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Falsche Freunde

Gedichte, diverse Einbandfarben, Reihe Lyrik 15
ISBN/EAN: 9783937445380
Umbreit-Nr.: 1416401

Sprache: Deutsch
Umfang: 88 S.
Format in cm: 0.8 x 21 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 15.08.2009
€ 19,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Mit ihrem zweiten Gedichtband 'falsche freunde' gelingt Uljana Wolf ein wunderbares Plädoyer für die bereichernden Irritationen des Übersetzens, der Grenzüberschreitungen von Mensch und Sprache. Ihre poetischen Einlassungen beleuchten so unterschiedliche und unmittelbar gegenwärtige Bereiche wie Beziehungen zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Sprachen, medial vermittelte Identitätsbildung und die Rückwirkungen vergesellschafteter Kontrolltechniken auf den eigenen Körper. Dabei sind ihre Gedichte ebenso klug wie anschaulich, ebenso verschmitzt wie musikalisch feinnervig komponiert. In der ersten Abteilung 'DICHTionary', einem Alphabet in Prosagedichten, verfolgt Uljana Wolf die Bewegungen sogenannter 'falscher Freunde' - Wortpaare aus zwei Sprachen, die gleich aussehen oder klingen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. 'SUBSISTERS' geht den Verschiebungen auf die Spur, die Untertitel beim Anschauen eines Films auslösen. Hier liegt jedes Gedicht in zwei Fassungen vor: als OV und als OmU. Jede dieser Verschiebungen ist zugleich Ort des Poetischen, Möglichen, an dem sich seine Akteurinnen - Hollywood-Schauspielerinnen der 40er und 50er Jahre wie Barbara Stanwyck und Gene Tierney - jenseits festgelegter Ikonografien von Stardom und Weiblichkeit wiederfinden. 'ALIEN', die letzte Abteilung des Bandes, befasst sich mit dem wortwörtlichen Über-Setzen von Körpern bei der Migration zwischen Staaten. Die Zuordnungen fremd/vertraut, falsch/Freund werden anhand einer anderen Art von Alphabet durchgespielt: der Checkliste von Krankheiten und Auffälligkeiten, die amerikanische Inspektoren um 1900 an Einwanderern auf Ellis Island abarbeiteten. Auf gegenwärtige Grenzkontrollen und Körper im biometrischen Raster reflektiert eine Serie von 'Erasures', die Regierungstexte und Anleitungen aus der Sicherheitstechnik durch Streichungen zugleich kritisch entlarven und in Poesie überführen.
  • Autorenportrait
    • Uljana Wolf, geboren 1979 in Berlin, Studium der Germanistik, Kulturwissenschaft und Anglistik in Berlin und Krakau, lebt als Lyrikerin und Übersetzerin in Berlin und Brooklyn. Ihre Gedichte wurden in Zeitschriften und Anthologien unter anderem in Deutschland, Polen, Weißrussland, Ungarn, Bulgarien, Irland, Italien, Schweden und den USA veröffentlicht. Sie war Mitherausgeberin des 'Jahrbuchs für Lyrik', S. Fischer 2009. Als Übersetzerin überträgt sie vor allem LyrikerInnen aus dem Englischen und aus osteuropäischen Sprachen. 2008 erschien bei kookbooks Christian Hawkeys 'Reisen in Ziegengeschwindigkeit. Gedichte' in der Übersetzung von Uljana Wolf und Steffen Popp. Nach ihrem Debüt 'kochanie ich habe brot gekauft', kookbooks 2005, ist 'falsche freunde' Uljana Wolfs zweiter Gedichtband. Ihre Gedichte wurden mehrfach ausgezeichnet, so 2003 mit dem Wiener Werkstattpreis, 2006 mit dem Peter-Huchel-Preis und dem Dresdner Lyrikpreis sowie 2008 mit dem RAI-Medienpreis beim Lyrikpreis Meran.
  • Leseprobe
    • dust bunnies wir wollten über kleine tiere sprechen, wollten auf die knie gehn für die kleinen tiere, jene aus staub und schlieren, in ritzen und dielen, jene, die in grauen fellen frieren, unsere tiere aus nichts. wir wollten auch ganz nah in deiner sprache und in meiner hauchen, sag mir liebes, hast du heute schon gesaugt. nein, wir wollten unsere tiere nicht erschrecken, klein wie flecken, sind das flecken, haben sie nicht puschelschwänze, lange löffel, oder lange schwänze, tuschelohren, wollten wir nicht weniger rauchen, weniger husten, weniger entweder oder sein. gestern war die zimmerecke einsam in ihrer knarzenden öde. heute ist sie hort, heute zärtlichen horden ein port, wir wollen also still sein, auf den knien lauschen: unsere kleinen tiere, wie sie ihre wollenen, mondgrauen namen tauschen. 'look on my card' wir wollten über diesen satz wie eine fremde stadt uns beugen, ort erzeugen, mundraum, traum vom hören, oder sagen: hier, in diesem netz aus zungen, ist ein weg gelungen, ein versehn, verstehn. auf unseren stirnen, die sich fast berührten, klebte lingua franca, eine briefmarke. wo am i, ein spiel, auf raten, aber was wir sprachen, passte nicht: die roten linien schnalzten, rollten sich in ihre eignen namen, kamen mit dem griechen chartis, carta aus italien und karte, also mir. trotzdem waren wir hier. almost true friends. und fanden mit dem falschen wort den ort und falteten den rest der stadt, nach art des landes, wie man sagt, in mappen ein.