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Die dunklen Lichter von Paris

Aimée Leduc ermittelt im Marais, Piper Taschenbuch 30452, Aimée-Leduc-Reihe 1
ISBN/EAN: 9783492304528
Umbreit-Nr.: 5935043

Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format in cm: 2.7 x 18.9 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 10.06.2014
€ 9,99
(inklusive MwSt.)
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  • Autorenportrait
    • Cara Black wurde mit ihren Kriminalromanen um die Privatdetektivin Aimée Leduc in den USA zur Bestsellerautorin. Inzwischen hat sie dreizehn Paris-Krimis geschrieben, die stets in einem anderen Pariser Quartier spielen. Cara Black lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in San Francisco und reist oft in ihre Lieblingsstadt Paris. 2012 wurde ihr die »Medaille de la Ville de Paris« verliehen.
  • Leseprobe
    • PARIS NOVEMBER 1993   MITTWOCH Mittwochmorgen Aimée Leduc spürte seine Anwesenheit, noch bevor sie ihn sah. Als wären Geister seiner Spur in die einst so elegante Eingangshalle gefolgt. Sie zögerte einen Moment und zog die schwarze Lederjacke enger um sich, um den Pariser Wintermorgen abzuwehren, der durch das ganze Gebäude kroch, dann griff sie nach ihrem Schlüsselbund. Als sie vor der Milchglasscheibe ihrer Bürotür stand, trat der Mann aus dem Schatten. Von unten drang das Weinen eines Babys durch das Treppenhaus, dann knallte die Tür der Concierge. 'Mademoiselle, ich brauche Ihre Hilfe', sagte er. Ledrige, sommersprossige Haut spannte sich über seinen kahlen Schädel, und seine Ohren standen fast rechtwinklig ab. Er trug einen verknitterten blauen Anzug und lehnte schief auf einem Gehstock. 'Keine vermissten Personen, Monsieur', sagte sie. Mit dem andauernden Winter, den grauen Tagen und den vielen Erinnerungen kam bei vielen Menschen die Hoffnung auf, vermisste Personen wiederzufinden. Aimée prüfte mit der Zunge, ob etwas zwischen ihren Zähnen hing, glättete ihr kurzes braunes Haar und lächelte. Das Schoko-Croissant verschwand wieder in der Tüte. 'Ich suche nicht nach vermissten Angehörigen. Mein Fachgebiet ist Unternehmenssicherheit.' Sie blickte freundlich auf den alten Herrn hinunter, den sie mit ihren ein Meter zweiundsiebzig deutlich überragte. 'Je suis désolée, Monsieur, aber ich bin auf Computerkriminaltechnik spezialisiert.' 'Aber das ist genau das, was ich brauche.' Er richtete sich langsam auf und sah sie aus seinen großen Augen eindringlich an. 'Ich heiße Soli Hecht. Ich muss mit Ihnen reden.' Hinter seinem beinahe ängstlichen Blick lagen Trauer und Wachsamkeit. Sie versuchte, höflich zu bleiben. Unangemeldete Kunden waren selten. Die meisten kamen durch Geschäftskontakte oder über persönliche Empfehlung. 'Nicht, dass ich Ihnen nicht helfen möchte, aber wir sind völlig ausgelastet. Ich kann Ihnen jemand sehr Gutes empfehlen, wenn Sie mögen.' 'Ich kannte Ihren Vater, ein ehrenwerter Mann. Er sagte, ich könnte mich an Sie wenden, wenn ich einmal Hilfe bräuchte.' Sie fuhr zusammen, ließ die Schüssel fallen und blickte zur Seite. 'Aber mein Vater wurde vor fünf Jahren ermordet.' 'Er ist noch immer in meinen Gebeten.' Hecht ließ andächtig den Kopf sinken. Als er aufschaute, schien sein Blick sie zu durchbohren. 'Ihr Vater und ich lernten uns kennen, als er noch beim Commissariat arbeitete.' Sie wusste, dass sie ihn anhören musste. Trotzdem zögerte sie. Die Kälte drang durch die Fußbodendielen, aber das war nicht der einzige Grund für ihr Frösteln. 'Bitte kommen Sie rein.' Sie schloss die Tür mit dem Schriftzug LEDUC DETECTIVE auf, führte ihn in das Büro, das sie nach dem Tod ihres Vaters übernommen hatte, schaltete das Licht ein und warf ihre Jacke über die Stuhllehne. Sepiadrucke von ägyptischen Ausgrabungen hingen über digital bearbeiteten Plänen der Pariser Kanalisation an den Wänden. Hecht bewegte seinen ausgemergelten Körper mühsam über das Parkett. Etwas an ihm kam ihr bekannt vor. Als er ihr jetzt eine Mappe über den Schreibtisch schob, sah sie die verblassten blauen Ziffern auf dem Unterarm, die aus seinem Jackenärmel herausblitzten. Sie kannte diese Tätowierungen. Wollte er, dass sie Nazibeute auf einem Schweizer Nummernkonto fand? Sie löffelte gemahlenen Kaffee in den Filter, goss Wasser in den Glasbehälter und schaltete die Espressomaschine ein, die brodelnd zum Leben erwachte. 'Monsieur Hecht, was für ein Job ist das genau?' 'Computerhacking ist Ihr Fachgebiet.' Seine Augen musterten die Geräte entlang der Wände. 'Knacken Sie einen Computercode für mich. Der Temple Emanuel ist Ihr Auftraggeber.' 'Worum geht es?' 'Wir brauchen Beweise dafür, dass die Verwandten einer bestimmten Frau der Deportation nach Buchenwald entgingen. Aber ich möchte ihr keine großen Hoffnungen machen.' Er schaute nach unten, als könnte er noch mehr sagen, aber er tat es nicht. 'Solche Aufgaben übernehme ich nicht