Detailansicht

In 180 Tagen um die Welt

Das Logbuch des Herrn Johann Gottlieb Fichtl
ISBN/EAN: 9783442471133
Umbreit-Nr.: 1172477

Sprache: Deutsch
Umfang: 392 S., 190 farbige Illustr.
Format in cm: 2 x 20.5 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 09.11.2009
€ 12,00
(inklusive MwSt.)
Nachfragen
  • Zusatztext
    • 'Ganz großes Gesellschaftskino.' Berliner Morgenpost Johann Gottlieb Fichtl, ein kleiner Finanzbeamter und Motivkrawattenträger aus dem Bayerischen Wald, ermöglicht ein Lottogewinn das Abenteuer seines Lebens: eine Weltreise auf dem besten aller Kreuzfahrtschiffe, der Europa. Ein Unterfangen, in dessen Verlauf er es nicht nur mit bezaubernden Hochstaplern und verzauberten Damen, sondern auch mit lebenden Frühlingsrollen, Mitternachtsigeln und einer ganzen Herde Kielschweine zu tun bekommt. Mit Johann Gottlieb Fichtl, einem kleinen Finanzbeamten aus dem Bayerischen Wald, auf der MS Europa rund um die Welt.
  • Kurztext
    • "Eine Kreuzfahrt, die ist lustig ? zumindest, wenn sie von einem Autor wie Matthias Politycki humoristisch aufbereitet wird." Der Spiegel "Ganz großes Gesellschaftskino." Berliner Morgenpost "Politycki ist ein Meister der gefundenen oder auch erfundenen Anekdote." Uwe Wittstock, Die Welt
  • Leseprobe
    • Müßig zu sagen, daß sämtliche Figuren - einschließlich derjenigen, die Namensgeber aus der wirklichen Wirklichkeit haben - bloße Phantasiegestalten sind; auch das Schiff selbst ist nicht dasjenige gleichen Namens, wie man es aus konkreter Anschauung kennen mag. Ausdrücklich betont sei, daß meine tatsächliche Reise im vorliegenden Buch nicht geschildert wird; diese war, alles in allem, eine einmalige Erfahrung. Gewiß, auch an Bord eines realen Luxusschiffes gibt es das eine oder andre Skurrile zu entdecken; aber im Rückblick überwiegen die eindrucksvollen Erlebnisse bei weitem. Ergäbe sich die Gelegenheit, ich würde jederzeit wieder an Bord der EUROPA gehen - wenn auch vielleicht nicht gleich wieder ein halbes Jahr lang.MP Vorbemerkung Johann Gottlieb Fichtl - 'der Fichtl Hannes', wie er sich selber vorstellte -, zufällig bin ich ihm gleich am ersten Abend unsrer Reise begegnet: in der Sansibar, 9er-Deck achtern. Er hing am Tresen, mit dem Rücken zur Heckverglasung, des nächtlich glimmernden Istanbul mit seinen phantastisch wechselnden Kulissen nicht achtend - ein drahtiges Kerlchen, Busfahrerbrille, beginnende Halbglatze, Anfang Vierzig vielleicht und in einem Anzug, der ihm ganz gewiß zu groß geschnitten war. Vor allem mit einer Motivkrawatte geschmückt, die in lätzchenhafter Breite eine Art Cheshire-Katze präsentierte: Sie zwinkerte dem Betrachter je nachdem, von welcher Seite man sie beschielte - und das taten wir laufend -, mit dem linken oder rechten Auge zu. So fett die Katze, so sehnig ihr Besitzer, und wäre er nicht schon betrunken gewesen, er hätte sich mit seinen knochig langen Fingern gewiß nicht länger an allem festgehalten, das Tresenkante, Männerschulter, Bierglas, Handtasche hieß, sondern sich rechtschaffen fehl am Platz gefühlt und: aufs Pazifik-Deck verzogen, Kabine 556, wo er sich vor wenigen Stunden einquartiert hatte. So aber tönte er, als sei er hier längst wohlbekannt und -gelitten, im dunkelkehligen Idiom des Bayerischen Waldes, dessen Einzelbrocken sich meist nur aus dem Gesamtgefüge seiner Ausführungen erschlossen, befragte seine Tresennachbarn und bald jeden im Raum, ob wer eine Ahnung habe, wie er wohl hierhergekommen sei, 'n-n-nach EUROPA', er brachte die Worte kaum mehr zusammen, wollte jedoch 'jede W-W-Wette halten', daß es keiner errate. Der Vollmundigkeit seiner Beteuerungen zum Trotz stammelte er sich mit Müh und Not voran, brach mitten im Satz ab, schwieg inbrünstig, der prächtig beleuchtete Bosporus hinter ihm zusehends ins Tintenschwarze entfunkelnd, um dann mit plötzlicher Verve und annähernd flüssig zu verkünden: Auch seine Katze habe nach dieser langen Anreise Durst. Nämlich aufs Operator, das ihm sein 'Freund' - er meinte den Barkeeper, der dezent dazu schwieg -gezapft habe. Operawiebitte? Hier in der Sansibar? Zweifelsohne der Rest eines Sonderpostens für irgendeinen Stammgast; und Fichtl hatte ihn aufgespürt, so gründlich aufgespürt, daß ihm die Zunge bereits bockbiermäßig angeschwollen war, die Worte in jedem Moment davon abzurutschen drohten, im-m-mer m-mußte er mit M-M-Macht nachf-f-fassen. Doch so hilflos er seinen Silben hinterher war, so zielsicher schritt er zur Tat, gab seiner Katze tatsächlich zu trinken, indem er, wiederum wortlos konzentriert, das Ende der Krawatte tief in sein Glas hineintauchte. Und dort eine ganze Weile, schweigend, beließ. Als er es schließlich wieder herauszog und abrupt zügig 'n-nach Hause' aufbrach, der Biertropfenspur am Boden nicht weiter achtend, blickte man sich mehr oder weniger pikiert an; nur eine Dame im grauschwarz karierten Religionslehrerinnenkostüm spekulierte, wer's mit einer solch feisten Katze hierher geschafft habe, der halte auch noch ganz anderes Getier in petto, der müsse 'ein Großer sein, ein ganz Großer'. So betrunken habe ich Fichtl nie wieder gesehen. Wenige Tage später, bei unsrer zweiten Begegnung, trug er einen Schlips mit der Ansicht bunt zusammengewürfelter bayerischer Devotionalien, unglücklicherweise hatte er die