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Animal Spirits

Wie Wirtschaft wirklich funktioniert
ISBN/EAN: 9783593389370
Umbreit-Nr.: 1647276

Sprache: Deutsch
Umfang: 300 S.
Format in cm: 2.8 x 22 x 15
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 25.03.2009
Auflage: 1/2009
€ 34,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Autorenportrait
    • George A. Akerlof ist Professor für Wirtschaftswissenschaften in Berkeley und erhielt 2001 den Wirtschaftsnobelpreis, zusammen mit Joseph E. Stiglitz und Michael Spence. Robert J. Shiller ist Ökonomieprofessor in Yale. Bei Campus erschienen von ihm bislang 'Irrationaler Überschwang' (2000) und 'Die neue Finanzordnung' (2003).
  • Schlagzeile
    • Neue Ökonomie für eine neue Weltwirtschaft
  • Leseprobe
    • Vorwort Es gibt zuweilen verräterische Momente im Leben. In Henry James' Roman Die goldene Schale genügt der amerikanischen Erbin ein einziger Blick, um ihren Verdacht bestätigt zu finden: Ihr Ehemann und die Frau seines Vaters sind tatsächlich ein Paar.1 Für die Weltwirtschaft war der 19. September 2008 ein solcher besonderer Augenblick. Der US-Kongress hatte seine Zustimmung zu dem 700 Milliarden US-Dollar schweren Rettungsplan verweigert, den Finanzminister Henry Paulson vorgeschlagen hatte (gleichwohl besann er sich später eines Besseren). Der Dow-Jones-Aktienmarktindex fiel um 778 Punkte. Überall auf der Welt gingen die Börsenkurse auf Talfahrt. Plötzlich rückte das, was zuvor lediglich als weit entfernte Möglichkeit erschienen war - eine Wiederkehr der Großen Depression -, in greifbare Nähe.2 Die Große Depression der 1930er Jahre war die Tragödie des 20. Jahrhunderts. Sie brachte der ganzen Welt massenhafte Arbeitslosigkeit. Allein das wäre schon schlimm genug gewesen, doch darüber hinaus führte das von ihr erzeugte Machtvakuum in den Zweiten Weltkrieg. Diesen Krieg bezahlten mehr als 50 Millionen Menschen mit ihrem Leben.3 Eine Wiederkehr der Großen Depression ist heute denkbar, denn in den letzten Jahren sind die Ökonomen, die Regierungen und die breite Öffentlichkeit selbstzufrieden geworden. Sie haben die Lehren vergessen, die aus den Ereignissen der 1930er Jahre gezogen wurden. In den damaligen harten Zeiten erfuhr die Welt auf schmerzliche Weise, wie die Wirtschaft wirklich funktioniert. Wir lernten überdies die angemessene Rolle des Staates in einer widerstandsfähigen kapitalistischen Wirtschaft kennen. Dieses Buch bringt diese Lektionen wieder in Erinnerung und versieht sie mit einem modernen Anstrich. Um zu verstehen, wie die moderne Weltwirtschaft in die Sackgasse geraten ist, müssen wir unser Wissen erneuern. Noch wichtiger aber sind diese Lektionen, weil wir herausfinden müssen, was das Gebot der Stunde ist. Im Jahr 1936, inmitten der Großen Depression, veröffentlichte John Maynard Keynes sein Meisterwerk, die Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Darin beschrieb er, wie vertrauenswürdige Regierungen wie die britische oder die US-amerikanische Kredite aufnehmen, das geliehene Geld ausgeben und auf diese Weise Arbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen könnten. Dieses Konzept wurde zur Zeit der Großen Depression selbst nie systematisch in die Tat umgesetzt. Erst später, als die lähmende Krankheit überwunden war, kam die Politik in den Genuss klarer Leitlinien vonseiten der Wirtschaftstheorie. Zuvor wurstelten sich die Regierenden durch, so gut es eben ging. So machten sich zum Beispiel sowohl Herbert Hoover als auch Franklin Roosevelt für kreditfinanzierte Ausgaben der Regierung stark. Obwohl sie sich ihrer Sache durchaus nicht sicher waren, taten sie doch im Großen und Ganzen intuitiv das Richtige, und die Maßnahmen, die sie veranlassten, gingen überwiegend in die gewünschte Richtung. Da sie jedoch keine klare Vorstellung davon hatten, was sie tun sollten, fehlte es ihnen an dem Vertrauen, das sie brauchten, um mit der nötigen Konsequenz zu handeln. Als später im Zweiten Weltkrieg die streitenden Parteien der Vorstellung von Keynes folgten und Kredite aufnahmen, um ihre Rüstungsausgaben zu finanzieren, verschwand die Arbeitslosigkeit tatsächlich. In den 1940er Jahren wurde Keynes' Rezept zum Standard, und in den USA (sowie mit großer zeitlicher Verzögerung auch in Deutschland; Anm. d. Übers.) wurde es sogar gesetzlich verankert. Der Employment Act von 1946 (in Deutschland das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967; Anm. d. Übers.) verpflichtete die zentrale Regierung auf das Ziel der Vollbeschäftigung. Auf die Bekämpfung von Rezessionen gerichtete keynesianische Grundsätze der Fiskal- und Geldpolitik fanden Eingang in das Denken von Ökonomen und Politikern, Theoretikern und Teilen der Öffentlichkeit. Selbst Milton Friedman wurde in seinen späteren Jahren mit den Worten