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König, Kaiser, Zar

Drei königliche Cousins, die die Welt in den Krieg trieben
ISBN/EAN: 9783570008461
Umbreit-Nr.: 1300436

Sprache: Deutsch
Umfang: 494 S.
Format in cm: 4.1 x 23.3 x 16.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 14.04.2008
€ 22,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Biographie und politische Ereignisgeschichte vor dem Hintergrund familiärer Verbindungen Schon bevor sie geboren wurden, waren sie durch familiäre Beziehungen aufs engste miteinander verbunden: Kaiser Wilhelm II., Zar Nikolaus II. und König Georg V. Drei königliche Vettern, die auf der Schwelle des 20. Jahrhunderts am Rad der Geschichte drehen und sich schließlich als Feinde in einem Weltkrieg gegenüberstehen. Catrine Clay betrachtet die historische Entwicklung aus der Perspektive dreier Männer, die zerrissen waren zwischen persönlichen Bindungen und politischen Zwängen. Sie verfolgt ihr Schicksal, zeigt ihre letztlich gescheiterten Versuche, eigenes Glück mit den Interessen ihrer Länder in Einklang zu bringen und aus ihren persönlichen Bindungen heraus den Frieden für ihre Völker zu erhalten. Mit Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und überlieferten Gesprächen.
  • Kurztext
    • "Brillant erzählt sie davon, wie drei Männer allein ihre Nationen in den Krieg führten." Publishers Weekly (Starred Review) "ein fesselnd geschriebenes Dreier-Psychogramm europäischer Regenten vor 1914." SPIEGEL/ Kulturspiegel "eine eindrucksvoll dichte Analyse menschlicher Schwächen, des Fluchs der Macht und der fatalen kleinen Fehler, die zur Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts führen sollten." Seite 4
  • Leseprobe
    • Am 21. Mai 1913 stand im holländischen Vlissingen eine Schar Hafenarbeiter am Kai, um der Victoria and Albert, der Yacht der britischen Königsfamilie, beim Anlegen zuzusehen. Der Rumpf des Dampfschiffs war schwarz und mit einem doppelten goldenen Streifen verziert. Hundertzwanzig Mann bildeten die Stammbesatzung, und fünfzig Gäste konnten an Bord untergebracht werden. Die Arbeiter beobachteten, wie George V., eine adrette Erscheinung mit einem Bowler auf dem königlichen Haupt und einem straff zusammengerollten Schirm in der Hand, das Fallreep herunterschritt. Sein Privatsekretär Lord Stamfordham und sein Schildknappe Frederick Ponsonby folgten ihm. Queen Mary war schon vor ihnen an Land gegangen und hatte in dem Automobil Platz genommen, das sie und den König zum nahen Bahnhof bringen würde. Von dort sollte der Privatzug des deutschen Kaisers das britische Herrscherpaar nach Berlin befördern, wo es zur Hochzeit der einzigen Tochter des Kaisers, Prinzessin Viktoria Luise, erwartet wurde. George V. entschied sich, die kurze Strecke bis zum Bahnhof, von seinen Höflingen begleitet, zu Fuß zurückzulegen. Ein paar Straßengören liefen neben der erlauchten Gruppe her, weil sie unbedingt einmal einen echten König sehen wollten. Nachdem er den Salonwagen bestiegen hatte, legte George V. dem Gastgeber zu Ehren die Uniform eines preußischen Obersts an und fasste an jenem Abend, nachdem er die Räume, die ihm im Potsdamer Schloss zur Verfügung gestellt worden waren, bezogen hatte, seine Eindrücke in seinem Tagebuch zusammen: »Wir trafen um 11.30 Uhr in Berlin ein und wurden von William, Victoria & all den Prinzen & Prinzessinnen, Generälen, Admirälen etc. sowie einer aus Soldaten des Ersten Garderegiments gebildeten Ehrengarde, die an uns vorbeimarschierte, in Empfang genommen. Ich fuhr mit William zum Schloss, in einer offenen Kutsche mit Eskorte, durch Straßen, die von allen Soldaten der Berliner Garnison gesäumt waren, ein sehr schöner Anblick.« Kaiser Wilhelm war Georges Cousin ersten Grades. Der englische König nannte ihn »William« oder »Willy«, wie es bereits ihre gemeinsame Großmutter Queen Victoria getan hatte. Zar Nikolaus II., »Nicky«, der dritte der königlichen Vettern, würde am darauf folgenden Tag aus Russland eintreffen. Zusammen herrschten Georgie, Willy und Nicky über mehr als die Hälfte der Welt. »May und ich haben Williams freundliche Einladung angenommen, nächsten Monat bei der Hochzeit seiner Tochter zugegen zu sein«, hatte Georgie an Nicky, seinen Vetter vonseiten der Mutter her, telegrafiert. »Ich hörte, dass er auch dich eingeladen hat, und ich baue darauf, dass es dir möglich sein wird zu kommen, da es mir das größte Vergnügen bereiten wird, dort mit dir zusammenzutreffen. Ich hoffe, dass nichts dies verhindern wird. Alles Liebe für Alix und die Kinder. Georgie.« - »Ich werde hinfahren, wenn du es tust«, hatte Nicky zurückgekabelt. Es sah nach nichts anderem aus als nach einem weiteren Familienfest, einem weiteren in einer langen Folge von Hochzeiten, Beisetzungen und Taufen, wie sie das Leben der Royals regelmäßig unterbrachen. Unter der schönen Oberfläche jedoch, die dieser freundschaftliche Austausch von Einladungsschreiben und Telegrammen bildete, und beinahe ganz von dem Pomp und dem Zeremoniell verschleiert, die jedes Ereignis in ihren Kreisen begleiteten, lagen persönliche Eifersüchteleien und Rivalitäten verborgen, die seit vielen Jahren das Verhältnis der königlichen Vettern zueinander geprägt hatten. Jahre später entsann George V. sich, dass er während jener Visite in Berlin kaum einmal die Gelegenheit hatte, sich allein mit dem Zaren in einem Raum aufzuhalten, ohne dass der Kaiser sich draußen vor der Tür herumdrückte, um ihre Gespräche zu belauschen. Was die drei Vettern nicht ahnten, war, dass diese königliche Hochzeit die letzte Gelegenheit vor Ausbruch des Großen Krieges sein würde, bei der sie zusammentrafen, und dass keiner von ihnen jemals einen der beiden anderen wieder zu Gesicht bekom