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Der 20.Juli 1944

Die Gesichter des Widerstands
ISBN/EAN: 9783886801558
Umbreit-Nr.: 153648

Sprache: Deutsch
Umfang: 352 S., 20 s/w Illustr.
Format in cm: 3 x 22.2 x 14.3
Einband: Leinen

Erschienen am 07.06.2004
€ 24,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Die Gesichter des 20. Juli <br /> <br />2004 jährt sich die Wiederkehr des 20. Juli zum sechzigsten Mal. Peter Steinbach folgt den Lebensläufen von Graf Stauffenberg, Generalmajor Henning von Tresckow, des Gewerkschaftlers Wilhelm Leuschner, von Carlo Mierendorff und Adam von Trott zu Solz. Er stellt den Lesern Dietrich Bonhoeffer vor, der in Berlin predigte, den Pfarrer Harald Poelchau, der den in Plötzensee inhaftierten Widerständlern Kassiber und Lebensmittel in die Zellen brachte. Er zeigt die Entstehung des Kreisauer Kreises und ihres konservativen Gedankenguts und schildert, wie Menschen sich zum Widerstand entschlossen, die ursprünglich die politischen Ziele Hitlers geteilt hatten.<br />Es gab nicht einen Widerstand, sondern zahlreiche Widerstände. Sie waren die Konsequenz einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit des nationalsozialistischen Staates. Sie verliefen niemals geradlinig, sondern sind durch viele Brüche und neue Anfänge gekennzeichnet. Beschreiben lässt sich der Weg in den Widerstand exemplarisch: als Geschichte von Menschen, die ihre Empörung über das Unrecht nicht verloren, die für Mitmenschlichkeit und die Ideale eines anderen Staates einstanden. Der Nachwelt hat sich ein Datum eingeprägt: der 20. Juli, der Tag des versuchten Attentats auf Hitler.<br /> <br />''In den letzten Jahren ist deutlich geworden, welche zentrale Rolle persönliche Beziehungen, gemeinsames religiöses und sittliches Herkommen beim Aufbau der Verschwörung gespielt haben.'' Winfried Heinemann in der FAZ<br /> <br /> <br />
  • Kurztext
    • "Der Historiker Peter Steinbach hat mit 'Der 20. Juli 1944 - Gesichter des Widerstands' die profilierteste und wohl einzige Neuerscheinung ohne TV-Starthilfe vorgelegt." dpa "Einfühlsam bemüht sich Steinbach, der auch Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Karlsruhe lehrt, die spezifischen Leistungen dieser Menschen im Widerstand zu erschließen. Das macht die Stärke dieses Buches aus." Süddeutsche Zeitung "Der Autor geht den Motiven und Zielen der Hitler-Gegner nach und spart auch das Problem der Verstrickung einzelner Verschwörer in der Politik und Praxis des NS-Regimes nicht aus." Die Zeit
  • Leseprobe
    • Vorwort Vor mehr als zwanzig Jahren wurde ich vom damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Richard von Weizsäcker eingeladen, gemeinsam mit dem Theologen Eberhard Bethge die Gedenkstätte Deutscher Widerstand neu zu konzipieren. Damals ahnte ich nicht, dass sich mir im Zuge dieser Arbeit ein Thema erschließen sollte, das mich seitdem begleitet. In der Tat erfüllt sich, was Ralph Giordano einmal sinngemäß gesagt hat: Durch die Beschäftigung mit der Geschichte des Widerstands gerät man in einen Kreis, den man nicht verlassen kann. Gemeinsam mit Johannes Tuchel, heute Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, und Professor Hans Peter Hoch, dem Gestalter der Gedenkstätte und ihrer zahlreichen Ausstellungen, unterstützt von einem Beirat, konnte die neu konzipierte Ausstellung im Sommer 1989 eröffnet werden. Manche Kontroversen um die Bewertung des Widerstands waren vorausgegangen. Diese hatten sich an der Absicht entzündet, eine bereits in den fünfziger Jahren begründete und in den sechziger Jahren erweiterte Gedenkstätte so auszubauen, dass die Breite, Vielfalt und Widersprüchlichkeit des Widerstands in seiner zeitlichen Entwicklung und graduellen Steigerung sichtbar werden konnte. Die »Gedenkstätte 20. Juli 1944«, die im Westen von Berlin lag, sollte sich als gesamtdeutsche Erinnerungsstätte begreifen und zur »Gedenkstätte Deutscher Widerstand« entwickeln. Um diesem Ziel gerecht zu werden, orientierten wir uns konsequent an einem »integralen Widerstandsverständnis«. Es kam uns darauf an, das Selbstverständnis der Regimegegner ernst zu nehmen, nach ihren Zielen und Motivationen zu fragen und so höchst unterschiedliche Erfahrungen, Motive und Ziele des gesamten Widerstands miteinander zu verbinden. Die Ausstellungs-Dokumentation sollte Bewertungen vermeiden, weil dies wichtige Bereiche definitorisch ausgeschlossen hätte. Als Widerstand sollte jede Aktivität gelten, die sich gegen die Herrschaft Hitlers gerichtet hatte und die Übernahme eines Risikos für Leib und Leben, aber auch für die Angehörigen bedeutet hatte. Fragen der Neuordnung nach der Beseitigung der Diktatur sollten zunächst in den Hintergrund treten, weil es vordringlich um den Sturz des Regimes ging. Die Regimegegner wussten, dass nach der Befreiung der politische Kampf um die Gestaltung neuer Strukturen einsetzen würde. Bis dahin galt: »Hitler muss weg!«. Fünf Jahre nach Eröffnung der neuen Ausstellung brachen noch einmal heftige Konflikte um die Wertung von Widerstand auf, die wie eine Wiederholung längst vergangener Kontroversen anmuteten. Übersehen wurde bei den erneuten Diskussionen, dass sich das integrale Widerstandsverständnis nicht zuletzt im Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands bewährt hatte, der unterschiedliche Geschichtsbilder zusammenführte und einander gegenüberstellte. Zehn Jahre später sind die Wogen der Erregung geglättet. Heute sind die Erinnerungen der Mitleidenden in den Hintergrund getreten; Zeitzeugen stammen, wie jede Fernsehdokumentation zeigt, überwiegend aus nachgewachsenen Generationen, die zunehmend Angelesenes und Gehörtes als unmittelbares Erlebnis auszugeben bestrebt sind und nur durch die Höflichkeit der Interviewer kritiklos bleiben. Viel entscheidender für die Würdigung des Widerstands sind neue Widerstandserfahrungen. Sie speisen sich nicht aus Protesterklärungen politischer Bewegungen, wie im Kampf gegen die Ostverträge, gegen Abtreibungsregelungen oder im Konflikt um die Nachrüstungsbeschlüsse, sondern verweisen auf Widerstandserfahrungen der Opposition im SED-Staat. Als die Gedenkstätte Deutscher Widerstand eröffnet wurde, hatten sich bereits Proteste oppositioneller DDR-Bürger gegen die SED-Führung zum Widerstand gegen die zweite Diktatur gesteigert. Die manipulierten Kommunalwahlen vom Mai 1989 lagen nicht einmal drei Monate zurück. Was sich in der DDR ereignete, war überraschend und wurde kaum angemessen verstanden. Hierzu trug bei, dass die Öffentlichkeit gelähmt war durch die Massak