Detailansicht

Die Tote in der Feengrotte

Ein Fall für Giorgia Cantini
ISBN/EAN: 9783442466481
Umbreit-Nr.: 1514458

Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format in cm: 1.6 x 18.7 x 11.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 08.06.2009
€ 7,95
(inklusive MwSt.)
Nachfragen
  • Zusatztext
    • Ein Bologna-Krimi der besonderen Art: atmosphärisch dicht, düster und unheimlich packend! Bologna in der flirrenden Augusthitze: Privatdetektivin Giorgia Cantini erhält den Auftrag, nach der Edelprostituierten Vanessa Liverani, genannt Van, zu suchen. Zuletzt gesehen wurde sie vor sechs Tagen bei einer Party reicher Geschäftsleute, zurück bleibt ihr zehnjähriger Sohn William. Hinweise bei ihrer Suche liefern Giorgia Cantini nur die Tagebucheintragungen der Vermissten. Kurze Zeit darauf wird die junge Frau tot aufgefunden - in einer Grotte außerhalb von Bologna, erschossen. Und die Tatwaffe ist die Pistole von Vanessa Liveranis eigenem Großvater .
  • Kurztext
    • "Giorgia Cantini ist Sam Spades kleine italienische Schwester." Titel-Magazin.de
  • Leseprobe
    • Ich greife mir mein Gepäck vom Rollband mit der Erschöpfung eines reumütigen Reisenden, der es bedauert, überhaupt losgefahren zu sein, und als ich mit der Hand über eine Tasche meiner Jeansjacke fahre, spüre ich dort das federleichte Gewicht von zwei oder drei Postkarten, die ich vergessen habe abzuschicken. Ich laufe durch diesen klinischen Raum - eine Kombination aus Kunststoff und Stahl -, der von Touristen und Personal bevölkert ist. Die Wartehalle besteht aus nichts als harten roten Stühlen. Mitten unter der großen Anzeigetafel thront das neueste Modell eines mit Extras nur so gespickten Autos. Ich streife Leute, die vor dem Metalldetektor Schlange stehen und andere, die auf dem Bildschirm An- kunfts- und Abflugzeiten überprüfen. Eine Stimme aus dem Lautsprecher unterbricht einen Hitklassiker von Frank Sinatra für die Durchsage, dass sich ein Flug verspätet. Jetzt brauche ich einen Kaffee. Also betrete ich den wabenförmigen Plexiglasaufzug und fahre hoch in den zweiten Stock zum Gastrobereich. Durch die große Glasfront platzt der strahlend blaue Spätnachmittagshimmel förmlich herein. Aus dem Augenwinkel bemerke ich einen Shuttlebus, der über die Rollbahn fährt, und den grauen Schatten eines abflugbereiten Jets. Ich bin vor acht Tagen abgereist und habe dabei meine kurze Affäre mit Marcel hinter mir gelassen. Wir haben uns genau hier, in der Flughafenbar, verabschiedet: Ich fuhr nach Tunesien in Urlaub, und er kehrte nach Paris zurück, um seinen fünften Krimi fertig zu schreiben. Marcel, sechsundvierzig, Freund eines Freundes: Die magnetische Anziehungskraft seines Intellekts und seine Art, sich zu bewegen, verliehen ihm, je später und feuchter der Abend wurde, den traumverlorenen Ausdruck eines Menschen, der zu viel getrunken hat. Zwei Wochen habe ich mit diesem Vertreter des Surrealismus verbracht, diesem Mann mit ausgeprägten Augenbrauen, aufgeblähtem Bauch und zerknautschtem Gesicht, der sich die Zigaretten am Stummel der vorherigen anzündet; dem x-ten Mann, dessen Ehering ich in der Dunkelheit eines Hotelzimmers aufblitzen sah, während er sagte: »Pour aimer une femme, il faut épouser une autre.« (Um eine Frau zu lieben, muss man eine andere heiraten.) War es denn wirklich nötig, Marcel, die Liebe zu bemühen? Ich hätte auf diese Galanterie verzichten können, denn, sagen wir es doch ganz offen, es war von Anfang an klar, dass das mit uns nicht von Dauer sein würde. Wir sind fast gleich alt, habe ich dir gesagt. Die Liebe hat uns lange Jahre beschäftigt, unsere Köpfe waren dauerhaft besetzt von ihr, schlimmer als jeder Unihörsaal anno '68. Ich habe nur lockere Verhältnisse, ich will keine festen Bindungen, und. »Libres alliances?« »Oui, tu comprends?« Du hattest die Decke um deine Beine gewickelt und brachtest etwas wie ein Lächeln hervor. Ich ging wieder zu dir, schon halb angezogen, und trat dabei auf den Rand eines mit Asche und Zigarettenkippen gefüllten Tellerchens. Du dachtest, ich würde dich auf den Mund küssen, aber ich zielte auf deine Stirn - meine Art, den Blinker zu setzen und die klassische Abkürzung zu nehmen. Du hast dir mit den Fäusten die Augen gerieben. Dein blaues T-Shirt hatte dunkle Schweißränder unter den Achseln: der wilde Geruch eines französischen Barbaren, der Spannungsliteratur schreibt, weil, wie du sagtest, Angst ein Gefühl ist, das Gott - falls es ihn gibt - nie empfunden hat. Auf dem Nachttisch lag der Block, auf dem du dir während unserer Spaziergänge Notizen gemacht hattest: »Früher war diese Stadt von Kanälen durchzogen. Also eine Art Venedig, mit einem Hafen, Schiffen Und du hast aufgehorcht, als ich erzählte, dass es hier früher viele Brunnen gab, in denen die Mörder ihre Opfer versteckten. Ich bestelle mir noch einen Kaffee. Wer weiß, Marcel, woran du dich erinnern wirst, von den fünfunddreißig Kilometern Arkaden, dem Neptunsbrunnen, von Nicolo dell'Arcas »Madonna mit Kind«, von der gotischen Chiesa San Francesco, von der Torre degli Asinelli oder der Torr