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Mitsukos Restaurant

Roman
ISBN/EAN: 9783630872735
Umbreit-Nr.: 1344498

Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S.
Format in cm: 4 x 22 x 14.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 26.01.2009
€ 19,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Zeremonien des Genusses - Rituale der Verführung Teeschalen im Vereinsheim, Yakuza am Mittelrhein: eine komische Geschichte über die schwärmerische Suche nach strenger Schönheit, purem Genuss und dem ganz Anderen in Gestalt einer Frau.Schon während ihrer Schulzeit haben sich der Gelegenheitsschauspieler, -koch und -dichter Achim Wiese und der plastische Chirurg Wolf Erben für japanische Kultur und Küche begeistert. Da entdeckt Achim Wiese, inzwischen Mitte zwanzig, 1992 bei einer Waldwanderung ausgerechnet im rustikalen Vereinsheim der Wanderfreunde Gurschebach e.V. ein japanisches Spezialitätenrestaurant. Achim, von der Entdeckung elektrisiert, ruft umgehend Wolf an, der ganz in der Nähe in einer bekannten Privatklinik angeheuert hat. Gemeinsam beginnen sie, das Lokal und seine Küche zu erkunden: eine erstklassige Küche, wie sich bald herausstellt, betrieben von der schönen und geheimnisvollen Japanerin Mitsuko.Fortan besucht vor allem Achim immer wieder das merkwürdige Restaurant. Achim gibt sich große Mühe, Mitsuko mit seinem Halbwissen über japanische Kultur, vor allem die Teekeramik, zu imponieren, um ihr näherzukommen. Allmählich wird er von der Gelegenheitsaushilfe zu ihrer rechten Hand, während Wolf immer häufiger mit japanischen Gästen bei opulenten Abendessen ausgelassen feiert. Als Achim sich in einem Geschäft nach einer wertvollen Chawan, einer kunstvoll gefertigten Teeschale, erkundigt, und dabei beiläufig »Mitsukos Restaurant« erwähnt, fällt erstmals das Wort »Yakuza«. Kurz darauf bricht tatsächlich ein japanischer Geschäftsmann im Restaurant zusammen und stirbt, was Wolfs berufliche Perspektive nachhaltig verändert. Und Achim kommt zunehmend der Verdacht, dass Mitsukos Geheimnis in Wirklichkeit auf Selbsttäuschung beruht und es Zeit wird, all den Trugbildern endlich eine echte Erfahrung entgegenzusetzen.
  • Kurztext
    • "Delikater und raffinierter als auf diese schwungvolle Weise lässt sich gehobene leichte Kost kaum zubereiten - ein Genuss!" Frankfurter Rundschau "Wie locker, ja scheinbar mühelos Peters alles in der Schwebe hält und damit lebendig werden lässt, das ist grandios gelungen, wie man überhaupt diesen Roman nicht aus der Hand legt. (...) Schlaffe, geschmacksneutrale Romane gibt es zwar (noch) nicht in deutschen Supermarktregalen, aber doch zuhauf abgepackt und eingeschweißt auf den Wühltischen der Buchkaufhäuser. Der Unterschied zu einer Literatur, wie Christoph Peters sie uns hier beschert, ist so himmelweit wie der zwischen Plastik-Sushi und frisch zubereitetem Shabu-Shabu." Felizitas von Lovenberg / "Christoph Peters ist ein eleganter, komischer und sinnlicher Roman gelungen, der nicht zuletzt auch das Essen an sich zelebriert." taz
  • Autorenportrait
    • Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018), dem Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt (2021) sowie dem Niederrheinischen Literaturpreis (1999 und 2022). Christoph Peters lebt heute in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm bei Luchterhand "Tage in Tokio" (2021) und "Der Sandkasten" (2022).
