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Krankmeldungen

Roman
ISBN/EAN: 9783442473304
Umbreit-Nr.: 1915699

Sprache: Deutsch
Umfang: 222 S.
Format in cm: 1.6 x 18.7 x 11.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 14.12.2010
€ 8,99
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Die Gefühlswelt der Generation um die Zwanzig ? schnörkellos und unsentimental Als Esther von einer Reise aus New York nach Manchester zurückkehrt, hat sie keine festen Pläne. Es gibt nur eines, das sie sich fest vornimmt: keine Entscheidungen zu treffen. Sie zieht bei ihrer besten Freundin Donna ein und lässt sich treiben, versucht erfolgreich, das Leben zu vermeiden. Meistens möchte sie nur ihre Ruhe haben: vor der Arbeit, vor der Liebe, vor dem Erwachsensein. Doch dann trifft sie den jungen Musiker Newton, der wie eine Art vages Versprechen in ihr Leben tritt ?
  • Autorenportrait
    • Gwendoline Riley, geboren 1979, sorgte mit ihrem ersten Roman 'Cold Water' in England für euphorische Kritiken und wurde mit dem Betty Trask Award 2002 ausgezeichnet - 2001 ging dieser Preis für das beste Debüt des Jahres an Zadie Smith. Mittlerweile sind bereits zwei weitere Romane der Autorin erschienen. Gwendoline Riley lebt und arbeitet in Manchester.
  • Leseprobe
    • Der Bus fährt langsam durch den wirbelnden Schneeregen. Die Scheibenwischer bewegen sich träge hin und her, ziehen matschige Schneeflocken mit; ständig strömt kaltes Wasser herunter. Ich gehöre zu dem halben Dutzend Fahrgäste, die in diesen späten Bus gestiegen sind, doch um allein zu bleiben, bin ich gleich nach hinten gegangen, habe mich dort hingesetzt und Mantel und Schal auf den Nachbarsitz gelegt. Ich bleibe auch allein. Während der Fahrt - sieben langer Stunden auf der Autobahn - habe ich versucht, durch mein Spiegelbild in der Scheibe einen Blick auf die blauen Schilder mit den abnehmenden Meilenzahlen oder ins Innere der Autos mit Warnblinkleuchten auf der Standspur zu erhaschen, doch als die Songs auf meinem Walkman langsamer wurden, habe ich die Augen zugemacht und muss mit dem Kopf an der Kopfstütze hin- und hergerollt sein, denn aus meinem Pferdeschwanz haben sich Strähnen gelöst und merkwürdig wieder verheddert und verschlungen, wie ich jetzt im Fenster sehe. Als wir in die Chorlton Street einbiegen, wo nach den hohen Hotel- und Bürogebäuden die niedrigen Dächer des Busbahnhofs von Manchester beginnen, fängt sich das schwache Licht der aufgehenden Sonne in unseren beschlagenen Fenstern, die aufblitzen, erglühen und vollkommen undurchsichtig werden. Ich umfasse meine beiden Armstützen und atme langsam. Alle Fenster schimmern: blind, perfekt. Ich ziehe meinen Koffer über den löchrigen, von ausgespuckten schwarzen Kaugummis vollgeklebten Boden der Busbahnhofshalle; der Koffer knallt gegen Poller und hinter mir die Treppenstufen hinunter, und ich spüre, wie mir Angst - irgendetwas - mit ähnlich dumpfen Schlägen in der Brust aufsteigt. Donna, meine Freundin, meine Mitbewohnerin, wartet an den leuchtenden Verkaufsautomaten, das dunkle Haar unter eine gelbschwarz gestreifte Mütze gestopft (meine alte Mütze); die Halbbrille hängt ihr von den Ohren und sieht aus wie ein Kinnriemen. Donna kneift abwechselnd ein Auge zu und späht in einen beigefarbenen Plastikbecher mit einem Getränk, das sie offensichtlich eher deshalb gekauft hat, um sich die Hände zu wärmen, als um es zu trinken. Ich bleibe bestimmt eine Minute lang vor ihr stehen, bevor sie mich bemerkt, sich die Brille aufsetzt und mich anschaut. Mein linker Ellenbogen ist ein sogenanntes Gummigelenk, und wenn ich so wie jetzt (und häufig) dastehe, die Hände in den Gesäßtaschen, sieht der Arm aus, als biege er sich in die falsche Richtung. Im Sommer, mit kurzen Ärmeln, ist die Wirkung noch dramatischer: Die schimmernde Haut in der Armbeuge dehnt sich und entblößt ein Gitternetz roter Äderchen tief darunter. Doch selbst wenn ich einen dicken Wintermantel anhabe, ist es, das weiß ich, für andere höchst verstörend, wenn ich eines meiner Glieder so merkwürdig verkehrt strecke. 'Mach das nicht immer mit deinem Arm', sagt Donna, packt mich am Ellenbogen, klappt ihn herum, wieder an Ort und Stelle. 'Sehr enttäuschend, du siehst aus wie immer', sagt sie. 'Dass du dich da mal nicht täuschst', erwidere ich, hebe meinen Koffer hoch, gehe aber nicht los. 'Ich habe mir Tweetie Pie und eine Coca-Cola-Flasche auf den Arsch tätowieren lassen.' Donna lehnt sich an die Wand und wackelt mit den Augenbrauen. Ihre blassen Lippen zucken, als sie ein Lächeln unterdrückt. 'Auf deinen was?', sagt sie. 'Komm, das Auto steht dort.' Im Auto lausche ich den verschiedenen Geräuschen der Reifen auf den nassen Straßen und sehe mit einem offenen Auge die eintönigen frühmorgendlichen Vororte vorbeiziehen. 'Also. Die Neue Welt', sagt Donna. Und ich sage: 'Weiße Socken.' Sie nickt. Im Auto ist es kalt, und es riecht nach ihrem pfeffrigen Parfüm. Sie ist nur 1,52 groß und braucht ein Kissen, um übers Steuer schauen zu können. Als wir in Salford ankommen, strahlt kaltes Sonnenlicht auf die sauberen Schneekrusten der Motorhauben und Mülleimerdeckel. Ich spüre, wie sich die Helligkeit unter meine Lider drängt. An den schwarzen Zweigen des Baums vor unserem niedrigen Hau