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Wissensarbeit und Arbeitswissen

Zur Ethnografie des kognitiven Kapitalismus, Arbeit und Alltag 5
ISBN/EAN: 9783593397832
Umbreit-Nr.: 3589055

Sprache: Deutsch
Umfang: 424 S., 1 sw Grafik
Format in cm: 2.6 x 21.4 x 14.1
Einband: Paperback

Erschienen am 08.10.2012
Auflage: 1/2012
€ 46,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • InhaltsangabeInhalt 1 Einführung Wissensarbeit und Arbeitswissen: Zur Ethnografie des kognitiven Kapitalismus Gertraud Koch und Bernd Jürgen Warneken11 Anmerkungen zu materiell-diskursiven Umwelten der Wissensarbeit Stefan Beck27 2 Wissensarbeit in den Creative Industries Design als postindustrielle Wissensarbeit Katrin Pallowski43 Fieldconfiguring Events (FCE): Raumpolitiken und professionelle Szenen im Designbereich Bastian Lange59 Wie stabilisieren Organisationen Wissen? Projektarbeit in den Creative Industries Hannes Krämer81 Usereinbindung im Web 2.0 - Front-Line-Work als strukturelle Schließung in Open-Innovation-Prozessen Christian Eismann und Sabine Hornung101 3 Körper Wissen Arbeit KörperWissen als Arbeitspraxis in der postfordistischen Dienstleistung Irene Götz121 Wohlfühlmanager der Berührungsindustrie - Ethnografisches über den Einsatz von Gefühl und inkorporiertem Wissen im Friseursalon Sarah Braun127 Erfahrungswissen und Körperarbeit als Arbeitsbewältigungsstrategien in der stationären Altenpflege Petra Schweiger143 Mit Leib und Wissen Mutter Petra Schmidt153 Den Körper ins Spiel bringen Manuela Barth167 4 Erfahrungswissen in verschiedenen Arbeitsfeldern Am Schalter au guichet: Kulturvergleichende teilnehmende Beobachtung des Umgangs mit 'Wissen' in Sozialbürokratien Franz Schultheis175 (Erfahrungs)Wissen als Planungsressource: Neue Formen der Wissens(ver?-)nutzung im Unternehmen am Beispiel agiler Entwicklungsmethoden Stefan Sauer und Sabine Pfeiffer195 Der Wandel von Arbeitswissen und Wissensarbeit: Das Beispiel Landwirtschaft Birgit Huber211 Die Ausbildung von Fachkräften als Konflikt um Wissens und Vermittlungsformen Anke Bahl227 Wissenswerter Smalltalk - Beobachtungen in einer Lebertransplantationsambulanz Katrin Amelang247 Videografische Zugänge zur Verwissenschaftlichung der Arbeit am Beispiel medizinisch-technischen Arbeitswissens Ines Langemeyer261 5 Wissensregimes in Verhandlung Kontrolle durch die (Selbst-)Objektivierung von Erfahrungswissen und Widersprüche im Konzept der Vertrauensorganisation Stephanie Porschen281 Prekäre versus kreative Arbeitskultur im Prozess der Computerisierung Nadine Müller299 Von TonTrägern und gespeicherten Klängen Digitalisierungsprozesse und die Veränderung der Arbeit in Medienarchiven Johannes Müske321 Wissensdynamiken und Flexibilisierung von Arbeit in der Luftfahrtindustrie: Der Trend zum multipel einsetzbaren Mitarbeiter Claudia Schlager335 Die BottlesUnitedTheorie Alpar Fendo347 Hochschulbildung: Vom öffentlichen Gut zur Ware zum Gemeingut? Andreas Wittel359 Arbeit an der Ware 'Ich': Zum subjektiven Umgang mit dem 'unternehmerischen Selbst' in Career Services Laura Glauser379 6 Wissen revisited Selektives Wissen Orvar Löfgren397 Autorinnen und Autoren417
  • Kurztext
    • Ausgehend von der Erkenntnis, dass Wissen prozessual und kontextabhängig ist, werden in diesem Band dessen Erzeugung und Nutzung mit ethnografischen Methoden untersucht. Dabei geht es neben der vieldiskutierten "Wissensarbeit" auch um das "Arbeitswissen" überhaupt. Anhand ganz unterschiedlicher Berufszweige von den Creative Industries über Forschung und Verwaltung bis zum medizinischen und pflegerischen Bereich wird dargestellt, wie sich der Umgang mit Wissen im Zeichen zunehmender Ökonomisierung verändert.
  • Autorenportrait
    • Gertraud Koch ist Professorin am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie an der Universität Hamburg. Zuvor war sie an der Zeppelin Universität tätig, wo sie von 2003 bis 2013 den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft und Wissenanthropologie inne hatte. Bernd Jürgen Warneken war außerplanmäßiger Professor am Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen.
