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Wie ein Stein im Geröll

Roman
ISBN/EAN: 9783887472214
Umbreit-Nr.: 1380262

Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format in cm: 1.4 x 21 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 02.03.2007
€ 14,80
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Conxa, ein Mädchen von dreizehn Jahren, wird von ihren Eltern, armen Bauern in einem kleinen Dorf in den katalanischen Pyrenäen, zur kinderlosen Tante in ein anderes Dorf gebracht. Dort arbeitet sie im Haushalt und auf dem Feld und lernt später Jaume kennen, den sie gegen anfängliche Widerstände heiratet. Maria Barbal führt uns mit einer schnörkellosen Sprache in die fast archaisch anmutende Welt spanischer Bergdörfer, in der das Leben von ewig gültigen Traditionen geprägt scheint. Diese Welt wird brutal von der Politik überfallen, vom Bürgerkrieg zwischen Anhängern der neuen Republik und den Anhängern Francos. Der Krieg bricht auch in den Dörfern Fronten auf, zerstört das Vertraute und damit die Selbstverständlichkeit, in den alten Bahnen weiterzuleben. Conxa, inzwischen Mutter dreier Kinder, erlebt die Verhaftung ihres Mannes, wird selbst mit anderen Frauen und Kindern interniert. Später erfährt sie, daß ihr Mann erschossen wurde - und folgt schließlich ihrem Sohn nach Barcelona, eine Stadt, so neu und so fremd wie ein anderer Planet.
  • Kurztext
    • InhaltsangabeUm die Mittagszeit hatten sie an die Tür geklopft und auf Spanisch nach der «Ehefrau und den Kindern von Jaime Camps» gefragt. Die Tante hatte ihnen auf alles furchtlos Antwort gegeben. Ich hatte nur ihren Befehlen gehorcht. Daß ich mit meinen Kindern auf den Lastwagen steigen sollte. Daß wir etwas Essen für den Tag mitnehmen konnten. Und alles mußte ganz schnell gehen. Die Tante hatte Elvira im letzten Augenblick noch eine Matratze mitgegeben. Mir schien das übertrieben, aber ich machte den Mund nicht auf. Ich schaute auf die Waffen und auf diese hochgewachsenen, starken Burschen, die wiederum verstohlene Blicke auf meine Große warfen. Ich tat nichts anderes, als ihren Anweisungen zu folgen. Die Großmutter der Familie Jou war gekommen und hatte sie angefleht, Mitleid mit dem Kleinen zu haben, sie sollten ihn doch bei seiner Großmutter lassen, er war gerade mal erst sechs Jahre alt und außerdem krank. Sie hatten sie mit dem Arm einfach beiseite geschoben, aber nicht nach dem Kind verlangt, das sich an das schwarze Kleid der Tante klammerte wie ein Blatt, das der Wind gegen einen alten Baumstamm preßt. Und all die Zeit hatten wir keine Nachricht von ihm, von Jaume. Bei Tagesanbruch waren sie ihn holen gekommen. Ich lag noch im Bett und auch die Mädchen und der kleine Mateu. Ich glaube, sie haben nichts mitbekommen. Drei kurze, heftige Schläge an die Tür: »Ist das das Haus von ...«, dann seinen Namen und schließlich, »unter der Republik Friedensrichter der Gemeinde Pallarès ... soll mitkommen.« Während ich mir schnell die Kleider überwarf, dachte ich, wie sehr doch die Frau des Bäckers am Abend zuvor Recht gehabt hatte. Geh' fort, Jaume, hör' auf mich. Ich habe munkeln gehört, daß sie jeden einzelnen von euch holen wollen, der sich irgendwie hervorgetan hat. Seit man die Wachposten an der Brücke von Algorri umgebracht hat, sind sie auf Rache aus. Und Jaume: Ich habe nichts Unrechtes getan, und ich habe keinen Grund, mich zu verstecken. Und jetzt ... Er umarmt mich, das Haar noch ganz zerzaust, leb' wohl, und ich weine nicht, aber mir ist, als hätte man mir die Seele aus dem Leib gerissen. Und er sagt nichts weiter als, ihr müßt keine Angst haben ... bleibt ganz ruhig. Und ihn von hinten zu sehen, wie er da zwischen den Wachposten geht ... So viel kleiner als sonst kam er mir vor. Das Dorf schien wie leergefegt. Niemand war auf der Straße. Roseta von den Sebastiàs lehnte sich zum Balkon heraus. Die hatte keine Angst, grinste höhnisch, als sie unter ihr vorbeizogen. Auch die Haushälterin des Pfarrers öffnete ihre Balkontür, aber sie schaute sich ganz vorsichtig um, ohne sich sehen zu lassen. Ich bin ganz sicher: Hinter jedem Fenster gab es ein Augenpaar, das alles genau verfolgte. Jetzt, auf dem Lastwagen, nähert sich mir Mundeta aus Sarri, und ich erkenne auch andere Gesichter. Sie sagt mir, daß man uns nach Monsent bringt. Und was wird nur aus uns? Ihr haben sie den Sohn fortgeholt, auch heute Morgen. Mundeta ist nicht mehr jung, ihr Haar ist weiß und ihr Blick so müde. Da sind Leute aus Torve, aus Sant Damià, aus vielen Dörfern der gesamten Umgebung. Eine Frau erinnert sich an mich aus Ermita und sagt mir, daß der Vater sehr alt geworden sei, aber daß es ihm und meinen Geschwistern gut gehe. Ich höre das alles, so als ob ich unter einem großen Dach säße, und der Regen rauscht an dir vorbei, und du wirst nicht naß, bekommst keinen einzigen Tropfen ab. Und ich freue mich und empfinde doch keine Freude.
  • Autorenportrait
    • Maria Barbal, 1949 in den Pyrenäen geboren, studierte in Barcelona, veröffentlichte zahlreiche Romane; Pedra de tartera (Stein im Geröll) ist seit der Erstveröffentlichung 1985 in mehr als 40 Auflagen erschienen und wurde ins Spanische, Französische und Portugiesische übersetzt. Sie lebt in Barcelona und gilt als eine der wichtigsten und erfolgreichsten katalanischen Autorinnen der Gegenwart.