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Die Chamäleondamen

Roman
ISBN/EAN: 9783875124934
Umbreit-Nr.: 9301600

Sprache: Deutsch
Umfang: 238 S.
Format in cm: 2.2 x 20.6 x 14
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 21.10.2020
€ 20,00
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  • Zusatztext
    • Edith, Marita, Ellie und Hanne - Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter. Vier Frauen, vier Generationen, vier unterschiedliche Lebenswege. Sie eint das große Lebensthema: ihre Rolle als Tochter und Mutter und ihr unablässiges Ringen um das Wohlergehen ihrer Kinder, inmitten von Krieg, Verlust, Flucht und politischen Repressalien. Über mehr als 120 Jahre, über Länder- und Sprachgrenzen und politische Systeme hinweg, spannen sich ihre Geschichten. Nationalsozialismus, Kommunismus, Kapitalismus; Armut, Gefängnis, Fluchten; Geburt, Tod und Alltag. Mal feinsinnig, mal galgenhumorig erzählt Yvonne Hergane in schlaglichtartigen Anekdoten eine Mehrgenerationengeschichte. Eine vierfache Lebensreise voller Spannung und Emotion, ein Roman, der die großen Fragen aufwirft: danach, was Heimat ist und welchen Platz das kleine eigene Leben im großen Weltgeschehen einnimmt.
  • Autorenportrait
    • Yvonne Hergane, 1968 in Reschitza, Rumänien, geboren, zweisprachig aufgewachsen, kam mit 14 Jahren nach Deutschland. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Buchwissenschaft in Augsburg und München und arbeitet als Autorin sowie literarische Übersetzerin aus dem Englischen, vor allem von Kinder- und Jugendliteratur. Ihr Bilderbuch »Einer mehr« war für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, für »Sorum und Anders« erhielt sie den Leipziger Lesekompass; beide Bücher erschienen im Peter Hammer Verlag. Yvonne Hergane wohnt mit ihrer Familie nahe der Nordsee. »Die Chamäleondamen« ist ihr erster Roman.
  • Leseprobe
    • Mühsam kämpft sie sich den langen Weg von der Schule durch die Gassen in die Zweite Reih hoch, die volle Blase mit jedem Schritt schwerer, weil es in der Schule kein Klosett gibt, das man benutzen kann, ohne das bisschen kostbare Leckwarbrot vom Handfrühstück wieder auszuspeiben. An jedem anderen Tag schafft sie es mittags rechtzeitig nach Haus und aufs Häuserl, aber heute hat ihr ein dicker Stolperstein ein Schnippchen in den Knöchel geschlagen, sodass sie jetzt mindestens halb zu langsam den Berg hochhumpelt. Omama schlagt mi tot, wenn ich mir in der Hosn mach, dröhnt es in ihrem Kopf. Ist doch die einzige, die noch aus a bissl Zwirn und nit nur Löcher gmacht ist. Sie hievt sich weiter hinauf, ein Fuß, noch einer. Glei, glei is vorbei. Und dann is vorbei, der letztmögliche Schritt getan. Ellie kann sich nur noch zur Seite ducken, in den Gassengraben, fluchend darüber, dass grad jetzt zu wenig Brennnesselgestrüpp wuchert. Sie hockt sich hin, lupft das Kleid über die Knie, zerrt die Unterhose zur Seite und lässt laufen, lässt die Blase ihren geschwollenen Knöchel heilen, legt den Kopf in den Nacken und atmet aus. Als sie wieder sehen kann, richtet sie sich auf und will weiter. Aber da stehen sie schon, drei Bengel dünn wie Bohnenstangen, die Arme vor der Hühnerbrust verschränkt, die Mäuler zum Johlschlund aufgeklafft. Jetzt hammer die Ellie beim Pischen erwischt! Musst ja viel gsoffen ham, so wie's aus deim schwarzen Loch rausgloffen is! Damit und mit heilen Knöcheln rennen sie los, laufen der leckgeschlagenen Ellie, die ihnen nur mit aufgerissenen Augen hinterherschweigen kann, davon. Piiischi! Piiischi! Ellie Pischnellie macht Piiischi!, echot es den Berg herunter. Der Johann, der Heino, der Sepp, notiert sich Ellie im Kopf - für die Zeit, wenn ihr Knöchel und ihr Mumm wieder gesund sind. Piiischi! Piiischi! Schneller als das Licht verbreitet sich der Schall übers ganze Viertel, regnet über die Zweite Reih herab und durchnässt Ellie von Kopf bis Fuß.