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Äußere und innere Realität

Theorie und Behandlungstechnik der Psychoanalyse im Wandel
ISBN/EAN: 9783608946673
Umbreit-Nr.: 1200940

Sprache: Deutsch
Umfang: 362 S.
Format in cm: 3.4 x 23.3 x 16.2
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 25.04.2011
Auflage: 1/2011
€ 45,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Im Zentrum dieses Buches steht daher das neue Paradigma in der Behandlungstechnik: die Relationale Psychoanalyse oder Intersubjektivität. Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung behandelt ein weiterer Schwerpunkt die spannende Frage der Auswirkungen 'äußerer' politischer Systeme auf 'innere' psychische Prozesse und Strukturen im Individuum. Der Band enthält Beiträge führender deutscher und internationaler Psychoanalytiker. ZIELGRUPPE: Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker
  • Kurztext
    • Für die Behandlungstechnik ist nach dem Einfluss der realen Person des Psychoanalytikers auf den analytischen Prozess zu fragen. Im Zentrum dieses Buches steht daher das neue Paradigma in der Behandlungstechnik: die Relationale ?Psychoanalyse oder Intersubjektivität.
  • Autorenportrait
    • Peter Diederichs, Prof. Dr. med., Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Lehranalytiker und Dozent der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) am Institut für Psychotherapie Berlin (West), der Arbeitsgemeinschaft Psychoanalyse Berlin (Ost) und am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Magdeburg.
  • Schlagzeile
    • Behandlungs-Zimmer ohne Aussicht?
  • Leseprobe
    • Vorwort Es ist die bleibende und auch heute noch nicht ausgeschöpfte Leistung Sigmund Freuds, gezeigt zu haben, dass der inneren Realität von zum Teil bewussten, zum großen Teil aber auch unbewussten Phantasien, Gefühlen und Gedanken die gleiche Bedeutung und Tragweite für das menschliche Schicksal beschieden ist wie der äußeren Realität der facta bruta. Diese äußere Realität ist uns ohnehin nicht unmittelbar zugänglich, sondern nur über die Vorstellungen, die wir von ihr herausbilden. Unser auf das Innere bezogene Selbstbild und unser nach außen gerichtetes Weltbild stehen in vielschichtigen und komplexen Relationen zueinander, die ebenfalls nur zum Teil bewusst sind. Wie bei Spiegelbildern oder kommunizierenden Röhren bestehen Symmetrien, Komplementaritäten und andere Formen von Relationen zwischen unseren Vorstellungen von Innen und Außen, obwohl wir oft meinen, beide Vorstellungsbereiche seien unabhängig voneinander. Es ist alles andere als banal, bei einem Gefühl, einem Gedanken oder einem Handlungsmotiv die Frage zu stellen: Liegt die Ursache innen oder außen ? Verwechslungen sind an der Tagesordnung und haben Methode: Das, was ich im Inneren nicht aushalten kann, weil es zu schmerzhaft oder zu sehr mit anderen negativen Gefühlen behaftet ist, aus dem Inneren auszuschließen und es der äußeren Welt zuzuordnen, ist nur eine der Operationen, die wir unbewusst durchführen, um unsere Balance unter prekären Bedingungen zu bewahren. In seinem Brief an Wilhelm Fließ vom 21. September 1887 teilte Freud seinem damaligen Freund die Entdeckung mit, dass die von den Patientinnen geschilderten Verführungsszenen zuweilen das Produkt phantasierter Rekonstruktionen, nicht aber reale traumatische Ereignisse waren. Infolge dieser Entdeckungen gab Freud die Verführungstheorie auf und hat die Teilung der Realität in eine innere und eine äußere als zwei getrennte Bereiche der menschlichen Existenz zur Grundlage des psychoanalytischen Denkens und des klinischen Verstehens gemacht. Dabei fällt auf, dass Freud, verglichen mit seiner lebenslangen Beschäftigung mit den Konzepten des Realitätsprinzips und der Realitätsprüfung und ihrer engen Beziehung miteinander kaum explizit seine Aufmerksamkeit dar auf gerichtet hat zu de?nieren, was er mit 'Realität' oder der Unterscheidung zwischen äußerer ('faktischer') und innerer ('psychischer') Realität meint. Auch mit dem Begriff der 'Realitätsprüfung' versucht er die Dynamik der Beziehung zwischen äußerer und innerer Realität zu beschreiben und zu verstehen. Die Wahrnehmung beider Realitäten, also innen und außen, ist dabei ständig von Illusionen bedroht. Sie beein?usst unsere Realitätseinschätzung ständig. Die Differenzierung von äußerer und innerer Realität ist von der Psychoanalyse aber pragmatisch und nur an der Raummetapher (Grenzen, Räume oder Bereiche außerhalb und innerhalb) orientiert gehandhabt worden. Sie ist aber zu statisch, da wir inzwischen wissen, wie sehr unsere Wahrnehmung und Realitätsprüfung von subjektiven Faktoren triebhaft-narzisstischer Natur und deren Abwehr beein?usst wird. Wenn wir von einer Kommunikation zwischen Bewusstem und Unbewusstem sprechen, bringen wir auch zum Ausdruck, dass es in der konkreten Situation oft unmöglich ist, innere und äußere Realität trennscharf zu unterscheiden. Die Intersubjektivitätstheorie hält daher die Dichotomie von Innen und Außen für überholt und geht davon aus, dass auch die analytische Situation ko-konstruiert ist, nämlich durch die inneren Strukturen von Analytiker und Patient. Das analytische Arbeiten besteht sowohl im Trennen als auch im Verbinden von innerer und äußerer Realität, weil das die Voraussetzung für die Entstehung des 'analytischen Dritten' ist, eines neuen Erfahrungsraumes, der Wandel und Strukturveränderung ermöglichen kann. Die vorliegende Sammlung von Beiträgen zu dieser Thematik geht zurück auf die Jahrestagung der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft 2009 in Magdeburg. Im Mittelpunkt der Tagung stand