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Wendekreis der Nacht

Roman
ISBN/EAN: 9783552053120
Umbreit-Nr.: 1055606

Sprache: Deutsch
Umfang: 528 S.
Format in cm: 3.5 x 21 x 13.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 20.08.2004
€ 24,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • In Miami werden drei schwangere Frauen auf bestialische Weise ermordet. Was zunächst aussieht wie die Taten eines Geistesgestörten, entpuppt sich nach und nach als ein düsteres Rätsel, das Detective Jimmy Paz immer tiefer in ein Labyrinth aus schwarzer Magie und Schamanismus führt. Doch was hat die junge Frau damit zu tun, die alleine mit einem kleinen schwarzen Mädchen lebt und keine Vergangenheit zu haben scheint? Was weiß sie vom Mörder - und wer ist sie wirklich? "Wendekreis der Nacht", Michael Grubers sensationeller Debütroman, beschreibt die Reise in Nigerias Herz der Finsternis und spinnt ein spannungsgeladenes Netz aus dunklen Geheimnissen, das den Leser völlig in seinen Bann zieht.
  • Autorenportrait
    • Michael Gruber, geboren in New York City, studierte Meeresbiologie an der University of Miami und arbeitete u.a. als Koch, Roadie und als Redenschreiber des Weißen Hauses in der Amtszeit Jimmy Carters. Er lebt in Seattle. Bisher bei Zsolnay erschienen: Wendekreis der Nacht (2004), Das Totenfeld (2007).
  • Leseprobe
    • Ich aß so wenig, daß es sich gar nicht lohnte, in einen Supermarkt zu gehen, hab mir bloß immer was Kleines in einem Laden geholt, ein Joghurt, Huhn oder eine Suppe. Bei einer solchen Gelegenheit bin ich auf das Kind gestoßen, in einem Mini-Markt östlich des Dixie Highway, irgendwo weiter südlich. Ich weiß nicht mehr, weshalb ich dort war. Manchmal erinnern mich abends im Sommer die stickige Hitze und das Insektengebrumm an Afrika, dann muß ich los, muß die mechanischen Fahrgeräusche hören, die Abgase riechen, den lieben Gestank meiner Heimat, muß den Fahrtwind im Gesicht spüren. Ich kam gegen zwei Uhr nachts da rein, um mir etwas Kaltes zu trinken zu holen, und da stand sie, schmutzig, in zerlumpten Shorts und rosa T-Shirt und mit Flip-Flops an den Füßen in einem Gang. Sie zitterte. Ich sagte: "Alles klar bei dir? Hast du dich verlaufen?" Sie antwortete nicht. Die Frau hinter dem Tresen hantierte an der Maschine mit dem Wassereis. Ich ging zu dem Tisch mit dem Wasser. Als ich nach einer Tasse griff, vernahm ich die erste Ohrfeige und drehte mich um. Die Mutter war da, eine große, braungebrannte Frau, um die Zwanzig, die Haare unter einem grünen Schal mit Lockenwicklern aufgedreht. Sie trug Bermudas und ein halterloses Schlauchtop, das kaum ihre üppigen Brüste bedeckte. Wer immer sie einmal gewesen sein mochte, diese Person war verschwunden oder tief in ihr verborgen, und nur ein Dämon starrte aus ihren rot umränderten Augen. Das Kind hielt sich das Ohr, das Gesicht so verzogen, als sei es ein Papierknäuel, gab aber keinen Mucks von sich. "Was hab ich dir gesagt? Hm?" herrschte die Mutter das Mädchen an. Eine kleine Flasche Bier in der einen Hand, schlug sie mit der anderen auf das Kind ein, holte so weit aus, daß die Kleine gegen den Schrank mit den Tiefkühlprodukten geschleudert wurde, schlug so fest zu, daß sie selbst zurückprallte. "Was hab ich dir gesagt, du blödes kleines Miststück? Hm? (Klatsch.) Hm? Hab ich gesagt, du sollst dich von der Stelle rühren? (Klatsch) Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht von der Stelle rühren, oder? (Klatsch) Warte nur, bis wir nach Hause kommen, da kannst du was erleben. (Klatsch.) Was glotzt du so, hä?" Das war an mich gerichtet. Ich wandte den Blick von der Szene ab und ging hinaus. Blieb stehen, drückte meine kalten Hände auf die warme Motorhaube und atmete tief durch. Dachte an das, was die Olo über das Verhältnis zwischen einem Erwachsenen und einem Kind sagen, eine ihrer verrückten Erziehungsmethoden. Das war in Afrika, ermahnte ich mich. Gab mir alle Mühe, das Gefühl wegzudrücken. Ich hörte, wie die Tür des Mini-Marts aufgestoßen wurde. Mutter und Kind kamen heraus und gingen zur Ecke des kleinen Gebäudes. Von dort führte eine dunkle Gasse zur nächsten Straße, in der sie, vermutete ich, wohnten. Es war ein typisches South-Dade-Viertel, gleich neben der Autobahn, kleine stuckverzierte Steinhäuser, ein paar niedrige Wohnblocks, die nach dem Hurrikan Andrew immer noch bloß und ungeschützt aussahen. Die vor sich hin brabbelnde Frau trug ihre Bierflaschen in einer ums Handgelenk geschlungenen Plastiktüte und hatte die Kleine am Arm gepackt, zerrte sie, den Arm brutal verdrehend, neben sich her. Das Kind versuchte dem Schmerz auszuweichen, indem es sich der Frau zuwandte, trat, als sie gerade in die Gasse einbogen, der Frau vor die Füße und stolperte. Frau und Kind gingen auf dem groben Kies zu Boden. Die Frau rettete ihre Flaschen und ließ das Kind auf den Rücken plumpsen. Dann schrie die Mutter einen Fluch heraus, rappelte sich auf und trat das Kind in die Seite. Die Kleine rollte sich wie ein Säugl