  • Schlagzeile
    • Rheingau-Literaturpreis 2009
  • Leseprobe
    • Es hei?, Riky? sei des ?fteren voll mit Sake durch die Gegend getorkelt", sagte Wolf. "Kann sein." "Darf er das als Tee-Meister und Zen-Priester ?berhaupt?" Achim ?berh?rte die Provokation und antwortete nicht. Wie immer freitags um diese Uhrzeit geriet der Verkehr, je n?r sie dem Stadtzentrum kamen, zunehmend ins Stocken. Tausende hatten sich in Kleinwagenverb?en und Bus-Konvois aufgemacht, um die Sinnlosigkeit ihres Daseins f?r ein Wochenende in der D?sseldorfer Altstadt zu ertr?en. Im Gegensatz zu Wolf, der dieses Revier selbst zuweilen nutzte, um ohne M?he und frei von sp?ren Komplikationen Frauen f?r spontanen Geschlechtsverkehr zu werben, fand Achim den Bezirk billig. "Der Mob auf dem Weg in die Versenkung", sagte er, als sie neben einem mit f?nf winkenden M?hen besetzten Opel Corsa zum Stehen kamen, woraufhin Wolf in obsz?nes Gel?ter ausbrach, "Schneckchen" schmatzte und zur?ckwinkte, als h?e er seine Pl? f?r den Abend soeben ge?ert. "Arschloch", brummte Achim. Einige hundert Meter weiter auf der Oberkasseler Br?cke, immer noch im Schrittempo, deutete er nach rechts und sagte: "Da hinten wohnt Beuys." Wolf zuckte mit den Achseln. "Beuys hat sich auch viel mit Japan besch?igt", sagte Achim. "Ein Mi?erst?nis." "Die Japaner sehen das anders." "Die Japaner verstehen uns heutzutage besser als sich selbst." Mittlerweile war es kurz vor sieben, das Museum hatte seit einer Stunde geschlossen, Wolf schimpfte: "Schei?Weiber", und Achim sagte: "Ach Quatsch." Sie schoben sich von Ampelphase zu Ampelphase ?ber die Hofgartenrampe in Richtung K?nigsallee, wo Wolf ein bestimmtes Parkhaus im Visier hatte, weil er sp?r eine Diskothek in der N? aufsuchen wollte. Dort trafen sich, wie er einem D?sseldorfer Stadtmagazin entnommen hatte, die T?chter der ortsans?igen japanischen Gesch?sleute zur Drogen- und Kontaktaufnahme. "Japanische M?hen", erl?erte Wolf beim Aussteigen, "werden dazu erzogen, ihren M?ern zu dienen, um sie gl?cklich zu machen, aber nicht durch christliche Sexualmoral genau daran gehindert." Achim seufzte. Als sie auf die Stra? traten, hatte es zu nieseln angefangen, so fein und schwebend, da?Schirme nutzlos gewesen w?n. Wolf fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dachte, da?Regenwasser seiner Frisur noch immer gut bekommen sei. Achim maulte: "Wegen deiner Schei?Disko latschen wir jetzt eine halbe Stunde durch den Regen." "Zehn Minuten. "F?nfzehn." "Stelle dich auf Regen ein, auch wenn es nicht regnet, lautet eine der sieben Regeln Rikyus." "Es regnet aber." "Dann d?rfte es erst recht kein Problem f?r dich sein." Da die Gesch?e bereits um halb sieben schlossen, waren Viertel, in denen weder Bierkneipen noch Speisegastst?en vorherrschten, um diese Uhrzeit bereits ausgestorben. "Ich bin wirklich gespannt", sagte Achim. "Auf rohen Fisch." "Vielleicht auch auf etwas anderes." "Du bist doch der Authentizit?fanatiker." "Ich meine nur, da?ich v?llig offen hingehe." Zu Beginn der Bolker Stra? schwenkten sie rechts in die kaum beleuchtete Grabbe-Stra?, an deren Ende unter einem ziegelgedeckten Vordach eine volumin?se rote Laterne den Eingang des Restaurants Kabuki markierte. Das Haus war ein sch?ger Zweckbau aus der Nachkriegszeit, hatte aber im unteren Teil mit Hilfe dunkler Balken und wei?r Blendplatten, auf die m?tige Schriftzeichen kalligraphiert waren, ein leidlich japanisches Gepr? erhalten. Hinter die Fenster waren traditionelle Papierw?e montiert, so da?die G?e im Innern ebenso vor neugierigen Blicken bewahrt blieben wie die Geheimnisse der K?che. Selbst der breite Schaukasten rechts der T?r war japanischer Herkunft, was man an den aufwendigen Holzverbindungen sah, die ein deutscher Schreiner ohne Zweifel durch Baumarktschrauben ersetzt h?e. Achim und Wolf versuchten zun?st, sich auf den verschiedenen Speise- und Getr?ekarten zu orientieren. Sie lasen, r?perten sich, lasen weiter, schwiegen. Vom Anfang der Stra? her wehte ein Klanggemisch aus volkst?mlicher Musik, elektronisch erzeugten Tanzrhythmen und