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Formen künstlerischer Zusammenarbeit

Sophiensaele 2007-2010 - 3 Bde in Kassette, Außer den Reihen
ISBN/EAN: 9783942449120
Umbreit-Nr.: 1446556

Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format in cm:
Einband: Geheftet

Erschienen am 01.12.2010
€ 8,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Formen künstlerischer Zusammenarbeit dokumentiert die Bilanz der künstlerischen Arbeit an den Berliner Sophiensaelen - dem Ort avanciertester Theaterarbeit - in den Jahren 2007 bis 2010 unter der Intendanz von Heike Albrecht. Im Zentrum der Publikation, die aus drei Heften besteht (Texte, Künstler, Bilder), stehen die TheaterkünstlerInnen, die für diese Zeit bedeutend waren: Gintersdorfer/Klaßen, Laurent Chétouane, Fabian Hinrichs und Clemens Schick. Deren Arbeit wird in Porträts, Interviews und Beschreibungen vorgestellt. Essays von Adrienne Goehler und Georg Seeßlen, die sich mit der Künstlerfinanzierung beziehungsweise dem Ort des Dokumentarischen befassen, fundamentieren die späten nuller Jahre, und der passionierte Talente-Angler Tom Stromberg erklärt, wie man einen "tollen Hecht" angelt. Ergänzt wird die Publikation von einer Bilderserie des belgischen Fotografen David Bergé, der den räumlichen Zustand der apart verfallenen Sophiensaele vor der anstehenden Sanierung ein letztes Mal festhält.Mit Textbeiträgen von Bini Adamczak, Heike Albrecht, Franz Anton Cramer, Max Dax, Matthias Dell, Julius Deutschbauer, Jan Engelmann, Florian Feigl, Ingo Gerlach, Adrienne Goehler, Laurent Goldring, Thomas Mauch, Katrin Bettina Müller, Nikolaus Müller-Schöll, Tom Mustroph, Jeroen Peeters, Marietta Piekenbrock, Aenne Quiñones, Petra Roggel, Petra Sabisch, Georg Seeßlen, Bernhard Siebert, Tobias Schwartz, Tom Stromberg, Christine Wahl, Helena WaldmannMit Künstlerbeiträgen von Betancor.die Popette, Bernadette La Hengst, Club Real, Gods Entertainment, Herbordt/Mohren, Gintersdorfer/Klaßen, Silke Koch, Felix Kubin, Monster Truck, Till Müller-Klug, Stefan Pente/William Wheeler, Oleg Soulimenko
  • Autorenportrait
    • Heike Albrecht, Jahrgang 1969, studierte Pädagogik in Potsdam / Berlin und arbeitete bis 1992 als Sonderschulpädagogin. 1993 Beginn ihrer projektbezogenen Arbeit im Tanzbereich. 1996/97 folgte ein Tanzstudium am Moving On Center in Oakland, Kalifornien. Von 1999 bis 2002 war sie Gastspieldramaturgin für Tanz und Performing Arts am LOFFT Leipzig. 2004 und 2005 Künstlerische Leiterin des transdisziplinäre Festival WESTEND in Leipzig. 2007 bis 2010 künstlerische Leiterin der Sophiensaele in Berlin.Matthias Dell, Jahrgang 1976, studierte Komparatistik und Theaterwissenschaften in Berlin und Paris und arbeitet als Kulturredakteur bei der Wochenzeitung Der Freitag in Berlin.
  • Leseprobe
    • Mein täglicher Weg in die Sophiensaele führt über die Torstraße, die seit 1994 diesen ursprünglichen Namen wieder trägt. Zurückgeführt wird der Name auf Straßen vor den Thoren, Mitte des 19. Jahrhunderts, da vier ehemalige Stadttore den Straßenzug tangierten. Zu DDR-Zeiten war das die Wilhelm-Pieck-Straße. An der Ecke Bergstraße ein Halt, hier eröffneten in den letzten zwei Jahren ein Dutzend Restaurants, die mit ihren eigensinnigen Angeboten der ruhelosen Straße ein neues Gepräge geben. Vorbei am Village Voice