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Der Musterknabe

ISBN/EAN: 9783570007075
Umbreit-Nr.: 1495733

Sprache: Deutsch
Umfang: 447 S.
Format in cm: 4.2 x 22 x 14.2
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 01.02.2005
€ 19,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Ronnie ist ein wunderbarer Junge. Dem warmen Glanz seiner Augen kann sich niemand entziehen. Er ist das ganze Glück seiner Mutter, die ihn alleine aufzieht, seit sie nach dem Krieg vergeblich auf die Rückkehr ihrer großen Liebe wartete. Doch ihre fürsorgliche Unterwerfung und die Demütigungen der Verwandten wecken Aggressionen in dem Kind. Schon früh lernt Ronnie, eine Maske zu tragen und Gefühle wie Hass und Wut dahinter zu verbergen. Sein berühmtes Ronnie-Sunshine-Lächeln gefriert, als er zufällig herausfindet, dass sein leiblicher Vater schon vor Ronnies Zeugung glücklicher Familienvater war. Ronnie rächt sich und trägt sein schreckliches Geheimnis fortan mit sich herum. Bis er als Sechzehnjähriger der hübschen Susie begegnet und sich unsterblich verliebt. Auch sie ist traumatisiertes Opfer ihrer Kindheit. Die beiden glauben, ineinander den lang ersehnten Seelenverwandten gefunden zu haben. Aus Rache, Angst und als Liebesbeweis begehen sie ein Verbrechen an Susies Stiefvater. Ronnie ist endlich sicher, dass Susie so ist wie er und wagt es, ihr sein Geheimnis anzuvertrauen. Doch wie beim Öffnen der Büchse der Pandora hat dies schreckliche Folgen, die nicht wieder gutzumachen sind. Wie schon in seinem Aufsehen erregenden Debüt "Das Wunschspiel" erzählt Patrick Redmond in seinem neuen Psychothriller von der zerstörerischen Kraft eines Jungen, der das Böse in die Welt trägt - und zum Spiegel ihrer Schrecken wird. "Ein Page-Turner mit Gänsehaut-Effekt" Daily Mail "Redmond umgeht gekonnt alle Stereotypen und beschreibt die psychischen Abgründe seiner Figuren mit einem hohen Maß an Mitgefühl." Financial Times "Man riskiert nicht viel mit der Prognose, dass ''Der Musterknabe'' zu den besten Thrillern des Jahres gehören wird." Oberbadisches Volksblatt
  • Autorenportrait
    • Patrick Redmond, geboren 1966, schrieb schon während seiner Schulzeit Geschichten. Auf Drängen seines Vaters absolvierte er aber ein Jurastudium und arbeitete danach in verschiedenen Anwaltskanzleien in London. In seiner Freizeit verfasste er seinen ersten Roman "Das Wunschspiel", mit dem er international für Furore sorgte und die Bestsellerlisten stürmte. Mittlerweile folgten diesem sensationellen Debüt zwei weitere Romane, "Der Schützling" und "Der Musterknabe"; das vierte Buch des Autors ist bereits in Vorbereitung.
