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Radio Heimat

Geschichten von zuhause
ISBN/EAN: 9783821860725
Umbreit-Nr.: 1210688

Sprache: Deutsch
Umfang: 168 S.
Format in cm: 2 x 21.6 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 12.02.2010
€ 14,99
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • "Woanders is auch scheiße!" Erfrischend ehrlich, wahrhaft komisch, entwaffnend sentimental - Frank Goosens geschichtensattes Hohelied auf das, was ihm und auch uns allen Heimat ist: die liebenswerte Haut, aus wir nicht mehr können. Wo sonst auf der Welt wird die fröhliche Begrüßung "Ey, Jupp, du altes Arschloch!" als freundschaftliche und ehrerbietig empfunden? Nirgends, nur entlang der A 40, im Herzen der schönsten deutschen Provinz, die zwar nicht wirklich viel Gegend hat, dafür aber jede Menge skurrile, herzliche, raue, gnadenlos ehrliche Ureinwohner. Denn "es geht um die Menschen", und von diesen Menschen erzählt Frank Goosen in seinem ganz besonderen, sehr persönlichen Ton. Er fördert Kindheitserinnerungen von Omma und Oppa (die im Bochumer Rathaus wohnten und stadtbekannt waren) zutage, er durchstreift mit Mücke, Pommes und Spüli die Untiefen einer Jugend, er steht an der Seltersbude auf ein Bierchen, leidet und jubelt mit den Fans im Stadion, durchkämmt Schrebergärten und Zechen, Industriebrachen und Einkaufszentren.
  • Kurztext
    • In »Radio Heimat« entwirft Frank Goosen ein hochkomisches, vielstimmig-innigliches wie wahrhaftiges Porträt einer vorurteilsbehafteten Region, verleiht dem ?Pott? ? wenn auch kein hübsches, so doch ein überaus sympathisches ? Gesicht und schreibt ein Hohelied auf all das, was uns Heimat ist, auf unser Zuhause. An lauen Sommerabenden stehe ich gern auf der Eisenbahnbrücke am Lohring in Bochum und schaue auf meine Stadt. Ich sehe das Mercedes-Hochhaus am Bahnhof, die Fiege-Brauerei, das neue Hochhaus der Stadtwerke (das ein bisschen aussieht wie der Monolith aus ?2001?), die Türme von Propstei- und Christuskirche, und ganz rechts erkenne ich sogar noch den Förderturm des Bergbau-Museums. Und dann denke ich: Boah! Schön ist das nicht! Vielleicht nicht schön, aber doch ein Zuhause, auf das man irgendwie stolz sein kann. So wie Frank Goosen. Der Autor und Kabarettist bringt uns in seinem neuen Buch Bochum und das restliche Ruhrgebiet so nah, dass man als Auswärtiger richtiggehend Fernweh bekommt und als ?Eingeborener? sich und seine Gegend mit ganz neuen Augen sieht. Wobei, Gegend gibt?s ja im Ruhrgebiet gar nicht so viel und die ist auch nicht so wichtig, denn ? das Wichtige sind die Leute. Ein nicht besonders höflicher, aber dafür sehr direkter Menschenschlag, der das Herz am rechten Fleck trägt und sich einer bodenständig-bildhaften Sprache befleißigt: Kinder und kleine Menschen heißen gerne ?Furzknoten?, weniger attraktive Frauen ?Schabracken? und ebensolche Männer ?Schäbbige?. Auch Begrüßungen à la ?Ey Jupp, du altes Arschloch!? sind durchaus freundlich, ja geradezu ehrerbietig gemeint. Mit seinem sehr eigenwilligen, sehr ?goosenschen? Humor, Herzblut und jener Distanz, welche nur einer haben kann, der seine Heimat innig liebt, erzählt Frank Goosen in Radio Heimat von seiner Kindheit im Pott, von Omma und Oppa (die im Bochumer Rathaus wohnten und stadtbekannt waren), den Untiefen seiner Ruhrgebietsjugend mit seinen Kumpels Mücke, Pommes und Spüli, und natürlich seiner Liebe zum Fußball im Allgemeinen und dem VfL Bochum im Besonderen. Selbst die A 40 ist eine Ode wert, eine Huldigung auf die brutalste Hauptverkehrsader der schönsten deutschen Provinz. Oder die etwas betagteren Ruhrfrauen und ihre männlichen Pendants ? äußerst genau, fast sezierend und doch gleichsam liebevoll nimmt Frank Goosen diese besondere Spezies unter die Lupe: Wenn sie nicht im Haushaltskittel daherkamen, trugen diese Frauen Tantenpullover. Unifarbene Strickpullis mit V-Ausschnitt, die sich über einen unglaublichen Atomvorbau spannten. So was wird ja heute gar nicht mehr gebaut. Die Mieder, die das stützen mussten, waren Meisterleistungen der Ingenieursplanung, höchstens noch vergleichbar mit Bauwerken wie der Fehmarn-Sund-Brücke. Diese Pullis saßen so eng, das war praktisch gehäkeltes Neopren. Man fragte sich spontan: Wie kommt die Tante da überhaupt rein? Vermutlich wie der Christbaum ins Netz kommt: Im Altersheim stand auf dem Gang eine durchgeschnittene Tonne, da kam vorne der Pullover drauf, und hinten schoben zwei Zivis. Die alten Männer hörte man oft schon, bevor man sie sah. Ihnen ging ein abgehacktes Donnern voraus, und da wusste man gleich, da kommt wieder einer um die Ecke, der hat dreißig Jahre lang kaum das Sonnenlicht gesehen und hustet jetzt seine schleimigen Lungenreste auf den Bürgersteig hinaus. Und manchmal sah das, was da rauskam, aus, als würde es noch leben. Hackendes Lungendonnern ? der Soundtrack einer Kindheit im Ruhrgebiet.? Das typische Brauchtum des Ruhrgebiets weckt auch bei Lesern aus anderen Gefilden nostalgische Erinnerungen: an den ersten Klammerblues im elterlichen Partykeller, die unaufgeregte Idylle der Schrebergärten, das erste eigene Auto (auch wenn es nur ein Kadett mit durchgerosteter Hauptantriebswelle war). Den ganz eigenen Charme des Potts machen natürlich auch lukullische Spezialitäten aus ? allem voran natürlich Currywurstpommesmayo, wobei auch die Riesenbockwurst aus Goosens Stammkneipe zu Ehren kommt, kneipenintern übrigens nur ?Jungferntraum? geheißen. Die Frage, warum das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas 2010 geworden ist, stellt sich nach Lektüre dieses Buchs definitiv nicht mehr ? schließlich ist`s ?woanders auch scheiße.?