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Familiales Scheitern

Eine familien- und kultursoziologische Analyse von Stanley Kubricks The Shining
ISBN/EAN: 9783593395012
Umbreit-Nr.: 1113418

Sprache: Deutsch
Umfang: 463 S.
Format in cm:
Einband: Paperback

Erschienen am 12.03.2012
Auflage: 1/2012
€ 52,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • InhaltsangabeInhalt Dank 11 1 Einleitung 13 1.1 Forschungsstand 21 1.2 Methode der objektiv-hermeneutischen Filminterpretation 26 1.3 Bedeutung der Dialoge im Film 31 1.4 Filmprotokoll 35 1.5 Theoriemodelle der Interpretation 39 1.5.1 Familiensoziologie 40 1.5.2 Beziehungsfallentheorie 49 2 Analyse des Films 56 2.1 Analyse des Filmtitels 57 2.2 Erläuterungen zum Filmprotokoll 61 2.3 Sequenzanalyse des Films 62 2.3.1 Vorspann 62 2.3.2 'The Interview' 71 2.3.3 'Closing Day' 134 2.3.4 'A Month Later' 199 2.3.5 'Tuesday' 215 2.3.6 'Saturday' 229 2.3.7 'Monday' 241 2.3.8 'Wednesday' 255 2.3.9 '4 pm' 384 3 Zusammenfassende Gesamtdeutung des Films 426 3.1 Zum Filmgegenstand 426 3.1.1 Die Beziehung zwischen Jack und Wendy 427 3.1.2 Die Beziehung zwischen Jack und Danny 428 3.1.3 Die Beziehung zwischen Wendy und Danny 429 3.1.4 Die familiale Interaktionsstruktur der Torrances 431 3.1.5 Das Verhältnis der Familie zu ihrer sozialen Umwelt 435 3.2 Die ästhetischen Darstellung des Filmgegenstandes im Kunstwerk 438 3.3 Methodische Schlussfolgerungen für die Kunstwerk- und Filmanalyse 452 Literatur 455
  • Kurztext
    • Der Film 'The Shining' zeigt das Scheitern einer Familie, das in dem Versuch des Familienvaters gipfelt, Sohn und Ehefrau zu töten. In einer detaillierten Analyse der Filmdialoge und der visuellen Darstellungsmodi rekonstruieren die Autoren die familiale Interaktion. Dabei entwickeln sie eine explizit soziologische Filmanalyse und zeigen, welchen Beitrag diese für die Filmwissenschaft leisten kann.
  • Autorenportrait
    • Oliver Schmidtke, Dr. phil., ist wiss. Assistent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt. Frank Schröder promoviert am Lehrstuhl II für Soziologie an der Universität Bamberg.
  • Leseprobe
    • 1 Einleitung Der Film The Shining (Regie: Stanley Kubrick) wurde 1980 erstmals im Kino gezeigt und gilt schon lange als ein Klassiker des Horrorgenres. Gegenstand des Filmes ist das Scheitern einer Familie. Die Dynamik dieses Scheiterns mündet darin, dass einer der Protagonisten - der Familienvater Jack Torrance - versucht, seine Frau Wendy und seinen Sohn Danny mit einer Axt zu töten und damit seine Familie auszulöschen. Die Gründe für die Entfesselung der katastrophischen Dynamik sind für den Zuschauer keineswegs leicht zu erschließen. Es scheinen keine die Mitglieder der Familie überfordernden äußeren Ereignisse oder durch Rahmenbedingungen gesetzte äußere Bedrohungen, sondern vielmehr diffuse, endogene in der Beziehungsstruktur der Familienmitglieder angelegte Prozesse zu sein, die die katastrophische Dynamik entfalten. Gegenstand unserer Studie ist die Rekonstruktion dieser diffusen, nicht offensichtlichen Prozesse und ihrer spezifischen Darstellung, die mit den ästhetischen Mitteln des Spielfilmes eine der innerfamilialen Dynamik entsprechende horrorhafte Dynamik erzeugt. Dargestellt wird im Film ein außeralltäglicher Prozess, der für die Zuschauer extrem anmuten muss. Solche Prozesse innerhalb von Familien sind jedoch empirisch weniger selten, als man angesichts der Abgründigkeit des Geschehens vermuten möchte. Es scheint kaum ein Monat zu vergehen, in dem nicht in der Öffentlichkeit von einem versuchten oder erfolgten erweiterten Selbstmord durch ein Familienmitglied berichtet wird. Kriminalistisch werden entsprechende Tathergänge als Amokläufe, erweiterte Suizide oder Murder-Suicide bezeichnet. Der Film zeigt somit ein in seiner Außeralltäglichkeit extremes Ereignis, das gleichwohl zum Gegenstandsbereich der erfahrbaren Welt gehört. Wenn man unterstellt, dass innerfamiliale Prozesse, die denen ähneln, bei denen es schließlich zur Tatausführung kommt, auch in Fällen sich vollziehen, die aus anderen Gründen keinen so katastrophischen Verlauf nehmen, so ist die Basis benannt, auf der eine Darstellung solcher Prozesse für ein allgemeines Publikum interessant sein kann. Der Film zeigt am extremen Scheitern einer Familie ein Potential auf, das auch in Fällen vorhanden sein kann, die letztlich keine solch katastrophische Dynamik entfalten. Diese einleitenden Überlegungen sollen die soziologische Filminterpretation als eine Forschungspraxis ausweisen, die die geisteswissenschaftliche sowie die kultursoziologische Filminterpretation transzendiert. Wir nehmen ausdrücklich in Anspruch, das Kunstwerk The Shining in einer Weise zu interpretieren, die die Werkanalyse als Rekonstruktion empirischer sozialer Realität versteht. Obwohl der Fall des Scheiterns der Familie Torrance in seiner spezifischen Konkretion ein fiktives Geschehen darstellt, das Werk ein Artefakt ist, muss der fiktive Fall unseres Erachtens als die Exemplifizierung einer strukturellen, empirisch wirksamen Realität gelten, die sich in unterschiedlichen Ausprägungen verkörpern kann. Diese Auffassung setzt voraus, dass die Analyse zwischen allgemeiner Struktur und fallspezifischer Ausprägung unterscheidet. In fallspezifischen Konkretionen manifestieren sich allgemeine soziale Strukturen, die durch eine detaillierte Analyse herausgearbeitet werden können. Mit Arnheim vertreten wir die Auffassung, dass sich in der Konkretion des Einzelfalles ein Allgemeines repräsentiert, das es in der Interpretation zu bestimmen gilt: 'Ähnlich wie beim Kulturfilm interessiert uns beim Kunstfilm die Geschichte irgendwelcher Einzelmenschen, weil sie etwas Allgemeines, etwas allen oder vielen Menschen Gemeinsames repräsentiert. Im täglichen Leben gibt es häufig das Interesse am Einzelfall als solchem: wir kümmern uns um die Schicksale unsrer Verwandten, eines Freundes, eines Ministers - im Kunstwerk tritt das Einzelschicksal immer nur beispielhaft auf. Der im erzählenden Kunstwerk dargestellte Einzelfall erlangt die Anteilnahme des Zuschauers nur deshalb, weil er