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Kulturelle Differenzen begreifen

Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht
ISBN/EAN: 9783593384757
Umbreit-Nr.: 1889534

Sprache: Deutsch
Umfang: 465 S.
Format in cm: 3.3 x 21.3 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 03.03.2008
€ 52,00
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  • Zusatztext
    • In den letzten Jahren entstand in den Kulturwissenschaften eine Vielzahl von Konzepten und Begriffen, um kulturelle Differenzen begreifbar zu machen. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob und inwiefern mit dem Konzept der Transdifferenz ein Erkenntnisfortschritt verbunden ist. Dieser Frage wird im Rahmen eines vielstimmigen und interdisziplinären Dialogs nachgegangen. Ausgangspunkt ist Transdifferenz als Sammelbegriff für Phänomene, die mit der Vorstellung klarer und eindeutiger Differenzen und Grenzlinien nicht in Einklang gebracht werden können und die daher permanenten Austausch- und Veränderungsprozessen unterliegen.
  • Autorenportrait
    • Britta Kalscheuer, Dipl.-Soz., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am FB Gesellschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt. Lars Allolio-Näcke, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Altes Testament an der Universität Erlangen.
  • Schlagzeile
    • Die Bedeutung kultureller Differenz
  • Leseprobe
    • Kulturwissenschaftliche Konzepte wie die des Hybriden, der Kreolisierung, der Interkulturalität, der Dialogizität, Heteroglossie, Heterotopie, des Synkretismus und schließlich auch der Transdifferenz, wie sie seit den 1980er Jahren im Rahmen kulturtheoretischer Diskussionen profiliert worden sind, weisen - bei allen begrifflichen Unterschieden - in die gleiche heuristische Richtung: in jene einer Sensibilisierung der kulturwissenschaftlichen Analytik für die Normalität der simultanen Wirkung unterschiedlicher, möglicherweise auch einander widersprechender kultureller Sinnmuster verschiedener Herkunft in den gleichen sozialen Praktiken und Diskursen. Diese Interferenz verschiedener Codes in der Praxis und im Diskurs produziert systematisch polysemische Konstellationen, die auch und gerade die Formierung von Subjekten mit ihren Identitäten nicht eindeutig, sondern mehrdeutig macht, eine Uneindeutigkeit, welche in scheinbar fixe kulturelle Strukturen fundamentale Instabilitäten implantiert. Theoretisch vorbereitet ist diese Sensibilisierung für kulturelle Überlagerungskonstellationen und Friktionen, verstanden nicht als pathologischer Ausnahme-, sondern als Normalfall der Logik der Kultur, vor allem durch den Poststrukturalismus, allen voran durch die Arbeiten Jacques Derridas. Ihre stärkste Verbreitung hat das hybriditätsorientierte Denken, das Denken in jenen Transdifferenzen im Sinne von polysemen, einander überlagernden Zugehörigkeitsmustern seit den 1980er Jahren in den postcolonial studies gefunden (vgl. Young 1995). Die hybriden Identitäten von Migranten, von ethnischen Minderheiten innerhalb von Mehrheitskulturen, von Fremden, die in einem komplexen Verhältnis zum Eigenen stehen, liefern - in ihrer sozialen Praxis wie in ihren diskursiven Repräsentationen etwa in der postkolonialen Literatur von Autoren wie Naipaul, Rushdie, Gordimer oder Morrison - ein paradigmatisches Beispiel für kulturelle Transdifferenzen (vgl. Bronfen, Steffen & Marius 1997, Moore-Gilbert 1997).