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Todesarten

Über Bilder der Gewalt
ISBN/EAN: 9783882215571
Umbreit-Nr.: 970522

Sprache: Deutsch
Umfang: 271 S.
Format in cm: 2.4 x 22.5 x 15.8
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 12.10.2011
Auflage: 1/2011
€ 29,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • 'Die größte Kunst führt einen immer wieder zurück an die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz.' (Francis Bacon) Bildliche Darstellungen von Gewalt können erschrecken und verzaubern, verstören und erfreuen, ihre zwiespältige Wirkung verdanken sie auch der Distanz zum Dargestellten. Gewaltbilder stellen grausame Szenen vor Augen und bieten dem Betrachter die Möglichkeit zur sinnlichen Anschauung, zur meditativen Versenkung und zur intellektuellen Erkenntnis. Stets konfrontieren sie uns mit der Frage, wer wir sind und wie wir uns selbst verstehen müssen. In >Todesarten< nimmt Wolfgang Sofsky ausgewählte Bildwerke der Gewalt akribisch in den Blick. In glänzenden Einzelanalysen geht er ihrer ästhetischen Wirkung und imaginativen Kraft nach. So entsteht ein Bildpanorama von Mord und Totschlag, Kampf und Krieg, Strafe und Opfer, das neue Sichtweisen eröffnet. Von den Anfängen in den Höhlenzeichnungen von Lascaux über christliche Martyrienbilder bis zur modernen Kriegsfotografie erweist sich die abendländische Kunstgeschichte als eine Bildkultur der Gewalt.
  • Autorenportrait
    • Wolfgang Sofsky, geboren 1952 in Kaiserslautern, lehrte als Professor für Soziologie an den Universitäten Göttingen und Erfurt. Seit 2000 arbeitet er als Privatgelehrter, Essayist und politischer Kommentator. 1993 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch >Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager<. Seine Bücher wurden in über zehn Sprachen übersetzt.
  • Leseprobe
    • Bilder entmachten die Gewalt, rauben ihr die sinnliche Substanz und überwältigende Kraft. Auf Bildern ist Gewalt nur sichtbar, nicht riechbar, hörbar, tastbar, fühlbar. Bildgewalt ist daher ziemlich ungefährlich. Auf Bildern erscheint nur die im Bild anwesende Welt. Wie jedes Bildnis, das etwas darstellt, vergegenwärtigen Gewaltbilder Ereignisse, Szenen, Vorstellungen, die real nicht stattfinden. Bildlichkeit trennt die Sichtbarkeit eines Sachverhalts von der materiellen Anwesenheit der Tatsache. Die Ereignisse des Bildes sind nichts als Phantome. Man mag auf einem Bild einen schweren Gegenstand sehen, er ist nicht schwer. Man mag Blut und Wunden sehen, doch das gemalte Blut ist nicht warm und aus der Wunde fließt kein Blut. Die Ereignisse des Bildes gehören nicht der Realität an, sie bilden vielmehr eine Bildwirklichkeit eigener Art. Für Gewaltbilder ist nicht wesentlich, dass sie sich auf reale Begebenheiten beziehen. Die abgeschlagenen Häupter der Medusa, des Propheten Johannes, des Holofernes oder des Heiligen Dionysius existieren nur in Bildern. Wer Bilder verstehen will, kann nur hinsehen.