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1989

Indes 01/2019, Zeitschrift für Politik und Gesellschaft
ISBN/EAN: 9783525800270
Umbreit-Nr.: 7102463

Sprache: Deutsch
Umfang: 127 S., mit einigen Abb.
Format in cm:
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.07.2019
Auflage: 1/2019
€ 21,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Als am 9. Oktober 1989 auf den Straßen Leipzigs der Ruf 'Wir sind das Volk' erscholl, konnte kaum jemand ahnen, dass damit eine Zäsur von weltpolitischer Bedeutung einen ihrer Anfänge nahm. Was als Selbstermächtigung der DDR-Bürger gegenüber der Staatsmacht begann, endete im Zusammenbruch der Blockkonfrontation, die die so fest gefügte Nachkriegsordnung pulverisierte. Heute, dreißig Jahre später, scheint zwar noch immer sicher, dass 1989 einen tiefen Einschnitt in der Erfahrung und Deutung des Erlebten bedeutet. Es hat sich mittlerweile aber auch gezeigt, dass unterhalb des Bruchs Kontinuitäten fortwirkten, die eine Befragung des Zäsurcharakters von 1989 notwendig erscheinen lassen. Die Hoffnungen, die mit dem Ende der Blockkonfrontation einhergingen, sie haben sich weltweit deutlich abgekühlt. Ein neuer Kalter Krieg, die Rückkehr des Autoritarismus, die rechte Regression, all das greift ebenso um sich, wie der Klimawandel, der neoliberale Umbau von Staatlichkeit oder die Spaltung von arm und reich. 1989/90 ist für den Westen womöglich stärker eine Fortsetzungs- denn eine Bruchgeschichte. Nicht das postmaterielle Programm der SPD, sondern die Kontinuität schwarz-gelber Regierungspraxis überdauerte den Niedergang der DDR. Als in den frühen neunziger Jahren Unterkünfte von Asylbewerbern brannten, manifestierten sich hier nicht Entwicklungen, die erst 1989 eingesetzt hatten, die Fremdenfeindlichkeit wurzelte vielmehr im Unvermögen und Unwillen bereits zu DDR-Zeiten, die wachsenden rechtsradikalen Szenen zwischen Rostock und Suhl zu bekämpfen. Ein Davor und Danach, so eindrücklich es für 1989 Geltung beanspruchen mag, es erzählt nicht die ganze Geschichte von 1989.
  • Kurztext
    • INDES befragt den Zäsurcharakter von 1989
  • Autorenportrait
    • <p>Prof. Dr. Tilman Mayer lehrt seit 2001 Politische Theorie, Ideen- und Zeitgeschichte an der Universität Bonn.</p>