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DAS ENTHYMEM.

Zur Rhetorik des juridischen Begründens. Interdisziplinäres Symposion zur Methode und Theorie der Rechtsrhetorik an der FernUniversität Hagen vom 29. bis 30. April 2011. SONDERHEFT Rechtsrhetorik.((k)) Zs. Rechtstheorie, 42. Bd. (2011), H. 4 (S. 377-
ISBN/EAN: 9783428138975
Umbreit-Nr.: 3881943

Sprache: Deutsch
Umfang: IV, 247 S., Tab.
Format in cm:
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 30.07.2012
Auflage: 1/2012
€ 54,90
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  • Zusatztext
    • Der abschließende Ausblick behandelt das Enthymem als ein ergiebiges Modell juridischen Begründens für die rechtswissenschaftliche Grundlagenforschung und die rechtliche Praxis. Das Enthymem, nach Aristoteles eine Deduktion aus anerkannten Meinungen, wird als rhetorisches Mittel zur Darstellung der Herstellung einer rechtlichen Begründung abgegrenzt von (scheinbaren) Mitteln wie dem (Justiz-)Syllogismus. Nach Herleitung und grundlegender Definition widmet sich Schlieffen den einzelnen Arten, nämlich deduktionsorientierten Enthymemen, Beispiel- und Zeichenenthymemen, sowie deren Aufbau, wobei dem häufig regellosen, wenn auch manchmal regelorientierten »Übergang« von der Behauptung zu deren Begründung besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Nicht vergessen wird in diesem Zusammenhang ein Hinweis auf die nicht-argumentativen Überzeugungsmittel des Juristen, die rhetorischen Figuren, das sprecherbezogene Ethos sowie das auditoriumsbezogene Pathos. In Abgrenzung zu anderen argumentativen Mitteln stellt die Verfasserin heraus, dass das Enthymem, entgegen der überkommenen syllogismus-truncatus-Lehre, kein verkürzter Syllogismus ist, dem eben nur eine oder mehrere Prämisse(n) oder die Folgerung fehlten. Auch von der diskurstheoretischen oder neorhetorischen Argumentationstheorie muss das Enthymem unterschieden werden: Rationalität gewährleisten Sprech- und Verhaltensweisen sowie das komplexe Beziehungsnetz in der Situation, nicht jedoch ethos- und emotionsfreie Argumente. Desgleichen können - entgegen Toulmin - auch logisch unschlüssige Begründungen über entfernte Endoxa oder Topoi für die Rhetorische Rechtstheorie plausibel sein. Ausblickend stellt Schlieffen die enthymematisch-rhetorische Perspektive als Bereicherung für das analytische Instrumentarium des Juristen heraus, für das die Logik allein keine umfassende Erklärung zu liefern in der Lage ist.
  • Kurztext
    • Im ausblickenden Teil des Sonderhefts behandelt Gräfin von Schlieffen das Enthymem als taugliches Modell, um juridische Begründungen zu analysieren und ihre Praxis zu verstehen. Sie beschreibt, was ein Enthymem ausmacht, wie es aufgebaut ist, welche Arten von Enthymem existieren und nicht zuletzt, was ein Enthymem nicht ist. Die Darstellung verwendet Beispiele aus der Rechtsprechung, um deutlich zu machen, wann und wie Enthymeme eingesetzt werden und wie sie sich zur Formallogik verhalten.
  • Autorenportrait
    • Katharina Gräfin von Schlieffen leitet seit 1997 den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, juristische Rhetorik und Rechtsphilosophie an der FernUniversität in Hagen. Nach ihrer Promotion war sie zunächst von 1991 bis 1993 wissenschaftliche Assistentin an der Universität Jena. Zuvor hatte sie die Methode des Rhetorischen Seismogramms entwickelt. Nach der Habilitation folgte im Mai 1997 ein Ruf an die Universität Münster, im Oktober des gleichen Jahres wechselte sie an die FernUniversität in Hagen. Seit über zwanzig Jahren beschäftigt sie sich mit Fragen der rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung, in Sonderheit der juristischen Rhetorik.