Detailansicht

Therese von Bacheracht

Eine Hamburgerin in St. Petersburg 4 Essays
ISBN/EAN: 9783945424674
Umbreit-Nr.: 3240184

Sprache: Deutsch
Umfang: 48 S., s/w- und Farbabb.
Format in cm: 0.5 x 18.7 x 12.2
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 07.12.2017
Auflage: 1/2017
€ 7,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Die Hamburgerin Therese von Bacheracht war eine weit über die Grenzen der Hansestadt bekannte Schriftstellerin der als Vormärz ­bezeichneten Epoche in der Literatur. Ihre Bekanntschaft mit Karl Gutzkow, einem der wichtigsten Repräsentanten der jungdeutschen Bewegung, verhalf ihr zu ersten schriftstellerischen Impulsen. Mit ihren Büchern und Feuilletons hielt sie die musisch gebildete Welt ihrer Zeit in Atem. Der Dichter Heinrich Heine - besonders empfänglich für weibliche Reize - nannte sie einen Schönen Falter. Nach ihrer Ausbildung am Kaiserlichen Institut für adelige Mädchen in St. Petersburg reiste sie immer wieder in die russische Metropole, die ihr Stoff für zahl­reiche Veröffentlichungen lieferte. Therese von Bacheracht war nicht nur Gast am Zarenhof, sondern verkehrte auch in den literarischen Salons. Dort begegnete sie dem Historiker Alexander Turgenjew und bewunderte den berühmten romantischen Dichter Michail Lermontow.
  • Autorenportrait
    • Dr. Beate Borowka-Clausberg, Studium der Germanistik und Philosophie in Düsseldorf, Promotion in Kassel. Forschungsschwerpunkte in Bäder- und Reiseliteratur sowie Biografien des 18. und 19. Jahrhunderts. Vorsitzende des Hamburger Heine-Haus e. V. 2016 erschien im Morio Verlag "Salonfähig - Frauen in der Heine-Zeit".
  • Leseprobe
    • Beate Borowka-Clausberg In Hamburgs Gesellschaft Einen Schönen Falter hat Heinrich Heine Therese von Bacheracht genannt. Als sie ihn zusammen mit ihrer Freundin Fanny Lewald 1848 in Paris besuchte, soll er überrascht ausgerufen haben: Gott ! Was haben Sie für ein schönes Profil! Was sind Sie schön für eine Schriftstellerin! Heine war nicht der Einzige, der von Thereses Wesen und Erscheinung fasziniert war. Sie hat mit ihrer anmutigen Ausstrahlung vor allem die Männerwelt beeindruckt. Ihre knapp zehnjährige Präsenz auf der literarischen Bühne der 1840er Jahre brachte ihr weitere Popularität, wie 1849 im Würzburger Journal zu lesen war: Nicht das Eminente und Großartige ihres Talents, sondern das Liebenswürdige desselben machte sie bald zu einer genannten Schriftstellerin. Therese ist die deutsche Ninon LEnclos, an deren anmuthigem Lächeln und glänzenden Augen die Jahre spurlos vorüberfliehen und welcher die Grazien das Geschenk ewiger Jugend verliehen. Ein heute noch im Familienbesitz erhaltenes großformatiges Gemälde läßt ahnen, welch schillernde Erscheinung diese Therese gewesen sein muß. Das Portrait in russischer Tracht - es ähnelt einem berühmten Gemälde der Kaiserin Alexandra Fedorowna von Franz Krüger aus dem Jahr 1838 - entstand höchstwahrscheinlich 1840 in St. Petersburg. Zur Schriftstellerei dürfte sie in St. Petersburg im Jahr 1840 angeregt worden sein. Nicht ohne Grund schrieb Karl Gutzkow über ihre erste Publikation, dass die Schule des Stils auf Paris oder St. Petersburg hindeute. Therese von Bacheracht war nicht nur Gast am Zarenhof, sondern verkehrte auch in literarischen Salons. Dort begegnete sie Alexander Turgenjew und bewunderte den bekannten Dichter der russischen Romantik Michail Lermontow. Durch unachtsame Bemerkungen soll sie das Duell Lermontows mit dem Sohn eines französischen Diplomaten heraufbeschworen haben. Es hatte die Verbannung des Dichters in den Kaukasus zur Folge. Das war damals ein ungeheurer Skandal, nicht nur in St. Petersburg, sondern auch in der Hamburger Gesellschaft. St. Petersburg war demnach in vielerlei Hinsicht bedeutend für Ihren Lebensweg: Die 1804 in Stuttgart geborene Therese war Tochter des kaiserlich russischen Legationssekretärs und Staatsrats Heinrich von Struve (1772-1851), ihre Mutter war Elisabeth Wilhelmine Sidonie Gräfin Oexle von Friedenberg (1780-1837), eine Freundin der Schriftstellerin Therese Huber. Ab 1814 lebte die Familie in Hamburg, wo der Vater als russischer Gesandter für die Städte Hamburg, Bremen und Lübeck tätig war. Neben der Diplomatie widmete er sich der Mineralogie. Er war Mitbegründer des naturkundlichen Museums in Hamburg und Ehrenbürger der Hansestadt (1843), andererseits Mitglied der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Therese erhielt am renommierten kaiserlichen Institut für adlige Mädchen in St. Petersburg ihre Ausbildung. Als Jerome, der Exkönig von Westphalen und Bruder Napoleons, in Teplitz um ihre Hand warb, soll Thereses Vater auf Befehl des russischen Kaisers die Werbung abgelehnt haben. Im Jahr 1825 ging Therese in Hamburg eine Konvenienzehe mit dem reichen kaiserlich-russischen Staatsrat, Legationssekretär und Generalkonsul Robert von Bacheracht, ein. Ihr gemeinsames Kind, ein Sohn, starb im frühen Kindesalter. Nach vierundzwanzig Jahren wurde ihre Ehe geschieden. Noch im selben Jahr heiratete Therese ihren Vetter Heinrich Freiherr von Lützow und reiste mit ihm, der als Oberst in Diensten der niederländischen Kolonialarmee stand, nach Java. Aus dieser Verbindung ging eine Tochter hervor. Vorher jedoch, von 1841 bis 1848, lebte sie in einer schwierigen und aufsehenerregenden Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller Karl Gutzkow (1811-1878). Sie verschaffte ihm Zutritt zur höheren Gesellschaft und erreichte in der Presse eine positive Aufnahme seiner Werke; und er bestärkte sie in ihren literarischen Ambitionen. Neben Romanen und Novellen verfaßte sie Reisebeschreibungen, Feuilletons für Pariser Blätter und war Herausgeberin der Briefe Wilhelm von Humboldts an eine Freundin [d.i. Charlotte Diede]. Die Buchausgabe wurde ein verlegerischer Erfolg sondergleichen: es gab zwölf Auflagen. Kurz vor der beabsichtigten Rückkehr nach Deutschland starb Therese nur achtundvierzigjährig während ihrer letzten Erkundungsreise auf Java