  • Schlagzeile
    • Arbeit und Alltag
  • Leseprobe
    • Wissensarbeit und Arbeitswissen: Zur Ethnografie des kognitiven Kapitalismus Eine Einleitung Gertraud Koch und Bernd Jürgen Warneken In Gesellschaften, die sich selbst in der Transition zu Wissensgesellschaften begreifen, gilt Wissen als wesentliche Ressource, die Wohlstand, Entwicklung und nachhaltig produktive Arbeit sichern hilft. Wissen ist dabei allerdings, wie der britische Arbeitsforscher Collin Williams anmerkt, weniger als ein 'Rohstoff' und damit als gänzlich neuer Produktivfaktor zu verstehen. Vielmehr handele es sich bei der Betonung des Wissens um eine veränderte Perspektive auf den Faktor Arbeit und auch deren Kommodifizierung (Williams 2005; Williams 2007). Die mit dieser Fokussierung auf Wissen einhergehenden Veränderungen in der Ökonomie bezeichnet Moulier-Boutang (2001) mit dem Begriff 'capitalisme cognitif' (vgl. auch Pahl/Meyer 2007) und sieht diesen in Zukunft als primären Modus des kapitalistischen Wirtschaftens. Die Verfügbarkeit und der Zugriff auf sogenannte Externalitäten, also im Umfeld von Unternehmen vorzufindende und mit niedrigen Transaktionskosten einzuverleibende Ressourcen, die sogenannte 'netware', hat dabei einen zentralen Stellenwert. Aus Sicht der Arbeitsforschung stellen sich mit dem postulierten Bedeutungszuwachs von Wissen neue Fragen nach dem Zusammenhang von Wissen, Arbeit und deren kapitalistischer Verwertung. Dabei geht es nicht nur um die Wissensarbeit, die schon seit einiger Zeit als paradigmatisch für zukünftige Arbeitsformen diskutiert wird, sondern genereller um die Nutzbarmachung und die Honorierung verschiedener Wissensformen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Die Arbeitskulturenforschung kann mit einer kulturtheoretisch informierten Perspektive hier insbesondere auch die Engführungen kognitivistischer Wissensverständnisse erkennbar werden lassen. Der vorliegende Band, hervorgegangen aus einer Tagung im April 2011 an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, knüpft somit an die kulturanthropologischen und arbeitssoziologischen Diskussionen um den Stellenwert verschiedener Wissensformen in der heutigen Arbeitswelt an. Eine brauchbare Einteilung dieser Formen liefert Frank Blackler, der embrained, embodied, encultured, embedded und encoded knowledge unterscheidet (Blackler 1995). In vielen Analysen der aktuellen, postfordistischen Arbeitskultur wurde davon ausgegangen, dass im Zuge von steigender Verwissenschaftlichung und Informatisierung die Bedeutung von embodied knowledge (von stummem, spontanisiertem, erfahrungsbasiertem Wissen) und embedded knowledge (gruppen- oder organisationskulturell geprägtem Wissen) abnehme und embrained knowledge und encoded knowledge, also kognitives und objektiviertes Wissen, ins Zentrum rückten. Dieser Annahme ist jedoch insbesondere in den letzten Jahren immer mehr widersprochen worden. Dabei wurde vor allem von wissensanthropologischer Seite darauf hingewiesen, dass auch wissenschaftliches Wissen implizite, teils schwer benennbare Anteile hat und zudem in kulturelle Kontexte und soziale Arrangements eingebunden ist. Von arbeitssoziologischer Seite wurde gezeigt, dass nicht nur bei Arbeitswissen allgemein, sondern auch bei sogenannter Wissensarbeit situated skills und pragmatic knowledge eine wesentliche Rolle spielen. Informatiker zum Beispiel kommen nicht mit explizierbarem Fachwissen aus, sondern arbeiten auch mit praktischem Wissen und partizipieren an Handlungs- und Deutungsroutinen ihrer Abteilung. Postuliert wird darüber hinaus ein Trend zur Vervielfältigung der in die heutige Arbeitswelt einbringbaren Wissensformen. Demnach ermöglichen beziehungsweise verlangen die Produktivkräfte und die Organisationsformen der postfordistischen Epoche, dass Arbeitnehmer in ihre Arbeit mit dem ganzen 'kulturellen Gepäck' (Gorz 2003) einsteigen, das sie sich in ihrer Arbeits- und Freizeitbiografie erworben haben. Auch die Diagnose einer zunehmenden 'Subjektivierung der Arbeit' (Moldaschl/Voß 2002) schließt die wachsende Chan