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Arbeit an der Zukunft

Essays, Sammlung Luchterhand
ISBN/EAN: 9783630621234
Umbreit-Nr.: 1349606

Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S.
Format in cm: 2.8 x 18.6 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 02.04.2007
€ 10,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Ein Querschnitt durch ein unvergleichliches Publizistenleben mit unveröffentlichten Fundstücken aus dem Nachlass Als Carl Amery vor zwei Jahren starb, verlor die Bundesrepublik eine ihrer kritischsten und anregendsten Stimmen. Barocke Fabulierkunst, apokalyptische Untergangsvisionen und moderne Zivilisationskritik zeichneten sein Werk aus, und seine kritischen Zwischenrufe profitierten auch immer von dem Schriftsteller Amery. Im April 2007 wäre Carl Amery 85 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass versammelt dieser Band die wichtigsten Essays.
  • Kurztext
    • "Die Grünen haben einen ihrer Gründerväter verloren, die Welt den Schriftsteller, Links-Katholik, bayerischen Weltbürger und ökologischen Vordenker." Süddeutsche Zeitung ?Eindrucksvoll, welche Worte Amery für seine kritischen Zwischenrufe fand.? Frankfurter Neue Presse "Immer ist er witzig, bissig, unerbittlich und aktueller denn je. Die Stimme dieses Rufers werden wir noch lange im Ohr behalten." Neue Deutschland
  • Autorenportrait
    • Geboren am 9. April 1922 in München. Studium der Neuphilologie sowie der Literaturtheorie und -kritik in München und Washington. Mitglied der Gruppe 47, von 1989 bis 1991 Präsident des bundesdeutschen PEN-Zentrums sowie Mitbegründer der E.F. Schumacher-Gesellschaft für politische Ökologie. Amery schrieb neben einigen Hörspielen zahlreiche Romane und wurde vor allen Dingen durch seine kulturkritischen Essays sowie als engagierter Ökologe bekannt. Jahrzehntelang hat er mit Büchern wie "Die Botschaft des Jahrtausends", "Hitler als Vorläufer" oder "Global Exit" die politische Diskussion in der Bundesrepublik entscheidend mitgeprägt. Zuletzt erschienen im Frühjahr 2005 die von ihm herausgegebenen "Briefe an den Reichtum". Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Tukan Preis", dem "Bayerischen Friedenspreis" und 1991 mit dem "Literaturpreis der Stadt München". Carl Amery starb am 24. Mai 2005 im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstadt München. Bei Luchterhand erschienen u.a.: "Global Exit" und "Briefe an den Reichtum". In der Sammlung Luchterhand: "Hitler als Vorläufer", "Das Geheimnis der Krypta" und "Die Wallfahrer".
  • Leseprobe
    • Vorstellung in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung September 1992 Ich gehöre dem Jahrgang 1922 an; dem Jahrgang also, dessen Aufstiegschancen nach 1945 glänzend waren, weil der Krieg soviel gleichaltrige Konkurrenz liquidiert hatte. (So hat man mir das jedenfalls einmal soziologisch erklärt.) Ich wurde in München geboren und wuchs in Freising und Passau auf. Beide Elternteile waren promovierte Altphilologen, mein Vater wurde Hochschulprofessor für Geschichte. Er und meine Mutter gehörten der süddeutsch-katholischen Bildungsschicht an, die mir meine ersten kulturellen Eindrücke und meine unverrückbare, höchstens nach links ausbaubare Feindschaft zum Nationalsozialismus vermittelte. Ich studierte von 1940 auf 41 und dann wieder ab 1946 bis 1950. Meine Fächer waren Romanistik und Anglistik, später ergänzt durch Amerikanistik (Folge eines Zwangsaufenthalts in den USA 1943/46). Am meisten verdanke ich den Lehrern Hans Rheinfelder und Wolfgang Clemen in München und Helmut Hatzfeld in Washington, D.C. Zu schreiben begann ich in der Pubertät, ich produzierte damals die üblichen Normal-Ergüsse dieses Alters, zusätzlich verwässert durch die provinzielle Ästhetik der Hitlerzeit. Mein Elternhaus vermittelte mir allerdings wichtige Perspektiven, vor allem ein originäres Verhältnis zur Geschichte. Ich habe etwa in den Perspektiven von Braudel, Ladurie u.a. Dinge vorgefunden, die ich ansatzweise von der Arbeit meines Vaters kannte - so etwas wie eine rudimentäre histoire des mentalités. Meine erste 'ordentliche' Story schrieb ich im Winter 1945/46 in Arkansas, wo ich als kriegsgefangener Baumwollpflücker, später Dolmetscher tätig war. Sie wurde in einem der interessanten jugendlichen Blätter jener Zeit veröffentlicht, machte einen Lektor der Nymphenburger Verlagshandlung auf mich aufmerksam und führte so zum ersten Romanvertrag. (Die Veröffentlichung erfolgte 1953 und war mittelbar für meinen Zugang zur Gruppe 47 verantwortlich.) Seit 1950 verheiratet, mußte ich mich allerdings auf die Lebensweise eines >freien<, d.h. zu ständiger Produktion gezwungenen Schriftstellers einrichten, was hauptsächlich durch Mitarbeit beim Rundfunk gelang. Meinen Prosastil hätte ich nicht ohne die langjährige Bekanntschaft mit angelsächsischer und französischer Literatur entwickeln können - und (damit im Zusammenhang) nicht ohne die mit den Jahren wachsende Überzeugung, daß der komische Weltzugang leichter und eher die Tragödie enthält und aus sich entläßt als umgekehrt. Wie erwähnt, habe ich dabei immer angenommen, daß ich von westlichen Vorbildern und Kategorien ausging und ausgehe; doch hat mich vor einem Jahr, bei einer Lesung in Prag, die Frage eines Tschechen nachdenklich gemacht, ob ich nicht eine starke Affinität zum tschechisch-mährischen literarischen Humor verspüre. Da könnte, wie man sagt, was dran sein - zumindest in den letzten Jahren. Größere Resonanz als meine Belletristik lösten meine Aufsätze und Monographien zu zentralen kulturellen und gesellschaftlichen Fragen aus - so 1963 meine kurze Analyse des (west)deutschen Milieukatholizismus und, etwa ab 1970, meine Aufsätze und Monographien zur heraufsteigenden und jetzt allgegenwärtigen ökologischen Krise, die ich als Kulturkrise begreife. Da sie die bisher ernsteste Krise der Menschheit ist, und da sie die bisherigen Stereotypen von Rechts und Links, Konservativ / Reaktionär und Progressiv/ Revolutionär, gründlich außer Kraft setzt, waren die letzten Jahrzehnte für mich einerseits ein ständiges Starren ins Antlitz der Medusa, andererseits aber ein faszinierendes Wander-Abenteuer in wahrhaft neuem Gelände mit vielen neuen Freunden aus anderen Lebensgebieten - insbesondere Renegaten aus dem Bereich der Natur- und Lebenswissenschaften: Sprache und Dichtung, so will mir scheinen, haben bereits jetzt mehr Impulse diesen möglichen (und vielleicht demnächst wirklichen) Brückenschlägen zu verdanken als dem traditionellen exklusiven Verhältnis zu den sogenannten Geisteswiss