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Kochen mit Fernet-Branca

Roman
ISBN/EAN: 9783608937602
Umbreit-Nr.: 1937003

Sprache: Deutsch
Umfang: 363 S.
Format in cm: 2.5 x 21 x 13.3
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 25.12.2005
€ 22,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Gerald Samper lebt in der Toskana. Er ist Ghostwriter für reiche B-Promis. Doch sein Ehrgeiz ist, als Créateur erlesener Speisen in die Geschichte einzugehen. Seine Rezepte sind eigenwillig: Muscheln in Schokolade, Knoblauch- und Fernet-Branca-Eis, Fischotter mit Dörrpflaumen und Rhabarber. Eines Tages wird seine Einsamkeit von einer neuen Nachbarin gestört. Die stattliche Marta ist - in seinen Augen - eine vulgäre Person aus einer dieser ehemaligen Sowjetrepubliken, in denen es nur so von Gangstern wimmelt. Aber, so behauptet sie, sie ist Komponistin von Filmmusik. Gerald glaubt kein Wort. Die gespannten nachbarlichen Beziehungen, wechselweise aus Martas und Geralds Sicht kommentiert, gründen von Anfang an auf Mißverständnissen, eskalieren und nehmen immer groteskere Formen an. Schwarze Helikopter in der Nacht, sentimentale Musik aus Martas obskurer Heimat, und immer Fernet-Branca. Mit entsprechenden Folgen. Geralds Versuche, seine Einsamkeit zurückzuerlangen, scheitern. Im Gegenteil. Eine Katastrophe ist unvermeidlich. Mit diesem spritzigen Unterhaltungsroman in der Traditon der großen komischen Autoren ist Hamilton-Paterson ein Meisterstück gelungen, witzig, aber nie seicht, beißend, aber nie gemein, prallvoll mit Einfällen - und mit Rezepten. Ein kulinarischer Genuß.
  • Kurztext
    • 'Dieser Roman hat das Zeug zu einem Kultbuch.' Kathrin Fischer (Hessicher Rundfunk, 8.8.2005)
  • Autorenportrait
    • James Hamilton-Paterson, 1941 in London geboren, Oxfordabsolvent und Mitglied der Royal Geographical Society, renommierter Journalist, Sachbuchautor, Lyriker und Romancier, schreibt u. a. für die Sunday Times, das Times Literary Supplement, den New Statesman und für die Schweizer Weltwoche. Er lebt als freier Schriftsteller in Italien und auf den Philippinen.
  • Schlagzeile
    • »Eine Slapstick-Komödie der Mißverständnisse von einem der größten Romanciers.« (The Guardian)
  • Leseprobe
    • 1 Wenn Sie es nicht vermeiden können, im Sommer auf dem Flughafen von Pisa zu landen, werden Sie sich Ihren Weg aus dem Terminalgebäude wahrscheinlich durch hereinströmende Horden sonnenverbrannter Tommys bahnen müssen, die sich zum Rattern der Koffer gegenseitig beharken. Sie sind zwanzig Minuten zu spät für ihren Ryanair-Billigrückflug nach Stansted ('Ich hab gesagt, du sollst die Tasche von deiner Schwester tragen, Crispin, verdammt noch mal, nicht schleifen. Wenn wir diesen Flug verpassen, dann wirst du deines Lebens nicht mehr froh werden, das schwöre ich dir.'). Von derlei unangefochten können Sie, sobald Sie glücklich im Freien sind, in aller Ruhe auf dem Langzeitparkplatz in Ihren Wagen steigen und die Autobahn Richtung Norden nehmen, immer den Schildern 'Genova' nach. Schon nach zwanzig Minuten fahren Sie an der Ausfahrt Viareggio wieder herunter. Keine Panik: Ihr Ziel ist nicht der Strand, dessen windschiefe Sonnenschirmfelder den langweiligen Küstenstrich meilenweit wie giftgrelle Pilzkolonien überziehen. Nein. Ihr Weg führt Sie schnurstracks landeinwärts durch das Städtchen Camaiore. Abrupt steigt die Straße in die Apuanischen Alpen an: mächtige Felsen, dicht mit Kastanien bewaldete Hänge und Gipfel im Farbton verwitterten Marmors - woraus sie zum größten Teil auch bestehen. Nach mehreren scharfen Haarnadelkurven kommen Sie in das Dorf Casoli, dessen griesgrämige Ausstrahlung wahrscheinlich daher rührt, daß es alle paar Jahre erleben muß, wie seine Randlagen von winterlichen Erdrutschen ins Tal gerissen werden. Fahren Sie durch und weiter hinauf. Abermals Wald, in den Haarnadelkurven durchbrochen von spektakulären Ausblicken. Renovierte Steinhäuser mit alpenländischem Firlefanz außen dran (Fensterläden mit herzförmigen Löchern), davor BMWs mit bayerischem Kennzeichen. Fahren Sie zu: die Welt hängt Ihnen noch an den Fersen, aber Sie sind im Begriff, sie abzuschütteln. Immer weiter hinauf, bis selbst die blauen Lazzi- Busse mit ihren kollernden Hupen kapitulieren und auf einer eigens asphaltierten Fläche wenden. Unweit dahinter erblicken Sie eine Art Waldweg. Folgen Sie dem hundert Meter, und Sie kommen an einen Fleck, der sich Le Roccie nennt, und das Haus, das ich kurzerhand gekauft habe. Noch kürzerer Hand befleißige ich mich, es bewohnbar zu machen, während ich gleichzeitig für mein täglich Brot ein Buch zu schreiben versuche, eine abstruse Auftragsarbeit, die keine weitere Erwähnung verdient. Die Aussicht jedoch ist phantastisch. Wie wir Briten so gern sagen, die drei wichtigsten Dinge an einem Haus sind die Lage, die Lage und die Lage (position in richtigem Englisch, auch wenn die Amerikaner aus irgendeinem Grund den Ausdruck location benutzen). Die Briten geben das mit einem weltklugen Lächeln von sich wie eine aus jahrelanger Erfahrung und Überlegung gezogene originäre Erkenntnis und nicht wie die abgedroschene Maklerfloskel, die sie in der Kneipe aufgeschnappt haben und einfach wiederkäuen. Was Sie von diesem speziellen Haus auch halten mögen, Sie müssen zugeben, daß es sich vor lauter Lage kaum retten kann. Abgesehen von einem kaum sichtbar zwischen den Bäumen hervorspitzenden Stück Steindach in einiger Entfernung herrscht in allen Richtungen Einsamkeit. Sind Sie von der Fahrt gar nicht müde? Nein? Ich schon. Ich gedenke daher, etwas Kleines zu kochen, passend zu dem großartigen Panorama, das von der Terrasse aus zu sehen sein wird, sobald das über dem Abgrund hängende prähistorische Plumpsklo beseitigt ist. Malerisch hingebreitete Gebirgszüge. Dazwischen reichlich blaue Luft mit kreisenden Bussarden und einem Fernblick auf Viareggio und das Meer. An einem klaren Tag kann man die kleine Insel Gorgona sehen, an einem richtig klaren Tag, sagt man, Korsika. Also, was darf?s sein? Etwas, das marin und doch für gehobene Ansprüche ist, würde ich meinen, zum Zeichen, wie sehr wir die einheimischen frutti di mare schätzen und wie wenig die gemieteten Strandschirme und die Eise. Wie wär?s damit: