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Rudolf Augstein

Der Mann, der den SPIEGEL machte
ISBN/EAN: 9783570550786
Umbreit-Nr.: 1987717

Sprache: Deutsch
Umfang: 560 S., 30 s/w Illustr., mit Abbildungen
Format in cm: 4 x 20.2 x 12.7
Einband: Englische Broschur

Erschienen am 05.01.2009
€ 14,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Der Mann, der den SPIEGEL machte Rudolf Augstein war der einflußreichste Journalist der Nachkriegszeit. Peter Merseburger, bekannt für seine großartig erzählte Brandt-Biographie, legt nach jahrelangen intensiven Recherchen und Quellenstudien ein Lebensbild des SPIEGEL-Gründers vor, das den bedeutenden Publizisten in all seinen faszinierenden Widersprüchen zeigt. Rudolf Augstein hat mit der Gründung des SPIEGEL im Jahr 1947 - da war er gerade 23 Jahre alt - nicht nur das erfolgreichste politische Magazin der Bundesrepublik geschaffen, er hat auch den politischen Diskurs des Landes über Jahrzehnte mitbestimmt. Die Geschichte des 'Sturmgeschützes der Demokratie', wie Augstein den SPIEGEL einmal ironisch nannte, ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik. Von vielen bewundert, von nicht wenigen gefürchtet, war Augstein eine faszinierende Persönlichkeit, unabhängig und kritisch, mit Witz und scharfem Verstand begabt. Politiker aller Parteien stießen sich ein ums andere Mal an seinem 'Schmutzblatt'. Bei aller prinzipiellen Liberalität schwang jedoch immer ein konservativer Grundton mit, und wie Willy Brandt forderte er die deutsche Einheit, als andere sie längst aufgegeben hatten. Peter Merseburger, Verfasser zweier großer Biographien über Kurt Schumacher und Willy Brandt, ist eine vielschichtige und einfühlsame Biographie dieser genialen und schwierigen Persönlichkeit gelungen. Peter Merseburger ist der führende Autor großer politischer Biographien Merseburgers WillyBrandtBiographie ausgezeichnet mit dem Deutschen Bücherpreis
  • Kurztext
    • ?Merseburger betreibt eine Entmythologisierung des SPIEGEL-Gründers und seines Blattes. Eben weil er keine Legenden fortschreibt, sondern detailversessen die geistigen und journalistischen Positionen Augsteins und den Weg des Magazins beschreibt, kann er der Verlegerpersönlichkeit den gebührenden Platz in der Zeithistorie zuweisen.? Die Zeit ?Den tausend Details in der komplexen Existenz dieses komplizierten Menschen nachzuspüren, ohne sich in ihrem Gestrüpp zu verirren ? das ist eine harte Prüfung intellektueller Klarheit: Der Biograph hat sie bestanden? Dies ist eine melancholische Lebensbeschreibung, die zum Mitgefühl einlädt: die auf fatale Weise ?definitive Biographie?.? Süddeutsche Zeitung ?Die definitive Biographie.? Süddeutsche Zeitung
  • Autorenportrait
    • Peter Merseburger, geboren 1928, war von 1960 bis 1965 Redakteur und Korrespondent beim SPIEGEL und ab 1969 TV-Chefredakteur des NDR. Als Korrespondent leitete er in den siebziger und achtziger Jahren die ARD-Studios in Washington, London und Ostberlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, seine Biographie Willy Brandts wurde 2003 mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet. Heute lebt Merseburger in Berlin und arbeitet als freier Publizist. Zuletzt erschien von ihm »Theodor Heuss« (2012).
  • Leseprobe
