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Die fromme Revolte

Katholiken brechen auf
ISBN/EAN: 9783880951914
Umbreit-Nr.: 1832861

Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S.
Format in cm: 1.5 x 21 x 14.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 12.10.2009
Auflage: 1/2009
€ 17,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • InhaltsangabeVorwort 1. Der Götze 'Macht'. Rang und Namen stehen eng beisammen an des Lebens Tor Das enge Tor Befreit zum Hören Am Krankenbett Veni Sancte Spiritus 2. Ultra montes. Das Drama der römischen Kirche in der Neuzeit Ein sehr unbequemes Thema Der traurige Petrus Verzerrte Volkssouveränität: Die ultramontane Mobilisierung der Massen Neuzeitlicher Kult des Individuums: Papolatrie Ausstieg aus der Geschichte fehlbarer Menschen Spiegel des Rationalismus: Die Auflösung der Glaubenserfahrung im übernatürlichen Lehrsystem Universaljurisdiktion: Päpstliche Allgewalt über die ganze Kirche Katholizismus abseits von Freiheit, Menschenrechten und Zivilisationsringen Das autoritäre Führerprinzip der Kirche und der Faschismus Macht und Wahrheit, Mystik und Politik 3. Unheilbar katholisch. Ein Exkurs über Schönheit und Elend des Milieukatholizismus Kinderparadies und Altar Kleineleutelandschaft: Eine 'vollkommene Gemeinschaft'? Kräftig genährt: Nahrung wider den Fundamentalismus? Das katholische Selbstlobkollektiv und sein Selbsterhalt Ewig Kind der Mutter Kirche? Die Leutekirche befreit sich aus der Bevormundung 4. Das Reformkonzil. Ein Frühling, der die Eisheiligen in Angst versetzt Ein 'wirklicher Christ' wird Papst Das II. Vaticanum: Kontinuität oder Auf-Bruch? Die Lefèbvrianer: 'Ein Gift, das wir niemals trinken werden' Anbruch der Eiszeit Fahrplan zur Rückkehr der Konzilsgegner Schwarzer Karfreitag für das Konzil Paradoxe Intervention des Heiligen Geistes 5. Credo. Von Glaubensbildern und Zwangsdogmen Was will Gott uns eigentlich sagen? Israels 'theologia cordis' Das verlorene Paradies und die Inquisition Alles Leben wird jungfräulich geboren Osterglaube und Verwesung Drei Personen mit einer Natur und eine Person mit zwei Naturen? Das kalte Licht Luzifers: Platonische Dogmatik und digitales Zeitalter Geistige Not in der Ära des Konzilsrevisionismus 6. Priestermacht und Abendmahl. Rom will mit der Ökumene warten bis zum Weltuntergang Johannes XXIII., das Konzil und die römische Zensur Was meint Walter Kasper: Nur frommes Theater? Vom klugen Ungehorsam ohne Menschenopfer 7. Pro multis. Weltkirche oder große Sekte? Liturgie für die Welt oder Getto der Angst? Ausverkauf auf dem neoliberalen Weltanschauungsmarkt Eine Welt voller Ebenbilder Gottes Tanz der Kulturen und Religionen Bilder des Lebens und die Allgegenwart der Sakramente Donum vitae: Anwaltschaft für das Leben ohne die Hierarchie 8. Pacem in terris. 'Das Wichtigste ist der Friede' Die einzige vertonte Enzyklika der Geschichte Exkurs: Gewalt als massenkulturelles Erbe des Neoliberalismus Das Märchen vom 'humanitären Krieg' und eine ökumenische Erklärung Pax Christi oder Kirchenreförmchen? 9. Populorum progressio. Die Kirche der Armen und die Kirche der Reichen Die 'Hausordnung der Thora' Das Evangelium für die Armen Das Zeugnis der frühen Kirche Die Päpste und das Privateigentum Lateinamerika: Die Kirche bekehrt sich Ein Tribunal für das Heilige Offizium? Neoliberale Religion und ökumenischer Bekenntnisprozess Eine wichtige Frage: Afrika, quo vadis? Arbeiten Kaufen Sterben 10. Lumen gentium. Die Jordantaufe und der zivilisatorische Ernstfall Der Hochhauseffekt Die Lust am Untergang und das Vaterunser Jesus und die Zivilisation der Ungeliebten Klimawandel von der Angst hin zum Vertrauen Das Patriarchat und die Anbetung des Todes Eine Messe für Noah Chaim und seine Urenkel Ein Symbol für die Einheit der menschlichen Familie Statt eines Nachworts: Woran können wir uns erkennen? Abkürzungsverzeichnis der zitierten biblischen Bücher Literatur und Medien Ausgewählte Internetadressen
  • Autorenportrait
    • Peter Bürger (Jahrgang 1961) ist Diplom-Theologe, examinierter Krankenpfleger und arbeitet als freier Publizist in Düsseldorf. Seit 1980 Mitglied der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi; langjährige Tätigkeit in psychosozialen Berufsfeldern; 1999 Mitinitiator eines ökumenischen Bündnisses für die Rechte von Menschen auf der Straße. - Zahlreiche Veröffentlichungen zur sauerländischen Regionalkultur, Autor des Publik-Forum-Buches 'Das Lied der Liebe kennt viele Melodien', zuletzt vier Bücher zur Friedensfrage. Seine Studien über 'Krieg und Massenkultur' wurden 2006 mit dem Bertha-von-Suttner-Preis ausgezeichnet.
