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Spanien unter dem Halbmond

Unterwegs im abendländischen Morgenland
ISBN/EAN: 9783737412032
Umbreit-Nr.: 5603155

Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S., 50 farbige Zeichng.
Format in cm: 2 x 21.5 x 14.7
Einband: gebundenes Buch
Lesealter: 18-99 J.

Erschienen am 20.10.2022
Auflage: 1/2022
€ 24,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Tauchen Sie ein in die Geschichte des maurischen Spaniens: Der letzte Westgotenkönig sieht den adligen Jungfern heimlich beim Bade zu und verspielt Hispanien. Acht Jahrhunderte lang herrschen die Mauren über weite Teile der Iberischen Halbinsel, entwickeln die Baukunst, die Wissenschaften, die Landwirtschaft, die Dichtkunst und erheben das maurische Iberien zur fortgeschrittensten Zivilisation des Abendlandes. Dann wendet sich das Blatt im Bruderkrieg, das Kalifat von al-Andalus zersplittert in Emirate, die Christen Nordspaniens gewinnen militärisch die Oberhand, während die Emire sich gegenseitig bekämpfen oder auf dem Diwan liegen, sich von Hofpoeten ablenken, von Tänzerinnen betören und im Hamam massieren lassen. Die letzten Emire auf iberischem Boden bringen die Baukunst noch einmal zu höchster Blüte, doch sie sind sich des nahenden Endes bewusst und vergehen in Kriegen, Fraktionskämpfen und Melancholie.
  • Autorenportrait
    • Rolf Neuhaus, geb. 1951, promovierter Historiker, hat in der empirischen Sozialforschung und wissenschaftlichen Politikberatung in Bonn und Berlin gearbeitet, danach viele Jahre in Spanien verbracht, neben Artikeln eine Reihe von Büchern über Spanien geschrieben - zuletzt für das Verlagshaus Römerweg: Reisen nach Ophir. Er lebt in Andalusien.
  • Leseprobe
    • Als don Quixote de la Mancha im zweiten Teil des Quixote von der Mancha nach Aragonien zog, traf es sich, dass er in einer Schenke mit Maese Pedro zusammentraf, dem Puppenspieler, der das Spiel von der Befreiung Melisendras aufführte, diese 'wahrhaftige Historie, [] buchstäblich aus französischen Chroniken und spanischen Romanzen genommen'. Karl der Groe macht seinem Schwiegersohn Gayferos Vorwürfe, dass er in Paris müig beim Brettspiel sitzt, während seine Gemahlin, Karls Tochter Melisendra, immer noch zu Sansueña (Zaragoza) in maurischer Gefangenschaft schmachtet. Wütend wirft don Gayferos Brett und Steine weit von sich, leiht sich das wundertätige Schwert Durindana und das wundersam kriegerische Streitross seines Vetters Roland aus und macht sich auf den Weg. Nach nur einer Woche in Saragossa angelangt erblickt er auf dem Söller des Schlosses eine Dame in maurischer Kleidung, die sehnsüchtig nach Frankreich blickt. Es ist die unvergleichliche Melisendra, Gayferos gibt sich ihr zu erkennen, sie lässt sich vom Söller hinab, bleibt mit dem kostbaren Unterrock an einem Eisen hängen, umstandslos packt Gayferos sie und zieht sie auf sein Pferd herab, und froh und fröhlich schlagen sie den Weg ins Frankenland ein. Doch ein paar maurische Augen haben die Szene beobachtet und erstatten dem König Marsilio Bericht, der befiehlt, Lärm zu schlagen. Schon wird die Stadt vom Klang der Glocken erschüttert, die auf allen Türmen der Moscheen geläutet werden. 'Nein, sagte hierauf don Quixote, was die Glocken betrifft, fällt Meister Peter hierin aus der Rolle; denn die Mauren bedienen sich keiner Glocken, sondern der Trompeten und einer Art von Blasinstrumenten, die unseren Oboen gleichkommen. Aber in Sansuenna die Glocken läuten zu lassen, das ist ohne Zweifel eine groe Albernheit.' Eine ebenso groe Albernheit wie die des Rolandslieds, nach dem die Mauren Götzen verehrten und Apoll und Mahoma anbeteten. Und eine ebensolche Albernheit wie die der Romanzen von Gayferos, in denen der Maurenkönig von Sansueña nicht Marsilio, sondern Almansor heit - zwischen Karl dem Groen und Almansor lagen zwei Jahrhunderte. In den Romanzen sitzt Melisendra seit acht Jahren in Almansors Palast, nimmt die Treppe in die Freiheit statt den Luftweg, ein 'Mohrenhund' von Eunuch schlägt Alarm, und das liebende Paar entkommt nur dank des Pferdes Rolands und dessen Schwertes, glücklich reiten sie heim ins liebe Christenland. Almansor hatte sie zur Maurin machen und mit einem König Afrikas vermählen wollen. Eigentlich war Melisendra schon als junges Fräulein verheiratet worden. Nach der Romanze von der schönen Melisenda hatte sie sich in den Grafen Ayuelos verliebt, suchte ihn eines Abends in seinem Palast auf, gab sich in der Dunkelheit als Maurin aus und verbrachte mit ihm die ganze Nacht. Am Morgen entdeckte der Graf den Betrug, kniend und den Kopf gesenkt beichtete er König Karl die schandhafte Tat und erwartete des Schwertes Schlag, doch Carolus gab ihm zur Strafe seine Tochter zur Frau. Warum aber Gayferos acht Jahre verstreichen lie, bevor er sich bequemte, seine Gattin zu befreien, bleibt schleierhaft, im Quixote heit es, er habe die holde Melisendra schon vergessen. Als don Quixote sieht, wie viel maurische Reiterei hinter den beiden christlichen Liebenden herjagt, erhebt er sich von seinem Platz, um den Flüchtlingen zu Hilfe zu eilen, proklamiert, er dulde es nicht, dass an einem so berühmten Ritter und kühnen Verliebten Gewalt geübt werde, zieht den Degen, ist mit einem Sprung vor dem Puppentheater, fängt an, mit unerhörter Furie Hiebe auf die Puppenmauren auszuteilen, und verstümmelt und enthauptet die Maurensschaft. 'Kurz, in weniger als zwei Vaterunsern', so Cervantes in der Übersetzung Ludwig Tiecks, 'lag das ganze Schauspiel auf der Erde, alle Figuren und Verzierungen in kleine Stückchen zerschlagen, der König Marsilio schwer verwundet und dem Kaiser Carolus Magnus Krone und Kopf entzweigespalten.'