrer Geburt hervorzurufen". Dabei hilft uns nun das vorliegende Büchlein, das in seiner rätselhaften Mischung aus sich gegenseitig spiegelnden Geschichten, Zitaten, Übungen und Notizen wie eine verschmitzte Aufforderung anmutet, die eigene Wachheit und Kombinationsgabe zu schulen. Viel Glück! Tristan Vogt DIE WIRKLICHKEIT ZUM STOLPERN BRINGEN Gyula Molnàr, Objekttheaterkünstler, ungarischer Migrant, nach Zwischenaufenthalt in Deutschland in Italien lebend, mit französischen und deutschen Kollegen kooperierend, gastiert mit seinen Inszenierungen auf allen wichtigen europäischen Festivals, führt Regie in Italien, Deutschland, Frankreich, begeistert Workshop-Teilnehmer und Studenten jeglicher Provenienz, spielt seine Stücke in italienischer, deutscher und französischer Fassung - kurz, er ist ein wirklicher Europäer. Er war es schon, als innerhalb Europas noch überall Grenzposten nach den Ausweisen fragten und Ungarn zum "Ostblock" gehörte. Ein Grenzwanderer - nicht nur geographisch auf Reisen. Maler, Tischler, Puppenspieler, Schauspieler, Autor, Regisseur, zeitweise auch Bühnenbildner und Theaterlehrer, befindet er sich dauernd in der forschenden Auseinandersetzung mit den Dingen, den Objekten, mit ihrer Lebensanmutung auf der Bühne und ihrem eingeschriebenen Bezug zum Tod. Die legendäre Inszenierung "Piccoli Suicidi", die Molnàr seit Ende der achtziger Jahre auch in der deutschen Fassung "Drei kleine Selbstmorde" spielt, ist inzwischen ein Klassiker des Objekttheaters und nicht wegzudenken aus der Entwicklung des Genres. Für mich selbst war die Begegnung mit dieser Inszenierung und ihrem Schöpfer, 1988 in einem Zimmertheaterchen der ufaFabrik in Berlin, ein Schlüsselerlebnis. Wie dieser etwas verschroben auftretende Mann mit sparsamsten Mitteln - einer Hand voll Bonbons, einer Tablette, einer Kaffeebohne, einem Streichholz, einer Bürolampe und einem Tisch - zwei tragikomische Geschichten buchstäblich aus dem Handgelenk schüttelte, das ließ uns damals den Mund offenstehen. Einzigartig diese Durchdringung von lapidarem Alltagsgestus und hintersinniger Metaphorik, die sich da auf kleinstem Raum scheinbar spontan und mühelos vollzog, tief berührte und doch vieles offenließ - nicht nur unsere Münder. Die anschließende "Betrachtung über die Vergänglichkeit der Zeit" spielte sich weiter in den surrealen Raum hinein, mittels Rasierschaum und Erdnüssen, die mir und den anderen Zuschauern dank Gyula Molnàr auf immer assoziativ mit der Zeit und vor allem mit der Lust an poetisch-philosophischem Chaotisieren verbunden sein werden. Bereits in diesem Solo zeigte sich ein sehr spezielles Verhältnis zur Wirklichkeit, die in Molnàrs Inszenierungen immer wieder jenen überraschenden Schubs erhält, der sie zum Stolpern bringt, sie in die Arme der Täuschung