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Autarkie und Ostexpansion

Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus, Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus 2
ISBN/EAN: 9783892444961
Umbreit-Nr.: 346430

Sprache: Deutsch
Umfang: 312 S., 14 s/w Illustr.
Format in cm: 2.1 x 22.2 x 14.1
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.03.2002
€ 20,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Die bislang wenig erforschte Geschichte der Pflanzenzucht sowie der Spitzenforschungsinstitute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft sind Themen des vorliegenden Bandes. Dabei werden folgende Schwerpunkte gesetzt: die Entstehung der Pflanzenzüchtung als akademische Disziplin seit 1870; die staatliche Regulierung der Agrarforschung und des Saatgutsektors in Deutschland sowie in der Sowjetunion und den USA der 1930er Jahre; die Wechselbeziehung zwischen Humangenetik und Pflanzengenetik in der wissenschaftlichen Diskussion im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts. Die Autorinnen und Autoren zeigen, wie die nationalsozialistische Siedlungspolitik zwar an konservative Vorstellungen von einer "inneren Kolonisation" anknüpfen konnte, diese jedoch bald durch neue expansionsorientierte Raumordnungskonzepte ersetzt wurde. In bezug auf verschiedene Kaiser-Wilhelm-Institute wird untersucht, wie sich unter den Prämissen der Autarkiepolitik und militärischen Ostexpansion die Forschungsschwerpunkte verlagerten und neue Fragestellungen und Arbeitsmethoden in der Pflanzenzüchtung und in der meeresbiologischen Forschung entwickelt wurden. Die Rolle deutscher Botaniker bei der Beschlagnahme von Forschungsressourcen, wissenschaftlichen Sammlungen und Instituten in den besetzten Gebieten Ost- und Südosteuropas wird ebenso thematisiert wie ihr Anspruch, in politisch schwierigen Zeiten die Freiheit der Wissenschaft verteidigt zu haben. Am Beispiel zweier Biographien werden sowohl die Situation von Wissenschaftlerinnen in einem zunehmend von männlicher Dominanz und Krieg geprägten Arbeitskontext als auch der Werdegang eines emigrierten Wissenschaftlers und die Schwierigkeiten seiner Rückkehr nach 1945 an ein personell kaum verändertes Institut analysiert. Inhaltsverzeichnis: Jonathan Harwood: Politische Ökonomie der Pflanzenzucht in Deutschland ca. 1870 bis 1933 Thomas Wieland: "Die politischen Aufgaben der deutschen Pflanzenzüchtung". NS-Ideologie und die Forschungsarbeiten der akademischen Pflanzenzüchter Irene Stoehr: Von Max Sering zu Konrad Meyer - ein "machtergreifender" Generationswechsel in der Agrar- und Siedlungswissenschaft Michael Flitner: Agrarische Modernisierung im genetischen Diskurs. Ansatzpunkte zu einem internationalen Vergleich 1925-1939 Uwe Hoßfeld, Carl-Gustaf Thornström: "Rasches Zupacken". Heinz Brücher und das botanische Sammelkommando der SS nach Rußland 1943 Susanne Heim: Forschung für die Autarkie. Agrarwissenschaft an Kaiser-Wilhelm-Instituten Bernd Gausemeier: Mit Netzwerk und doppeltem Boden. Die botanische Abteilung des KWI für Biologie in der nationalsozialistischen Wissenschaftslandschaft Maria Zarifi: Das deutsch-griechische Forschungsinstitut für Biologie in Piräus 1942-1944 Stanislaw Meducki: Agrarwissenschaftliche Forschungen in Polen während der deutschen Okkupation. Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt in Pulawy Elvira Scheich: Elisabeth Schiemann (1881-1972): Patriotin im Zwiespalt Michael Schüring: "Ein unerfreulicher Vorgang". Das Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Voldagsen und die gescheiterte Rückkehr von Max Ufer Die Herausgeberin: Susanne Heim, geb 1955, hat an der Freien Universität Berlin über die deutsche Besatzungsherrschaft in Polen während des Zweiten Weltkriegs promoviert. Seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsprogramm "Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus". Veröffentlichungen u. a.: Götz Aly/Susanne Heim, Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung (Hamburg 1991); Susanne Heim/Ulrike Schaz, Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung - Kritik einer Debatte (Berlin/Göttingen 1996).