  • Leseprobe
    • PROLOG Hepton, Greater London, 1945 Ein Spätnachmittag im Juni. In der stickigen, grau gestrichenen Praxis bereitete sich der Arzt mit einem Räuspern auf ein Gespräch vor, das er mittlerweile auswendig konnte. 'Es besteht kein Zweifel. Sie sind schwanger. Im fünften Monat, würde ich sagen.' Das Mädchen gab keine Antwort. Bestimmt hatte sie schon damit gerechnet. 'Also kein Hungern mehr. Sie müssen darauf achten, dass Sie bei Kräften bleiben. Schließlich essen Sie jetzt für zwei.' Noch immer keine Antwort. Er lehnte sich zurück und betrachtete sie. Sie war ein hübsches Ding: rotblondes Haar, feine Gesichtszüge, blassblaue Augen. Kein Ehering. Nervös rieb sie sich über die Unterlippe. Mit ihrer weißen Bluse und dem knielangen Rock wirkte sie wie ein Kind. Was sie im Grunde ja auch noch war. Aus ihrer Krankenakte wusste er, dass sie Anna Sidney hieß und in drei Monaten siebzehn Jahre alt wurde. Das war aber nicht das Einzige, was er in dieser Akte über sie gelesen hatte. 'Handelt es sich bei dem Vater um einen Soldaten?' Sie nickte. 'Ist er noch hier?' 'Nein.' 'Wissen Sie, wo er sich aufhält?' Sie antwortete nicht sofort, rieb sich erneut über die Lippe. 'Nein.' Er schüttelte den Kopf. Das alles war für ihn nicht neu: Naives, nach Liebe hungerndes Mädchen trifft geilen, Süßholz raspelnden Soldaten und lässt sich von ihm ihre Jungfräulichkeit und noch so einiges mehr rauben. Jemand hatte mal zu ihm gesagt, eine Frau lerne den Mann zu begehren, den sie liebe, während ein Mann lerne, die Frau zu lieben, die er begehre. Leider taten sich manche Männer mit dem Lernen ziemlich schwer. Aber so war das Leben nun mal. Er war alt und müde und konnte nichts daran ändern. Er griff nach dem Füller. 'Sie brauchen mehr Vitamine. Ich werde Ihnen etwas verschreiben.' Sein Ton klang schroff und geschäftsmäßig. 'Und Sie müssen ...' 'Er wird zurückkommen', unterbrach sie ihn mit leiser, heiserer Stimme. 'Ich weiß, dass er zurückkommen wird.' 'Nein, das wird er nicht. Sie kommen nie zurück. Nicht im wirklichen Leben. Nur im Film.' Er schrieb weiter, ohne den Kopf zu heben. Ihm war daran gelegen, möglichst schnell nach Hause zu kommen. Er sehnte sich schon nach seinem Abendessen und seinem Bett. Draußen auf der Straße sang ein Mann lauthals vor sich hin. Der Krieg war erst seit einem Monat zu Ende, die Menschen noch von einem Gefühl der Euphorie durchdrungen. Nach sechs langen Jahren endlich Frieden. Die Feder seines Füllers kratzte über das Papier. Ein Tropfen Tinte landete auf dem Schreibtisch. Als er sich nach einem Blatt Löschpapier umblickte, bemerkte er, dass sie weinte. Er musste daran denken, was er in ihrer Akte gelesen hatte. Und plötzlich schämte er sich. Er legte seinen Stift weg. Sie wischte sich gerade mit den Fingern über die Augen. In seiner Schreibtischschublade lag ein sauberes Taschentuch. 'Hier', sagte er in sanftem Ton. 'Nehmen Sie das.' 'Danke. Es tut mir Leid.' 'Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Verzeihen Sie, wenn meine Worte ein wenig hart klangen. Das war nicht meine Absicht. Eigentlich sollte auch im wirklichen Leben alles so sein wie im Film, aber leider ist das meist nicht der Fall.' 'Er hat zu mir gesagt, dass er mich liebt. Dass er mich nachkommen lassen wird. Dass wir heiraten werden.' Natürlich. Das sagten sie alle. Aber vielleicht hatte er es ja ernst gemeint. 'Gehen Sie gerne ins Kino, Anna?' 'Ja.' 'Wer ist Ihr Idol? Clark Gable? Errol Flynn?' 'Ronald Colman.' 'Meine Frau und ich mögen seine Filme auch sehr gern. Er spielt immer so edle Charaktere. Gütige, ehrenwerte Männer. Von denen gibt es leider zu wenige auf der Welt.' 'Er sieht aus wie mein Vater.' Wieder musste er an ihre Akte denken. Den harten Weg, den sie hinter sich hatte, und den noch härteren, der vor ihr lag. Es gab nicht viel Tröstliches, was er ihr sagen konnte, aber er hatte trotzdem das Bedürf ...