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Dolce Vita?

Das Bild der italienischen Migranten in Deutschland
ISBN/EAN: 9783593394824
Umbreit-Nr.: 1113318

Sprache: Deutsch
Umfang: 299 S., 5 sw-Grafiken
Format in cm: 1.8 x 21.3 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 04.10.2011
Auflage: 1/2011
€ 52,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • In den 1960er-Jahren noch als 'Messerstecher' und 'Frauenhelden' wahrgenommen, gelten italienische Migranten heute als perfekt integriert. Dass die Italiener und ihr Land vor allem als Projektionsfläche für die Sehnsüchte der bundesrepublikanischen Gesellschaft dienten, zeigen die Beiträge in diesem Band. Sie stellen dem Bild vom Dolce Vita die reale Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssektor gegenüber. 'Positive Vorurteile', so das Fazit, übertünchen die oftmals schwierige Situation der Migranten.
  • Kurztext
    • In den 1960er-Jahren noch als 'Messerstecher' und 'Frauenhelden' wahrgenommen, gelten italienische Migranten heute als perfekt integriert. Dass die Italiener und ihr Land vor allem als Projektionsfläche für die Sehnsüchte der bundesrepublikanischen Gesellschaft dienten, zeigen die Autorinnen und Autoren in diesem Band. Sie stellen dem Bild vom Dolce Vita die reale Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssektor gegenüber. 'Positive Vorurteile', so das Fazit, übertünchen die oftmals schwierige Situation der Migranten.
  • Leseprobe
    • Die italienische Mafia in Deutschland Rocco Sciarrone und Luca Storti Das Bild der Italiener in Deutschland zeichnet sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch positive Konnotationen aus. Die Nachfahren der italienischen 'Gastarbeiter' gelten als völlig integriert, teilweise sogar als Botschafter eines beneidenswerten Lebensstils. Dennoch enthält dieses Bild eine gravierende Schattenseite, und zwar die Vorstellung, mit der italienischen Einwanderung in die Bundesrepublik sei auch die Mafia 'eingesickert'. Obwohl oder gerade weil die Präsenz der italienischen Mafia in Deutschland eine breite Resonanz in den Medien findet, herrscht über das Thema große Unklarheit, wobei traditionelle Stereotype eine sachliche Betrachtung des Phänomens sehr erschweren. Der vorliegende Aufsatz soll das Vordringen der italienischen Mafia nach Deutschland von stereotypen Wahrnehmungen befreien und dessen zentrale Merkmale herausarbeiten. Die Vorgehensweise unserer Argumentation gliedert sich in drei Teile. Im ersten Schritt wird ein analytischer Rahmen skizziert, der zur Einordnung des Phänomens Mafia unentbehrlich ist. Im zweiten Schritt soll auf die Kapazität und Fähigkeit der Mafia eingegangen werden, sich über ihren ursprünglichen sozio-territorialen Kontext hinaus zu verbreiten. Die Klärung dieses Aspekts stellt eine Voraussetzung dar, um die Präsenz der Mafia in Deutschland nachvollziehen zu können. Denn bei der realen oder mutmaßlichen Präsenz italienischer, auf kriminelle Geschäfte ausgerichteter Gruppen in der Bundesrepublik geht es um einen konkreten Fall der Expansion der Mafia. Die auf dieser Grundlage im dritten Schritt formulierten Schlussfolgerungen stützen sich vor allem auf die Ergebnisse behördlicher Ermittlungen. Im Fazit schlagen wir schließlich eine Brücke zwischen den gewonnenen Erkenntnissen und den öffentlichen Debatten über die Mafia in Deutschland. 1. Was ist die Mafia? Mafia zu definieren, ist sicherlich nicht einfach, da diese wie kaum ein anderer Gegenstand sonst von Stereotypen und Gemeinplätzen umgeben ist. In solch populären Sichtweisen repräsentiert die Mafia häufig ein schwer fassbares Phänomen, das als Überbleibsel der 'Tradition' gilt, also als archaisch und einer rückständigen Gesellschaft zugehörig. Dabei handelt es sich um wiederkehrende Darstellungen, die sich in der kollektiven Vorstellungswelt festgesetzt haben, auch weil ihnen in literarischen Werken, in journalistischen Reportagen und in Fernsehen wie Kino breiter Raum gewährt wird. Diese mehr oder weniger vereinfachten Darstellungen stehen in einem kuriosen Zusammenhang mit dem konkreten Phänomen selbst. Aus den stereotypisierten Repräsentationen der Mafia und der zu ihrer Beschreibung gebrauchten Rhetorik haben die Mafiosi selbst gelegentlich Ideen und Anregungen für Verhaltensweise, Sprachgebrauch und sogar Kleidungsstil bezogen. Umgekehrt sind einige der Gemeinplätze über die organisierte Kriminalität von den Mafiosi selbst genährt worden, um ihre eigene Reputation zu beeinflussen. Das gilt beispielsweise für den 'Mythos' von einer 'guten' alten Mafia, welche die traditionellen Werte habe bewahren wollen, im Gegensatz zu einer vermeintlich 'bösen' neuen Mafia, die ohne Prinzipien und gänzlich den Geschäften verfallen sei. Weiter muss ergänzt werden, dass im allgemeinen Wortschatz der Ausdruck 'Mafia' fast ein Allerweltsbegriff geworden ist, mit dem man allgemein einen breiten Tatbestand von Erscheinungen bezeichnet, die in Zusammenhang mit Devianz, Kriminalität oder Gewalt stehen. Er wird als Metapher für Fälle gebraucht, bei denen Bestechlichkeit oder eine partikularistische Logik zu Ungunsten universalistischer und leistungsorientierter Prinzipien vorherrschend sind. In diesem Sinn ist Mafia eines der wenigen Lemmata der italienischen Sprache, die in der ganzen Welt verbreitet sind. Es soll hier nur ein Beispiel genannt werden, um diesen Sachverhalt vor Augen zu führen. Bei einer Auswertung der von Süddeutscher Zeitung und Frankfurter All