    • Am Ende war er eine Ikone, zwei Jahre vor seinem Tod zum "World Press Freedom Hero" und zum "Journalisten des Jahrhunderts" gewählt. Wie kein anderer der schreibenden Zunft hat Rudolf Augstein den Deutschen nach dem Krieg seinen Stempel aufgedrückt. Die Bundesrepublik wäre anders ohne ihn und seinen Spiegel. Er war ein gnadenloser Realist, eine Grundeinstellung, die im Lebensgefühl jener Frontgeneration wurzelt, der er angehörte - die sich missbraucht und verheizt fühlte und, die dröhnenden Propagandalügen des NS-Systems noch im Ohr, nach dem Krieg nicht nur "Dies nie wieder!" schwor, sondern seither jedem großen Wort misstraute. So wurde der Spiegel, entstanden aus der Laune eines exzentrischen britischen Panzermajors inmitten der Hannoverschen Trümmerwüste, durch Rudolf Augstein und seine jungen, aus dem Krieg heimgekehrten Redakteure zu einem allwöchentlich erscheinenden Institut der Respektlosigkeit, das nicht nur die neuen demokratischen Obrigkeiten, sondern auch die Besatzungsmächte schonungslos kritisierte. Er wurde zu einer Volkshochschule der Ehrfurchtverweigerung und Skepsis gegenüber aller Autorität, zu einem Blatt des Widerspruchs und des Infragestellens, ohne die demokratischer Diskurs nicht zu denken ist. Und selbst noch Verächter des Spiegel nannten ihn Ende der achtziger Jahre eine mächtige Institution, die zum bundesdeutschen Fundament gehört - als stärkster Gegenpol zur Politik der Apparate im Parteien- und Verbändestaat. Eine Biographie Rudolf Augsteins und die Entwicklung der Bundesrepublik lassen sich so schwer trennen wie Augstein und die Geschichte des Spiegel. Augstein war "Mr. Spiegel", und ohne Augstein tut sich, wie die Leser heute spüren, sein Geschöpf, eben der Spiegel, nicht ganz leicht - auch wenn die Auflage stimmt. Das Blatt lebt in Vielem von seinem Ruf, und dem gerecht zu werden, ist schwer, zumal er das Monopol auf investigativen Journalismus nicht mehr hat, seit konkurrierende Wochenblätter und selbst Tageszeitungen sich ebenfalls im Enthüllen üben. Was in den Jahren des Neuanfangs möglich war, heute würde man es in Alices Wunderreich verweisen: dass ein 23-jähriger Kriegsabiturient, ausgerüstet nur mit der soliden Bildung Hannoverscher Gymnasien, mit Ostfronterfahrung als Artillerist und zwei Jahren als Volontär und Redakteur, zum Chefredakteur berufen wird und man ihm - mit der Lizenz - ein Drittel der Zeitschrift, die er führen soll, praktisch auch schenkt (und das er bald zur Hälfte aufzustocken versteht). Launen, Zufälle und viel, viel Glück stehen also am Anfang der Karriere des demobilisierten Reserveleutnants. Aber er weiß die Gunst der Stunde zu nutzen, macht mit Gespür für Themen, rasiermesserscharfer Intelligenz und analytischem Scharfblick den Spiegel aus bescheidensten Anfängen zum größten deutschen und europäischen Nachrichtenmagazin. Jene Respektlosigkeit, die anfangs Konflikte mit den britischen Zensoren bringt, sichert Augstein treue Leser, vor allem das Überleben in den kritischen Monaten nach der Währungsreform. Bald deckt sein Spiegel Korruption auf, wo er sie findet. Die antiautoritäre Grundtendenz, sein Eintreten für Sauberkeit in Regierung und Verwaltung, sein Kampf für Liberalität und Rechtsstaat machen ihn zum "Sturmgeschütz der Demokratie", wie er sich gern und etwas selbstzufrieden nennt. Doch in diese Rolle hineinzufinden dauert, denn niemand hat diese jungen Redakteure, die in der NS-Diktatur aufgewachsen sind, Demokratie oder Toleranz gelehrt - auch Rudolf Augstein nicht. So ist der frühe Spiegel, wie könnte es auch anders sein, ein Stück Mentalitätsgeschichte der jungen Bundesrepublik - er spiegelt jenen schwierigen Lernprozess wider, den die Westdeutschen durchmachen, um am Ende doch zu überzeugten und guten Demokraten zu werden. Aber der Spiegel wäre nicht zu dem geworden, was er ist, hätte Augstein sich nicht früh große Gegner gesucht und an ihnen Maß genommen. Er ist ein Mann, der Feindbilder braucht und im Kampf gegen sie zu eigener Größe findet. Poli