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Rue des Maléfices, Straße der Verwünschungen

Die geheime Chronik einer Stadt
ISBN/EAN: 9783882215557
Umbreit-Nr.: 970402

Sprache: Deutsch
Umfang: 445 S.
Format in cm: 3.5 x 22 x 15.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 25.11.2012
€ 34,90
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  • Zusatztext
    • Das 'größte Buch, das je über Paris geschrieben wurde' (Raymond Queneau): eine Art geheime Chronik des alten Paris, ein Kaleidoskop von Begegnungen und Begebenheiten während der Zeit der deutschen Besatzung. Yonnet, der in diesem Buch seine Erfahrungen als Widerstandskämpfer im Pariser Untergrund verarbeitet, findet Phantastisches und Mythisches im Alltäglichen, und schafft das verdichtete Portrait einer Stadt im Ausnahmezustand. Dabei entwickelt der schnelle Rhythmus seiner brüchigen Sprache, versetzt mit Straßenjargon und Lautsprachlichem, einen Sog von großer poetischer Kraft. Das als Meisterwerk gefeierte Buch blieb, neben einigen wenigen Theaterstücken, Gedichten und journalistischen Arbeiten, sein einziges Werk.
  • Autorenportrait
    • Jacques Yonnet (1915-1974) war ein französischer Erzähler, Chronist, genauer Beobachter, leidenschaftlicher Parisforscher, Poet, Vagabund und Antikonformist. >Straße der Verwünschungen< blieb sein einziger Roman. Er gilt bis heute als eine der besten Beschreibungen des Paris unter der deutschen Besatzung. Während des Krieges beteiligte sich Yonnet selbst aktiv an der Résistance.
  • Leseprobe
    • Um bis in das Herz einer Stadt vorzudringen, um ihre geheimsten Regungen zu erspüren, muss man mit schier unendlicher Zärtlichkeit vorgehen und mit einer Geduld, die einen manchmal zur Verzweiflung treibt. Man darf sie nur sacht berühren, ohne sie zu bedrängen, sie liebkosen, ohne allzu viele Hintergedanken, dies über Jahrhunderte. Die Zeit arbeitet für jene, die sich außerhalb der Zeit bewegen. Der kommt nicht wirklich aus Paris, kennt seine eigene Stadt nicht, der sich nicht auf ihre Spukgestalten eingelassen hat. Sich von der grauen Öde durchdringen lassen, eins sein mit dem schemenhaften und farblosen Schatten der toten Winkel, Teil der schweißnassen Masse werden, die immer zur selben Stunde aus den Metrostationen, den Bahnhöfen, den Kinos, den Kirchen strömt oder sickert; dem vereinsamten Spaziergänger ebenso ein stiller und diskreter Bruder sein wie dem Träumer in seiner empfindsamen Zurückgezogenheit, dem Schwärmer, dem Bettler und selbst dem Trunkenbold: Dies erfordert eine lange schwierige Lehrzeit, eine genaue Kenntnis der Menschen und der Orte, wie sie nur Jahre geduldiger Beobachtung vermitteln können. Gerade in unruhigen Zeiten bricht das wahre Temperament einerStadt hervor, umso mehr als Paris aus einer Verschmelzung von ungefähr sechzig Dörfern besteht. Seit dreizehn Jahren nun mache ich Aufzeichnungen aller Art, vor allem historiografische, denn das ist mein Beruf. Ich schäle heraus, was im Zusammenhang mit Ereignissen steht, deren Zeuge oder deren ganz und gar unbedeutender Protagonist ich war. Eine Art Scham, eine unaussprechliche Angst hinderte mich bis zum heutigen Tag daran, dieses Werk zu Ende zu bringen.