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Schrumpfende Städte 1

Internationale Untersuchung - Katalog zur Wanderausstellung
ISBN/EAN: 9783775714815
Umbreit-Nr.: 1062842

Sprache: Deutsch
Umfang: 735 S.
Format in cm: 3.2 x 22.5 x 17.2
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 08.09.2004
€ 39,80
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Ob in Großbritannien oder Belgien, in Finnland, Italien, Russland, Kasachstan oder China: überall schrumpfen Städte. Während man in den urbanistischen Debatten der vergangenen Jahre das Augenmerk hauptsächlich auf das Wachstum der Megapolen richtete, bilden sich parallel dazu Zonen der Schrumpfung, die von Bevölkerungsverlusten in Millionenhöhe und hoher Arbeitslosigkeit gekennzeichnet sind. Globalisierung und der Übergang zum Postsozialismus haben diesen Prozess, der in den westlichen Industrieländern mit der Suburbanisierung bereits früher eingesetzt hat, noch beschleunigt. Ausgehend von konkreten Fallbeispielen werden hier Ursachen und Dynamik von Schrumpfungsprozessen erstmals weltweit in den Blick genommen. Manchester/Liverpool (GB), Detroit (USA), Ivanovo (RUS) und Halle/Leipzig (D) stehen dabei im Zentrum einer internationalen Untersuchung, die sich auf die Lebensbedingungen und den kulturellen Wandel in von Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlicher Schrumpfung geprägten Stadtregionen konzentriert. Kulturelle Untersuchungen und künstlerische Beiträge sensibilisieren unsere Wahrnehmung eines hochbrisanten Phänomens, das als inneres Bild noch kaum existiert.(Englische Ausgabe ISBN 978-3-7757-1682-6) Ausstellungen: Biennale di Venezia, Venedig 10.9.-19.11.2006 · University of Tokio mit AkiDeCo Museum, Tokio Herbst 2006 · Pratt Manhattan Gallery/Van Alen Institute, New York November 2006 - Februar 2007 · Cranbrook Art Museum, Bloomfield Hills/Museum of Contemporary Art Detroit, Detroit Februar - März 2007 · afoundation, Greenland Street, Liverpool Sommer 2007 · E-Werk, Saarbrücken Herbst 2007 · Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt/Main November 2007 - Januar 2008 · Pro Arte Institute in Kooperation mit State Museum of History St. Petersburg Frühjahr 2008 · Und weitere Stationen
  • Kurztext
    • Die neue urbanistische Herausforderung.
  • Schlagzeile
    • Die neue urbanistische Herausforderung.
  • Leseprobe
    • WELTWEITES SCHRUMPFEN Tim Rieniets 6,1 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde, davon 3 Milliarden in Städten. Zu Beginn dieses Jahrhunderts werden erstmals mehr als die Hälfte aller Menschen in städtischen Gebieten leben, mit steigender Tendenz. Jedes Jahr kommen weitere 60 Millionen Menschen hinzu, mehr als eine Million jede Woche. Aber nicht alle Städte sind an diesem Wettlauf beteiligt. Stattdessen kündigt sich für das 21. Jahrhundert eine gegenläufige demografische Entwicklung an: Erstmals in der Geschichte werden Länder aus der jahrhundertelangen Phase des Bevölkerungswachstums in eine Phase lang anhaltender Bevölkerungsverluste eintreten ? ein Vorgang ohne historisches Beispiel. Was sich als ?demografische Zeitenwende?1 in einigen Ländern abzeichnet, ist auf dem Niveau städtischer Populationen längst Realität. Ob in Deutschland, den USA, Russland, China, Südafrika oder Chile, überall schrumpfen Städte. Schrumpfende Städte wurden bisher nur als singuläre oder regional begrenzte Ausnahmeerscheinungen betrachtet. Stattdessen dominierte das scheinbar unaufhaltsame Wachstum der Megastädte das Interesse der Medien und der Fachwelt. Die Bilder von den überquellenden Megapolen der südlichen Hemisphäre oder den neu aufsteigenden Wirtschaftszentren in Amerika und Asien wurden zu Symbolen für die allgegenwärtigen Wachstumsszenarien. Die weltweite Megapolisierung erreichte den Rang eines epochalen Phänomens. Schrumpfende Städte wurden hingegen nicht in dieser Perspektive wahrgenommen, wenngleich sie sich im 20. Jahrhundert ebenfalls zu einem Phänomen von globalem Ausmaß entwickelten. Erst heute, wo sich schrumpfende Städte zum unübersehbaren Problemfall verschiedener Länder ausgeweitet haben, entsteht ein Bewusstsein für die Tragweite dieser Entwicklung. In der Geschichte findet man zahlreiche Beispiele für schrumpfende Städte. Kriege, Katastrophen und Epidemien haben die Einwohnerzahlen von Städten oder ganzen Landstrichen dezimiert. Vereinzelt haben Städte auch ausgedehnte Phasen des Niedergangs erlebt, etwa das spätantike Rom oder Tokio Mitte des 19. Jahrhunderts, oder sie sind vollständig versunken, wie Atlantis, Troja oder die Städte der Mayas im 9. Jahrhundert. Die städtische Schrumpfung des 20. Jahrhunderts unterscheidet sich aber deutlich von den historischen Beispielen. Die Bevölkerungsverluste erstreckten sich über immer längere Zeiträume und vollzogen sich bei wachsendem Wohlstand und zu Friedenszeiten und nicht durch äußere, gewaltsame Einflüsse. Außerdem nahm die Zahl und geografische Verteilung der schrumpfenden Städte ein nicht gekanntes Ausmaß an. Während der Niedergang von Städten in der Geschichtsschreibung meistens als schicksalhafte Katastrophe dargestellt wird, beweist die Auswertung historischer Populationsdaten der jüngsten Vergangenheit,2 dass schrumpfende Städte keine Ausnahmeerscheinungen mehr sind. In vielen Regionen sind schrumpfende Städte heute zum Regelfall geworden. Etwa hundert Jahre nach dem Beginn der Industrialisierung und der dadurch ausgelösten explosionsartigen Verstädterung Europas mehrten sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts die schrumpfenden Städte und folgten zeitversetzt einem vergleichbaren geografischen Muster. Das überproportionale Wachstum der Städte begann zunächst in England und setzte sich im