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Der Verräter von Bethlehem

Omar Jussufs erster Fall
ISBN/EAN: 9783453433588
Umbreit-Nr.: 1520793

Sprache: Deutsch
Umfang: 327 S.
Format in cm: 2.2 x 19 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 06.04.2009
€ 8,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Mut und Menschlichkeit in einer Welt von Gewalt und Hass Omar Jussuf arbeitet als Geschichtslehrer für Muslime und Christen in einem Flüchtlingscamp in Bethlehem. Er ist ein bescheidener, wenn auch streitbarer Idealist. Als sein Lieblingsschüler Saba, ein Christ, an einem Attentat an einem führenden palästinensischen Widerstandskämpfer beteiligt gewesen sein soll und keiner an der Wahrheit interessiert ist, ist Omar es sich selbst und Saba schuldig, den wahren Verräter von Bethlehem zu finden. Der fulminante Auftakt der Spannungsromane um den palästinensischen Lehrer Omar Jussuf.
  • Kurztext
    • "'Der Verräter von Bethlehem' ist absolut authentisch und spannend." Vanity Fair "'Der Verräter von Bethlehem' ist ein packender Krimi vor dem Hintergrund einer bitteren politischen Wirklichkeit." Süddeutsche Zeitung "'Der Verräter von Bethlehem' ist nicht nur ein überaus spannender Krimi, sondern gleichzeitig ein literarisches Soziogramm der palästinensischen Gesellschaft der Westbank. (...) Rees' Roman knüpft in seiner Mischung aus Milieuschilderung und Mordserie an große amerikanische Autoren wie Dashiell Hammett und Raymond Chandler an." Bayrischer Rundfunk
  • Leseprobe
    • Omar Jussuf, ein Lehrer, der die bedauernswerten Kinder aus dem Flüchtlingslager Dehaischa in Geschichte unterrichtete, ging steifbeinig die gewundene Straße hinauf und an den grauen Steinhäusern vorbei, die während der Türkenzeit am Rande von Beit Jala erbaut worden waren. Der Abendwind war stärker geworden, und er blieb stehen, zog einen Kamm aus der Brusttasche seines Tweedjacketts und versuchte, die weißen Haarsträhnen zu bändigen, die er sorgfältig über seine Glatze zu legen pflegte. Im orangefarbenen Licht einer summenden Straßenlaterne blickte er auf seine feinen braunen Schuhe und ärgerte sich über den Staub, der sich darauf abgelagert hatte, während er Bethlehem hinter sich ließ und mit unsicheren Schritten dem holperigen Gehweg am Straßenrand folgte. Ein bewaffneter Wachtposten, der in der Dunkelheit an der Ecke der nächsten Querstraße stand, hustete und spuckte Schleim aus. Der Auswurf landete genau auf der Grenze zwischen Licht und Dunkel, und es schien, als hätte der Mann extra vor dem Lehrer ausgespuckt. Omar Jussuf unterdrückte den Drang, dem Wachtposten sein ungehobeltes Benehmen vorzuhalten, wie er es bei einer seiner Schülerinnen an der Mädchenschule der United Nations Relief and Works Agency getan hätte. Der junge Flegel war im nächtlichen Dunkel nicht zu erkennen, aber seine Umrisse waren für Omar Jussuf so deutlich sichtbar wie am helllichten Tag, und er wusste, dass solche Beleidigungen zum täglichen Geschäft dieser Leute gehörten. Er strich ein letztes Mal erfolglos und mit leicht zitternder Hand über sein windzerzaustes Haar, warf noch einen bedauernden Blick auf seine Schuhe und trat in die Dunkelheit hinaus. Als die Straße in einen kleinen Platz mündete, blieb Omar Jussuf stehen, um Atem zu holen. Auf der anderen Straßenseite lag der Griechisch-Orthodoxe Club. Die dicken Steinmauern waren von hohen Bogenfenstern durchbrochen, die mit konzentrisch verlaufenden Linien verziert waren und gerade hoch genug lagen, dass man nicht hineinsehen konnte, als sollte das Gebäude gleichzeitig als Festung dienen. Ein Relief schmückte das Bogenfeld über der Tür. Das Restaurant, zu dem sie führte, war still und dunkel. Das Licht der spärlichen Wandleuchten verlor sich in den hohen Deckengewölben und tauchte die rot karierten Tischdecken in ein blasses, honigfarbenes Gelb. Der einzige Gast saß an einem Ecktisch unter einem Porträt längst verstorbener Würdenträger des Dorfes, alle mit Fez und den für frühe Fotografien typischen leeren Augen. Omar Jussuf nickte dem lustlosen Kellner zu, der sich halb von seinem Sitz erhoben hatte, bedeutete ihm, er solle sich nicht bemühen, und begab sich zu dem Tisch, an dem George Saba saß. "Hatten Sie auf dem Weg hierherauf Probleme mit den Wachtposten der Märtyrerbrigaden, Abu Ramis?", fragte Saba. Er wählte die Anrede Abu - Vater - und den Namen des ältesten Sohnes Omar Jussufs, eine besondere Mischung aus Respekt und Vertraulichkeit. "Nur ein Rüpel, der mir fast auf meinen Schuh gespuckt hätte", sagte Omar Jussuf. Er lächelte finster. "Aber niemand hat sich mir gegenüber als großer Held aufspielen wollen. Anscheinend waren heute nicht viele von ihnen unterwegs." "Das ist schlecht. Das bedeutet, dass sie mit Ärger rechnen." George lachte. "Sie wissen ja, diese großen Kämpfer für die palästinensische Freiheit sind immer die Ersten, die sich aus dem Staub machen, wenn die Israelis kommen." George Saba war Mitte dreißig. Er war ebenso groß, zerknittert und linkisch wie Omar Jussuf klein, ordentlich und bestimmt war. Sein dichtes Haar war an den Schläfen grau meliert und reichte bis zu seinen kräftigen, breiten Augenbrauen. Es war kalt im Restaurant, und er trug ein dickes, kariertes Hemd und einen alten blauen Anorak, dessen Reißverschluss bis zu seinem runden Bauch geöffnet war. Omar Jussuf war stolz auf diesen ehemaligen Schüler, einen seiner ersten. Nicht weil George in seinem Leben besonders erfolgreich war, sondern wegen seiner Rechtschaffenheit und seines Berufes, bei dem e