  • Leseprobe
    • Vorwort 'Viele werden sagen, ich wisse die Zukunft der Kirche auch nicht, von der ich rede. Und dabei haben sie recht, denn ich bin kein Prophet, und letztlich ist die Zukunft der Kirche ein Gegenstand der Hoffnung wider die Hoffnung und nicht eine Sache der Futurologie.' Karl Rahner: Strukturwandel der Kirche (1972) Dieses Buch ist geschrieben für römisch-katholische Christinnen und Christen. Es will Sie missionieren. Ich halte es für eine Frage des guten Anstandes, das gleich vorweg zu sagen. Die Botschaften des Buches lauten etwa: So viel Hässlichkeit hat unsere Kirche, haben wir einfach nicht verdient. - Treten Sie, wenn es Ihnen eben möglich ist, nicht aus, und ziehen Sie sich auch nicht in ein Schneckenhaus zurück. - Es ist nicht zu spät für eine glückliche Jugend der römisch-katholischen Kirche. - Es gibt gar nicht so wenige Leute, die das auch meinen. - Das richtige Wort für das, was ansteht, lautet nicht Reform, sondern Revolution. - Wir können bei diesem spannenden Unternehmen jede Menge fromme Leute gebrauchen, die in ihrem Leben wirklich mit Gott rechnen. Frömmigkeit ist ja etwas ganz Anarchisches, das sich von der Theologenpolizei gar nicht einkesseln lässt. Selbst aus den Reihen derer, die mir als 'römische' Katholiken nahestehen, höre ich natürlich schon den Einwand: 'Muss eine solche weitere Nabelschau wirklich sein?' Nicht wenige haben - ohne aus der Kirche auszutreten - sich längst außerkirchliche Wirkfelder und Heimatnischen gesucht. Für viele ist dies (oder eben ein Austritt) der einzig gangbare Weg, denn wir sind ja nicht getauft, um kirchlich verursachte Magenschmerzen zu Geschwüren auswachsen zu lassen und diese dann womöglich ein Leben lang zu pflegen. Doch es gibt unter den Bekümmerten auch sehr viele andere. Sie sind keineswegs die besseren Christen, nur weil sie 'auf unheilbare Weise katholisch' bleiben. Diese Gruppe erfährt in der Gegenwart, wie viele wunderbare Menschen allerorten zu ihr gehören. Wie könnte man diese Gruppe charakterisieren? Sie besteht aus Menschen, deren Herz vor den Toren Assisis erregt zu klopfen beginnt, während sie die Reiseetappe Rom oft als nichtssagend erleben und ratlos wieder verlassen. Mir ist in keiner Weise daran gelegen, das Wort zu ergreifen für eine Kirche, die sich als Selbsterhaltungskollektiv betätigt, die sich 'allein selig machend' dünkt und die immer noch nicht müde wird in ihrem ewigen Selbstlob. Gleichwohl zähle ich als Großstadtchrist mit ländlicher Herkunft zu jenen, die noch über den Leutekatholizismus gelernt haben, dass dies 'unsere Kirche' ist und dass wir diese Kirche sind. Ich möchte besonders auch andere aus der vermutlich letzten Generation der 'Milieukatholiken' ansprechen, die sich auf mannigfache Weise ihre Liebe zur Kirche bewahren konnten. Nach uns kommen Christinnen und Christen, die nicht mehr volkskirchlich sozialisiert sind. Sie haben das Anrecht auf eine Kirche, die sich als 'Sakrament des Heils für die Welt' - und alle Menschen - zu verstehen lernt. Auch für sie müssen wir der Umformung der römisch-katholischen Kirche in eine Sekte widerstehen. Vieles spricht dafür, dass ein solcher Beitrag gerade jetzt notwendig und auch aussichtsreich ist. Manche in der Klerikerhierarchie vermuten - nicht ganz zu Unrecht -, dass ihre Besitzstände auf Dauer nicht mehr durch die Leutekirche gesichert werden können. Mit liturgischem Narzissmus und einer Theologie der strikt übernatürlichen 'Wahrheiten' wollen sie den Weltanschauungsmarkt bedienen, auf dem es eine wachsende Nachfrage nach fundamentalistischer Angstbetäubung gibt. Was als Traditionsbewahrung auftritt, ist in Wirklichkeit postmodern: etwas von oben Konstruiertes. Das Zeitalter hält aber gleichzeitig Kommunikationsmöglichkeiten bereit, mit denen sich das Kirchenvolk untereinander verständigen kann - statt in alter Manier nur stets von oben herab mobilisiert und instrumentalisiert zu werden. Wir müssen freilich rückblickend verstehen, welches Drama sich in der neuzeitlichen