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Ränder der Enzyklopädie

Internationaler Merve Diskurs 351, Perspektiven der Technokultur
Barck, Karlheinz/Dotzler, Bernhard/Haverkamp, Anselm u a
ISBN/EAN: 9783883962894
Umbreit-Nr.: 1101609

Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format in cm: 1.8 x 17 x 12.2
Einband: kartoniertes Buch
Lesealter: 0-99 J.

Erschienen am 31.12.2011
€ 15,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Das in einer Enzyklopädie eingefangene Wissen weist immer Ränder auf, an denen sich das zeigt, was nicht erfasst, aufgenommen und eingegliedert wurde - ganz zu schweigen von jenem Unbekannten, dessen Existenz nicht einmal erahnt wird. Die großen Entwürfe zu einem umfassenden System des Wissbaren scheinen der Vergangenheit anzugehören, doch auch dynamische Modelle und Netzwerke, die Wissen produzieren und verteilen, ziehen Grenzen, überschreiten und transformieren sie, schließen ein und aus. Einen besonderen Sinn für diese Bewegungen zeigen seit jeher die Künste. Ihre poietische Ordnungskraft vermag, imaginäre Enzyklopädien zu schaffen, welche die gewohnten Grenzen in Frage stellen, indem sie gerade auch Randzonen ästhetisch gestalten und offen halten.Diesen Impuls nimmt das vorliegende Buch auf, indem es das Terrain am Rande eines enzyklopädischen Großprojekts erkundet, des Historischen Wörterbuchs ästhetischer Grundbegriffe. Die hier versammelten Stichworte widmen sich mit leidenschaftlicher Philologie Grundfragen kulturwissenschaftlicher Forschung (Buchstäblichkeit, Grammatik, Lecture, Et - Et), Beziehungen (Liebe, Compassio, Zufall, Patenschaft) und Luftwesen (Vogel, Sirene, Jazz, Phantasmagorie, Neverland). In Form essayistischer Miniaturen bilden sie Bausteine aus dem unerschöpflichen tresor zur Geschichte des ästhetischen Denkens.
  • Kurztext
    • Das in einer Enzyklopädie eingefangene Wissen weist immer Ränder auf, an denen sich das zeigt, was nicht erfasst, aufgenommen und eingegliedert wurde - ganz zu schweigen von jenem Unbekannten, dessen Existenz nicht einmal erahnt wird. Die großen Entwürfe zu einem umfassenden System des Wissbaren scheinen der Vergangenheit anzugehören, doch auch dynamische Modelle und Netzwerke, die Wissen produzieren und verteilen, ziehen Grenzen, überschreiten und transformieren sie, schließen ein und aus. Einen besonderen Sinn für diese Bewegungen zeigen seit jeher die Künste. Ihre poietische Ordnungskraft vermag, imaginäre Enzyklopädien zu schaffen, welche die gewohnten Grenzen in Frage stellen, indem sie gerade auch Randzonen ästhetisch gestalten und offen halten.Diesen Impuls nimmt das vorliegende Buch auf, indem es das Terrain am Rande eines enzyklopädischen Großprojekts erkundet, des Historischen Wörterbuchs ästhetischer Grundbegriffe. Die hier versammelten Stichworte widmen sich mit leidenschaftlicher Philologie Grundfragen kulturwissenschaftlicher Forschung (Buchstäblichkeit, Grammatik, Lecture, Et - Et), Beziehungen (Liebe, Compassio, Zufall, Patenschaft) und Luftwesen (Vogel, Sirene, Jazz, Phantasmagorie, Neverland). In Form essayistischer Miniaturen bilden sie Bausteine aus dem unerschöpflichen trésor zur Geschichte des ästhetischen Denkens.
  • Autorenportrait
    • InhaltsangabeInhaltAuftakt ............................................................................ 7Buchstäblichkeit ........................................................... 11Compassio ................................................................... 21Eta¿''Et .......................................................................... 31Grammatik ................................................................... 39Jazz ........................................................................... 45Lecture ......................................................................... 63Liebe ........................................................................... 69Neverland ..................................................................... 75Patenschaft .................................................................. 83Phantasmagorie ........................................................... 93Sirene ......................................................................... 107Vogel ......................................................................... 155Zufall ......................................................................... 167Imaginäre Enzyklopädien .......................................... 185
  • Leseprobe
    • AuftaktDas Flüssige hat andere Ränder als die klar umrissenen, glatten des klassischen Systems. Sie fluktuieren mit der Zeit wie die Umrisse eines fliegenden Bienenschwarms oder generell einer großen Population in der Geschichtebzw. ihrer eigenen Geschichte.Das in einer Enzyklopädie eingefangene Wissen weist immer Ränder auf, an denen sich dasjenige bemerkbar macht, was nicht erfasst, aufgenommen und eingegliedertwurde - ganz zu schweigen von jenem Unbekannten, dessen Existenz nicht einmal erahnt wird oder das noch im Wartestand der Zukunft verharrt. Die großen Entwürfe zu einem umfassenden System des Wissbaren scheinen der Vergangenheit anzugehören, doch auch dynamische Modelle wie Netzwerke, die Wissen produzieren und verteilen, ziehen Grenzen, überschreiten und transformieren sie, sortieren ein und sondern aus. Einen feinen Sinn für diese Operationen zeigen seit jeher die Künste. Ihre poietische Ordnungskraft vermag nicht nur Neues zu erschließen, sondern immer wieder den Traum vom Wissen voranzutreiben und auszugestalten. So können sie imaginäre Enzyklopädien schaffen, welche die gewohnten Grenzen in Frage stellen, indem sie gerade auch Randzonen ästhetisch gestalten, offen halten, aber auch problematisieren.Die Künste beziehen sich hier nicht allein auf die ''schönen Künste'', vielmehr auf Kulturtechniken im weiteren Sinn, und schließen damit neben der griechischentechne an die lateinischen artes an. Entsprechend versteht sich auch die Ästhetik, die hier zum Zuge kommt, als eine technikaffine. Nachdem sich eine ''200jährige deutsche Tradition der Technophobie in aestheticis'' auf eine Kunsttheorie verengte, erweitert sie sich nun wieder auf die Sinneswahrnehmung, aisthesis. So lautet denn die Forderung, zwischen ''einer Idealität des Sinns undeiner Materialität der Sinne'' (453) zu differenzieren und sie aufeinander zu beziehen. Auch ein derartiges Ansinnen hat sich enzyklopädisch realisiert, in dem von Carlo Barck u.a. herausgegebenen Historischen Wörterbuch Ästhetischer Grundbegriffe.Hier nun wird das Terrain am Rande dieses realisierten Großprojekts erkundet. Es handelt sich um begriffsgeschichtliche Miniaturen, Essays, Skizzen. Sie widmensich Begriffen, die in den Ästhetischen Grundbegriffen nicht enthalten sind und die einen weiteren Fragehorizont eröffnen. Verbunden mit einem Postskriptum zum Enzyklopädischen ordnen sich in alphabetischer Reihe die folgenden Lemmata nach diesem Auftakt: Buchstäblichkeit, Compassio, Et-Et, Grammatik, Jazz, Lecture, Liebe, Neverland, Patenschaft, Phantasmagorie, Sirene, Vogel, Zufall. Von Ferne kokettierend mit dem großen Thesaurus ergeben sie einen kleinen tresor ästhetischer Preziosen, die einladen zum Kosten.Christine Blättler und Erik Porath