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We speak Deutsch

...aber verstehen nur Bahnhof - Unterwegs im Dschungel unserer Sprache
ISBN/EAN: 9783453600850
Umbreit-Nr.: 1304517

Sprache: Deutsch
Umfang: 286 S.
Format in cm: 2 x 18.7 x 11.9
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 04.08.2008
€ 7,95
(inklusive MwSt.)
Nachfragen
  • Zusatztext
    • Ist unser Deutsch noch zu retten? Kann der Friseursalon CreHAIRtiv auch einfach nur waschen und legen? Was meint der kleine Junge wohl mit »Tschackalacka, Alter«? Und warum heißt eine Küchenmaschine »Big Shot Remington Multi Mixer Set«? Marc Bielefeld sammelt Werbeflyer und Finanzamtsschreiben, belauscht Kneipengespräche auf Mallorca und in Berlin-Neukölln, wertet Bedienungsanleitungen und Kleinanzeigen aus. Seine amüsante und erschreckende Bestandsaufnahme beleuchtet unsere deutsche Gegenwartssprache in all ihren schaurig-schönen Facetten.
  • Autorenportrait
    • Marc Bielefeld, geb. 1966, lebt in Hamburg und schreibt u. a. für DIE ZEIT, Süddeutsche Zeitung, mare, Merian. Bisher sind von ihm erschienen »Wilde Dichter« (2005), »Die Herausforderer« (2006) und zuletzt »We spe@k Deutsch« bei Heyne (2008).
  • Leseprobe
    • Eigentlich müsste man den Deutschen einen Preis verleihen. Selten zuvor haben sie ihre Sprache so windschnittig weiterentwickelt und mehr oder weniger reibungslos dem Zeitgeist angepasst. Schaut man sich im Land einmal um, könnte man zu dem Schluss gelangen, dass vielerorts schon kein Deutsch mehr gesprochen wird, sondern so eine Art gepierctes US-Profi-Germanisch mit Nachbrenner im Vokabular und Gel in den Haaren. Ein Schritt vor die Haustür genügt, sofort ist man umzingelt von sagenhaften Formulierungen, kuriosen Redewendungen und fantastisch aufgemotzten Sätzen. Inzwischen reden die Deutschen vom Ganzkörperlifting, können nicht nur telefonieren, sondern tchibofonieren, und nach den Passivrauchern existieren nun auch die Passivtrinker und Passivfurzer. Damit nicht genug. Heute dürfen wir uns in Speed-Dating-Portale einloggen, und wer ein Arschgeweih auf der Haut trägt, ist nicht mehr tätowiert, sondern gebodmoddet. Die leicht abstrakte Verbform entstammt dem Modewort BodMod, welches wiederum für Body Modification steht. Hier muss erst mal einer mitkommen. In den Sportgeschäften sind indes Stretchhosen zu haben, die unter der Bezeichnung Hydra-X Lightspeed 4000 verkauft werden. Gemeint sind elastische Turnhosen, die nicht nur so aussehen, als solle man damit zum Mars fliegen, auch ihre Namen klingen nach ähnlich gehobenen Missionen. Und wehe, Sie betreten eine Parfümerie und schauen einmal gezielt in die Regale. Dort stehen Lotionen zur Körperpflege, die so unaufgeregte Namen tragen wie etwa diesen: Outer Peace Blemish Relief Skin Care. Die Deutschen mögen solche Wortgebilde. Denn sie wissen nicht, was sie bedeuten. Doch nicht nur die geschriebene, auch die gesprochene Sprache besticht heute durch völlig neue Ausdrucksweisen. Auf den Straßen latschen Jungen in volljährigem Zustand durch die Gegend, die in einem Satz mit zwanzig Silben viermal das Wort »Dicker« sagen, viermal das Wort »Alter« und zwischendurch dreimal auf die Straße spucken. Das muss man erst einmal hinbekommen. Direkt neben diesen Jungen laufen Mädchen, die einhändig und 24 Stunden am Tag SMS-Nachrichten in ihre Handys tippen, zu einem Bierbauch Weizenspoiler sagen, zum Sex ablaichen und ein Solarium als Asitoaster bezeichnen. Und all dies sind nur wenige Beispiele, die heute flächendeckend im Land zu hören und zu sehen sind. Deutsche Sprache, irre Sprache. Man möchte weinen, johlen, sich den Bauch halten - und nicht selten kreischend davonrennen. Denn nicht nur die Form der Sprache, auch ihre Inhalte haben sich in völlig neue Sphären verstiegen: Frohsinn im Doppelpack sozusagen. Zwar sind einige Wendungen wie etwa »Geiz ist geil« - um nur ein bekanntes Beispiel zu nennen - grammatikalisch weiterhin korrekt. Ob der Botschaft solcher Höhenflüge aber schlagen viele nur noch die Hände über dem Kopf zusammen. Experten machen sich natürlich Sorgen um unsere Sprache - oder besser: um die Fragmente, die von ihr noch übrig geblieben sind. Während die einen befürchten, das moderne Deutsch könnte zur größten Seifenoper aller Zeiten ausarten, fragen andere: »Was hat man unserer Muttersprache angetan? Womit hat man sie gedopt?« Vielen kommt das Deutsch nämlich so langsam spanisch vor. Und manche verkünden sogar den rasenden Verfall unseres Idioms. Was ist da draußen los? Was geschieht mit unseren Worten und Sätzen? Das Thema Sprache boomt. Selten sind so viele Bücher darüber erschienen, und wohl nie zuvor haben sich derart viele Kolumnen mit sprachlichen Absonderlichkeiten beschäftigt. Viele Sprachhüter regen sich insbesondere über den massenhaften Einzug von Anglizismen und Denglisch-Wörtern auf. Gemeint sind die ständig zunehmenden Importe aus England und den USA, wie etwa E-Mail, Pod-casten oder allseits herumgereichte Begriffe wie Lifestyle oder Brainstorming. Die Bezeichnung »Denglisch« wird im Gegensatz zu »Anglizismen« meistens abwertend benutzt, etwa dann, wenn besonders trendbewusste Mitmenschen von sophisticated Restaurants faseln oder von einem styl