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Die zwei Augen der Seele

Kulturhistorische Rundgänge um das Straßburger Münster
ISBN/EAN: 9783907142653
Umbreit-Nr.: 1477098

Sprache: Deutsch
Umfang: 280 S., 25 Fotos, 25 Abb.
Format in cm:
Einband: Englische Broschur

Erschienen am 15.11.2014
€ 36,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Mit einer Bauzeit von mehr als drei Jahrhunderten gehört das Straßburger Münster zu den epochalen Kirchenbauten des Abendlandes. Bis 1874 war sein Turm mit 142 m das höchste Gebäude der Menschheit. Die Geschichte und Bedeutung des Münsters ist seit Goethes emphatischer Schrift von 1772 vielfach erforscht und gewürdigt worden. Paul Assall geht in seiner Arbeit von einer bislang wenig beachteten Koinzidenz aus: Daß Meister Eckart während der Errichtung der berühmten Westfront des Münsters mehrere Jahre in Straßburg gewesen sein muß: 'Ich sihe daz münster ane', heißt es in seiner 110. Predigt. Assall liest Eckart als Mittler zur Gegenwart, dessen revolutionäre Theologie des im Selbst wurzelnden Glaubens dem säkularen Individualisten der Moderne einen Weg zur religiösen Erfahrung des Mittelalters öffnen kann. Zugleich wird die Theologie Eckarts für Assall zu einem Schlüssel in der Begegnung mit der Kathedrale. Am ungewöhnlichen Figurenschmuck des Münsters, namentlich den Friesen der Süd- und Nordseite, sieht er die Divergenz zwischen einer obrigkeitlichen Kirche und dem erwachenden Selbstbewußtsein des mittelalterlichen Stadtbürgers thematisiert. So beschreitet Assall einen neuen Weg: Er tritt nicht ins Innere des Münsters ein, um der langen Kette kunsthistorischer Arbeiten eine weitere Beschreibung des Sakralraums hinzuzufügen. Statt dessen geht er um das Gebäude herum und deutet seine Außenhaut als Schnittstelle zwischen Weltlichkeit und Spiritualität, wie sie in vergleichbarer Konstellation noch heute von Belang ist. Detailliert beschreibt er die verschiedenen Figurengruppen der Bildwerke und legt in weitgreifenden geistesgeschichtlichen Exkursen die Analogien zum Selbst-Diskurs der Moderne frei. Dadurch gelingt ihm zweierlei: Nicht nur eine neue Sichtweise auf das Straßburger Münster zu eröffnen, sondern für den transzendental unbehausten Menschen der Moderne ein religiöses Selbstsein in der Art des Meister Eckart wieder denkbar zu machen.