und über den Koppenplatz, auf dem sich bis 1853 der Armenfriedhof befand und ab 1900 ein Park entstand. Die zwei Schutzbunker von 1940/41 wurden zehn Jahre später zugeschüttet. Das Theaterhaus Berlin-Mitte ist nun in der Wallstraße in Kreuzberg zu finden. An der Ecke Auguststraße: EIGEN+ART ist hier seit 1992, Clärchens Ballhaus hat 1913 eröffnet, die KW wurden 1996 gegründet, 1990 die Besetzung der Nr. 10, das Kunsthaus Kule entsteht. Dann das keyser soze, benannt nach dem Gangsterboss aus dem Film Die üblichen Verdächtigen, es öffnet 1998 in einem ehemaligen Konsum, und am Ende der Straße sehe ich das Kunsthaus Tacheles, seit 1990 so da, mit dem fassadengroßen Graffito HOW LONG IS NOW. Kommentar zur alltäglichen Gentrifizierung des Stadtteils Mitte, die Frage Wem gehört die Stadt? offen gelegt. Zurück auf der Großen Hamburger Straße, vorbei an Losekann, renoviert, mit allen Tagezeitungen vor der Tür, hinunter zur Sophienstraße: Seit 1986 ist hier das Sophieneck, vorher war es Dampfwäscherei, Bäckerei, Sargladen, Kneipe. Die Bäckerei zog um in die 30. 1905 zog der Berliner Handwerkerverein, der als eine spezielle Form des Arbeiterbildungsvereins 1844 gegründet wurde, aus dem Nachbarhaus Nr. 15 in die Sophienstraße 18 um. Bereits da wurde der Name Sophiensaal genutzt, um den Ort als vom Handwerkerverein unabhängiges Unternehmen durch einen Pächter zu führen. Unter den Nutzern in der Folgezeit, das Deutsch-Jüdische Theater, das Residenz-Ensemble-Gastspiel oder Sportvereinen, tritt die Berliner Arbeiterbewegung hervor - sämtliche Betriebs- und Festsitzungen der KPD fanden hier statt. Am 14. November 1918 spricht Rosa Luxemburg mit Wilhelm Pieck im Virchowsaal zur ersten Kundgebung des Spartakusbundes. Am 19. Oktober 1928 wird der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller unter Vorsitz von Johannes R. Becher hier gegründet. Mit der Machtergreifung Hitlers wird der Handwerkerverein verboten, 1940 verkauft der, hoch verschuldet, Gebäude und Grundstück an eine Privatperson. Eine kulturelle Nutzung ist weiter vorgesehen, es kommt anders. Während der NS-Zeit befindet sich in dem Gebäudekomplex ein Arbeitslager mit holländischen und ukrainischen ZwangsarbeiterInnen zur Herstellung von Propagandamaterial, später Flugzeugersatzteile. Zu DDR-Zeiten hat das Maxim-Gorki-Theater bis 1995 seine Werkstätten hier. Ende der neunziger Jahre findet die Rückübertragung an den Alteigentümer statt. Der Festsaal wird zunächst als Probenraum genutzt, in dem etwa Robert Wilson mit Schauspielstudenten der HdK arbeitete. Dirk Cieslak, Jo Fabian und Sasha Waltz entwickeln hier ab Mitte 1995 die ersten freien Theater- und Tanzproduktionen. Seit 1996 bestehen die Sophiensaele als Produktions- und Aufführungsstätte der Freien Szene, gegründet durch Jochen Sandig und Sasha Waltz. Der offizielle Spielbetrieb beginnt am 26. September 1996 mit "Allee der Kosmonauten" von Sasha Waltz. Die unterschiedlichen Veränderungen in Berlin spiegeln sich auf vielen Ebenen in dem geschichtsträchtigen Gebäude in der Sophienstraße 18 wider. Nach dreieinhalb Jahren Arbeit als künstlerische Leiterin der Sophiensaele ziehe ich mit einer Publikation Bilanz. Sie beleuchtet entstandene Formen künstlerischer Zusammenarbeit und (Arbeits)Beziehungen von KünstlerInnen während dieser Zeit. Heike Albrecht