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Die scheinheilige Gesellschaft

Sex, Drogen und Schwarzarbeit - Die dunkle Seite der USA
ISBN/EAN: 9783570500538
Umbreit-Nr.: 111120

Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format in cm: 2.7 x 21.5 x 13.2
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 16.03.2004
€ 21,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • "Wallraffa?oe in Amerika Und dann das Imperium des guten Amerikaners Reuben Sturmann, der einen ganzen Wirtschaftszweig aufgebaut hat. Dies würde ihm im Normalfall - neben Henry Ford oder Walt Disney - einen Platz im Geschichtsbuch eintragen. Leider handelte es sich in seinem Fall um die Pornoindustrie, die zwar viele nutzen, die jedoch letztlich keiner wahrhaben will. Große Konzerne wie AOL, Time Warner oder die Hotelkette Sheraton erzielen mit dem "Obszönena?oe fette Gewinne. Die Doppelbödigkeit der amerikanischen Kultur zeigt sich besonders deutlich in jenen Bereichen, die staatlicherseits bekämpft werden, ohne die der Bürger jedoch längst nicht mehr leben kann. So haben der unbedingte Glaube an den freien Markt sowie der ungebrochene amerikanische Puritanismus eine janusköpfige Nation hervorgebracht, in der über 10 Prozent der Wirtschaftsleistung auf dem Schwarzmarkt generiert werden.
  • Autorenportrait
    • Eric Schlosser ist in seiner amerikanischen Heimat durch seine exzellent recherchierten Reportagen ein ebenso bekannter wie gefürchteter Journalist. Er schrieb über die Familien von Mordopfern, den Komplex der Gefängnisindustrie und das Pornografiegeschäf
  • Leseprobe
    • Der Untergrund Adam Smith glaubte an einen guten, weisen und allmächtigen Gott. Der große Theoretiker der freien Marktwirtschaft glaubte an die Vorsehung. 'Das Glück der Menschheit', schrieb Smith, 'scheint der ursprünglich vom Autor der Natur beabsichtigte Zweck zu sein.' Die Werke des Herrn offenbarten sich nicht nur in der Bibel oder in Wundern, sondern auch im täglichen Marktgeschehen, im Kaufen und Verkaufen. Hinter jedem Kauf stand vielleicht der Wunsch eines Einzelnen, doch hinter allem stand die 'unsichtbare Hand'. Diese unsichtbare Hand setzte Preise und Löhne fest. Sie regelte Angebot und Nachfrage. Sie stand für die Summe aller menschlichen Wünsche. Der freie Markt benötigte die Intervention des Menschen nicht, allein durch ihn entwickelten sich Landwirtschaft und Industrie, er schuf überschüssigen Reichtum und gewährleistete, dass die produzierten Güter auch das waren, was die Menschen kaufen wollten. Laut Smith fehlte den Menschen die Weisheit, die Gesellschaft bewusst zu verbessern oder Fortschritt nach einem ausgeklügelten Plan voranzutreiben. Aber wenn jeder seine eigenen Interessen verfolgte und nur seinen 'Leidenschaften' nachging, würde die unsichtbare Hand für das Wohl des Einzelnen aufkommen. Smith' Wealth of Nations (Wohlstand der Nationen) erschien 1776 und hatte tief reichende Auswirkungen auf das Land, das im gleichen Jahr entstand und aus dem später die Vereinigten Staaten von Amerika wurden. Die Vorstellung, dass 'Leben, Freiheit und das Streben nach Glück' unveräußerliche, von Gott zugebilligte Rechte waren, passte perfekt zu den wirtschaftlichen Theorien von Adam Smith. 'Leben, Freiheit und Besitz' war eine bekannte Formulierung, die Thomas Jefferson für die Unabhängigkeitserklärung leicht abwandelte. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren das erste Land, das grundherrschaftliche und aristokratische Vorrechte abschaffte und durch das republikanische Ideal des Marktes ersetzte. Über 200 Jahre später verfügen die großen amerikanischen Konzerne - General Motors, General Electric, Exxon Mobil, Microsoft, Wal-Mart, Boeing und andere - über größere Jahreseinnahmen als viele souveräne Staaten. Keine Währung ist stärker als der amerikanische Dollar, und die Kurse an der Wall Street wirken sich auf die Börsen in Tokio, London, Paris und Frankfurt aus. Der unübertroffene Reichtum der USA ermöglichte den Aufbau einer Militärmacht, die weltweit konkurrenzlos ist. Und doch steckt hinter der amerikanischen Wirtschaft noch viel mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Neben den berühmten amerikanischen Unternehmen und Marken hat die unsichtbare Hand auch eine größtenteils unsichtbare Wirtschaft geschaffen, die im Verborgenen gedeiht und ihre eigene Nachfrage nach Arbeitskräften, ihre eigene Preisstruktur und eigene Güter aufweist. Diese Wirtschaft wird mit verschiedenen Begriffen bezeichnet, man spricht von einer 'Schattenwirtschaft' oder 'Untergrundwirtschaft' oder verwendet Adjektive wie 'schwarz', 'irregulär', 'inoffiziell', 'illegal' oder 'unterirdisch'. Die amerikanische Schattenwirtschaft wird zwar auf die verschiedenste Weise definiert, in ihrer einfachsten Form ist sie jedoch schlicht die wirtschaftliche Tätigkeit, die aus den Büchern herausgehalten wird, die nicht verzeichnet und nicht gemeldet ist und damit gegen das Gesetz verstößt. Diese Tätigkeit reicht von ganz alltäglichen Vorgängen (etwa ein Elektriker, der sich bar bezahlen lässt und das Geld nicht als Einkommen meldet) bis zum Kriminellen (ein Drogendealer, der Speed verkauft). Dazu zählen Schwarzarbeit, Scheckfälschen und Hehlerei, Verkauf auf dem Schwarzmarkt, ohne Steuern zu zahlen, die Beschäftigung von Illegalen und Kindern, das Betreiben von Sweatshops und Werkstätten, in denen gestohlene Autos zerlegt werden, der Schmuggel von Zigaretten und Waffen, das Einschleusen illegaler Einwanderer, der Verkauf von falschen Rolexuhren oder von Raubkopien. Wirtschaftsexperten streiten si ...