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Mobilität und Mobilisierung

Arbeit im sozioökonomischen, politischen und kulturellen Wandel, Beiträge zur ethnografischen Arbeitskulturenforschung 1, Arbeit und Alltag 1
ISBN/EAN: 9783593392806
Umbreit-Nr.: 1154314

Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S., 15 Fotos, 2 Tab.
Format in cm: 3 x 21.5 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 13.09.2010
Auflage: 1/2010
€ 56,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Vom Migranten bis zur Managerin - Mobilität ist eines der Merkmale der Globalisierung geworden. Viele sehen sie als Chance, um ihren Alltag selbstbestimmter zu gestalten. Negative Aspekte wie das Leben in der Illegalität, fehlende Integration oder unsichere Lebensplanung werden hingegen häufig ausgeblendet. Die Autorinnen und Autoren untersuchen den Wandel von Leben und Arbeiten in der globalen Welt und zeigen, wie wichtig die Mobilisierung von lokalen Ressourcen wie familiären Netzwerken ist, um räumliche, soziale sowie geistige Mobilität zu bewältigen.
  • Kurztext
    • Vom Migranten bis zur Managerin - Mobilität ist eines der Merkmale der Globalisierung geworden. Viele sehen sie als Chance, um ihren Alltag selbstbestimmter zu gestalten. Negative Aspekte wie das Leben in der Illegalität, fehlende Integration oder unsichere Lebensplanung werden hingegen häufig ausgeblendet. Die Autorinnen und Autoren untersuchen den Wandel von Leben und Arbeiten in der globalen Welt und zeigen, wie wichtig die Mobilisierung von lokalen Ressourcen wie familiären Netzwerken ist, um räumliche, soziale sowie geistige Mobilität zu bewältigen.
  • Autorenportrait
    • Irene Götz ist Professorin für Europäische Ethnologie an der LMU München, Barbara Lemberger und Katrin Lehnert promovieren dort. Sanna Schondelmayer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im SFB 580 der Universität Jena sowie freiberufliche Trainerin.
  • Schlagzeile
    • Arbeit und Alltag
  • Leseprobe
    • Mobilität und Mobilisierung - dieses Begriffspaar verweist auf den vielschichtigen Charakter eines zentralen Narrativs gegenwärtiger Gesellschaften, das sich in engem Zusammenhang mit Entwicklungen der Wirtschafts- und Arbeitswelt herausgebildet hat. Mobilitätsformen und -prozesse sind grundlegende Voraussetzung und zugleich (Neben-)Folge gesellschaftlicher Transformationen, die Alltage und Lebenskonzepte vieler Menschen nachhaltig verändern. Durch das Mobilsein eröffnen sich individuelle, gesellschaftliche und ökonomische Spielräume und Lebensperspektiven. Persönliche Erfahrungshorizonte - zum Beispiel hinsichtlich Zeit und Raum (Kaschuba 2004) - erweitern beziehungsweise verdichten sich; räumliches Mobilsein erfordert nicht nur, sondern generiert auch besonderes Wissen und kann soziale Mobilität nach sich ziehen. (Ein-)Wanderung und (Trans-)Migration, Waren- und Wissenstransfers in neuen transnationalen Räumen haben - vor allem in den urbanen Milieus - auch für jene den Alltag verändert, die sich selbst gar nicht räumlich wegbewegen, sondern am Arbeitsplatz, in den Schulen, in den Stadtlandschaften zumindest oberflächlich und flüchtig einer Globalisierung und Hybridisierung von Vorstellungswelten und Lebensstilen begegnen. Für die mobilisierten Akteure jedoch stellt das Mobilsein zugleich eine Anforderung dar, die negative Begleiterscheinungen haben kann: Je nach sozialer und regionaler Herkunft sind dies beispielsweise ein Leben in prekären oder illegalisierten Verhältnissen (insbesondere für die Migrierenden aus dem Süden); aber auch für die aus relativ gesicherten Verhältnissen heraus mobilisierten Arbeitskräfte können fehlende Integration und unsichere Planungshorizonte, Trennungen von der Familie und Überlastungen aller Art die Folge der "Vielreiserei", der Zeitverdichtung und häufigen Ortswechsel sein. So ruft Mobilsein, auch wenn es Horizonte erweitert, zu einem modernen Leben vielfach dazu gehört und als berufsbedingte Praxis Renommee bringt, oft spezifische Strategien hervor, die seine problematischen Aspekte bewältigen helfen: Praktiken der Verortung und des place making (Vonderau 2003), der Entschleunigung, der Suche unterstützender lokaler Ressourcen und Netzwerke oder auch der Verweigerung beziehungsweise der Abschottung in Form von neuen Nationalismen und borniertem Beharren auf das Eigene, zumal in besonders konkurrenten ökonomischen Krisenzeiten. Auch auf der Meso- und Makroebene der staatlichen Institutionen und transnationalen Nicht-Regierungsorganisationen, der internationalen Unternehmen und lokalen Grenzadministrationen, der Medien mit ihren Imaginationen und Rhetoriken werden Bewältigungsstrategien und Bearbeitungsformen, Beurteilungen und Regulierungen der vielfältigen Formen von Mobilität mit gebildet. So ist der mobile Akteur beziehungsweise die mobile Akteurin jeweils in kontextspezifische "Mobilitätsregimes" (vgl. Kesselring/ Vogl in diesem Band) eingebunden, die je spezifische Chancen und Risiken der Mobilität und ihrer Grenzen mit hervorbringen und formen. Politiker und Ökonomen blenden die Ambivalenzen meist aus und begreifen Mobilität - jedenfalls der erwünschten, qualifizierten Arbeitskraft - oft sehr eindimensional als wesentlichen Bestandteil und als Voraussetzung gesellschaftlichen Wohlstands: So wird von administrativ-politischer Seite versucht, diese unter kontrollierten Bedingungen zu fördern oder auch erst herzustellen, wie etwa die Deklarierung und Institutionalisierung eines EUeuropäischen Bildungs- und Arbeitsraumes zeigt. Die räumliche, soziale und geistige Mobilität, die Mobilisierung von Mensch und Ressource, wird so von vielen Zeitgenossen in Wissenschaft, Medien, Politik und Ökonomie als unabdingbares und symbolisches Kapital für die Beschäftigungsfähigkeit des homo oeconomicus postuliert. Andere Gesellschaftstheoretiker, etwa Zygmunt Bauman (1997) oder Richard Sennett (1998), werden nicht müde, die politischen, sozialen und psychischen Folgen weitgehend flexibilisie