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Love me or leave me

Liebeskonstrukte in der Populärkultur
ISBN/EAN: 9783593390239
Umbreit-Nr.: 1280699

Sprache: Deutsch
Umfang: 231 S., 31 Fotos
Format in cm: 1.6 x 21.5 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 05.10.2009
Auflage: 1/2009
€ 24,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Romantische Liebesideale, die als heterosexuell, monogam, in höchstem Maße subjektiviert beschrieben werden können, dominieren nach wie vor unsere Vorstellungen von Liebe. Die Autorinnen und Autoren konfrontieren diese Lebens- und Liebessituationen mit Bildern aus dem medialen Alltag. In diesem Spannungsfeld zwischen persönlichen Beziehungen, gesellschaftlichen Normierungen und etablierter Geschlechterordnung transportiert Popkultur visuelle und sprachliche "Liebes-Codes", deren Bildung und Funktion analysiert wird. Mit Beiträgen von Eva Illouz und Eitan Wilf, Doris Guth, Ruby Sircar, Andrea Braidt, Diedrich Diederichsen, Angelika Baier, Heide Hammer und Gabriele Resl, Stephanie Kiessling, Sissy Szabó
  • Leseprobe
    • Love me or leave me - Eine Einleitung Doris Guth, Heide Hammer "Axiom I. Die Anziehung zwischen der einen und der anderen Person ist direkt proportional zu den Vorzügen der anderen und umgekehrt proportional zum Quadrat der Entfernung zwischen uns", schrieb Bertrand Russell am 19. Juli 1911 an Lady Ottoline Morrell. Seine professionelle Gewohnheit der Begriffsklärung versucht der Mathematiker und Philosoph Russell auch in diesem Liebesverhältnis anzuwenden; eine Denkbewegung, die seine Verzweiflung über die ungleiche, für ihn weitgehend unbefriedigende Beziehung zu einer Frau des britischen Hochadels mit Ehemann und zahlreichen Liebhabern nicht hinreichend erfassen konnte. Den Unzulänglichkeiten, eine angemessene Beschreibung von Liebe zu präsentieren, entgegnen poetische Werke und Arbeiten aus den vielfältigen Disziplinen der Kunst. Darin wirkt Sprache nicht immer als Medium sich und seine Gefühle zu erklären; das konkrete Gegenüber, die Person, der die Liebeserklärung gilt, ist jedoch zentral. Zugleich sind Liebesverhältnisse nicht nur ein kunstimmanenter Gegenstand der Auseinandersetzung, sondern auch ein wesentlichen Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Jene Formen der Begegnung mit den jeweils Nächsten sind Konstituenten des umgebenden sozialen Gefüges. Kulturwissenschaftliche oder soziologische Ansätze verstehen Liebe als eine kulturelle Praxis, die sich im komplexen Zusammenspiel von individuellem Erleben, physiologischen Faktoren und gesellschaftlichen Implikationen bewegt. Lieben will gelernt sein - im Rahmen juristischer, moralischer, religiöser und politischer Bedingungen, die normativ festlegen, was individuell wahrnehmbar und erlaubt ist. Die Kontingenz der als selbstverständlich und scheinbar natürlich erlebten westlichen Liebesvorstellung, die romantische Liebe, wird durch den Vergleich mit anderen Liebeskonzeptionen deutlich. Dahingehend illustrativ wirkt die Beschreibung sprachlicher Varia- tionsmöglichkeiten der indopazifischen Gesellschaft der Makasser. In der Sicht der Ethnologin Birgitt Röttger-Rössler ist dieses Liebesmodell durch eine deutliche Geschlechtertrennung, die Tradition der arrangierten Ehe und die Polygynie gekennzeichnet. Im Makassarischen gibt es circa 25 Wörter für das deutschsprachige Wort "lieben", das sehr pauschal von "Ich liebe Musik" bis zu "Ich liebe dich" verwendet wird. Dagegen werden die unterschiedlichen Begriffe im Makassarischen sowohl nach der Wahl des Liebesobjektes (Partner, Kinder, Gegenstände und so weiter) als auch nach ihrer emotionalen Intensität differenziert. Es ermöglicht ebenso eine genaue Unterscheidung der verschiedenen Phasen der Verbundenheit zwischen PartnerInnen innerhalb der arrangierten Ehe, die von anfänglicher Sympathie bis zu tiefer emotionaler Zuneigung reichen. Ergänzt wird das komplexe Unterscheidungssystem durch die Berücksichtigung der Prozesshaftigkeit des Liebesgeschehens, seine Wandelbarkeit im Laufe eines Beziehungslebens. Die romantische Liebe als eine mögliche Form der kulturellen Liebespraxis entwickelte sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Trotz stetiger Transformationen des Konzepts zeichnen die gegenseitige Erwiderung der Liebe, die Einheit von Sexualität und affektiver Zuneigung, sowie die Betonung der Individualität nach wie vor romantische Vorstellungswelten aus. Die Einzigartigkeit der Liebe bestätigt die Einzigartigkeit des Individuums, wie in dem Song "Love me or leave me" - unter anderen von Nina Simone interpretiert - zum Ausdruck kommt: "Your love is my love. My love is your love". Der darin enthaltene Wunsch nach symbiotischer Verschmelzung und Entgrenzung ist verbunden mit der Konzentration auf eine konkrete Person. In dieser absoluten Setzung der Liebe wird das Paar konstituiert, dessen ausschließliche, gegenseitige Zuneigung eindringlich proklamiert werden kann: "There's no love for nobody else. Say, love me or leave me and let me be lonely You want believe me but I love you only I'd rather