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Entwicklungsforschung

Eine Bestandsaufnahme am Beispiel Samoas, Campus Forschung 939
ISBN/EAN: 9783593388779
Umbreit-Nr.: 1647920

Sprache: Deutsch
Umfang: 277 S., 28 Fotos, 38 Tab.
Format in cm: 1.9 x 21.1 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 02.03.2009
Auflage: 1/2009
€ 34,90
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  • Zusatztext
    • Fünfzig Jahre Entwicklungshilfe sind Anlass für Werner Hennings, eine Bestandsaufnahme der Entwicklungsforschung und ihrer zentralen Theorien und Methoden vorzunehmen. Er tut dies am Beispiel des pazifischen Inselstaats Samoa, der zwar großen Wert darauf legt, die eigene Kultur zu bewahren, gleichzeitig jedoch der Modernisierung gegenüber aufgeschlossen ist. Anhand des Entwicklungsprozesses dieses Landes gelingt es Werner Hennings, zentrale Ansätze der Entwicklungspolitik herauszuarbeiten.
  • Autorenportrait
    • Werner Hennings ist Professor em. mit dem Schwerpunkt Entwicklungssoziologie in Bielefeld.
  • Leseprobe
    • Einleitung Die Entwicklungsforschung ist in der Krise, heißt es vielfach: die "großen Theorien" seien "gescheitert", der theoretische Begriff sei "ausgehöhlt bis auf ein leeres Plus, [.] zu einem qualligen, amöben-gleichen Wort" verkommen, der Entwicklungssoziologie sozusagen der Gegenstand selbst abhandengekommen. Ein Ende von Entwicklung, passend und im Trend liegend zu anderen Endstationen: Ende der Aufklärung, Ende der Moderne, Ende des Nationalstaats, Ende der Geschichte, Ende der Geographie, Ende der Arbeit. Diesen Verkündungen der Endzeitstimmungen steht allerdings gegenüber, dass sich die weltweite Armut keineswegs verringert, dass Entwicklungsunterschiede keineswegs verschwunden sind und dass die Mehrheit der Menschheit ganz selbstverständlich erwartet, dass ihre Lebensverhältnisse durch Entwicklung verbessert werden. Die vorliegende Studie unternimmt daher den Versuch, fünfzig Jahre Entwicklungstheorie anhand von fünf etablierten Entwicklungstheorien empirisch aufzuarbeiten, um vergleichend und empirisch gestützt auf 25 Jahre Feldforschung nach den "offenkundigen Wahrheiten" von Entwicklungstheorien zu suchen. Diese Feldforschung kann als "Laborfall" angesehen werden, weil das empirische Feld so klein ist, dass es experimentell im Sinne von Laborbedingungen erscheint: übersichtlich und transparent im Geflecht von lokalen, nationalen und internationalen Beziehungen und Netzwerken. Besonders geeignet sind hierfür kleine pazifische Inselstaaten von einer Größe, die häufig nicht von der einer deutschen Kommune oder einem deutschen Bundesstaat abweichen, wie zum Beispiel Palau, Tonga oder Samoa. Warum eignen sich also Samoa und die pazifischen Inseln als regionaler Bezug in einer Untersuchung, die nach wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Kontext von sich modernisierenden Ländern fragt? Zum einen ist da natürlich der alte Mythos eines Paradieses auf Erden, das von der Natur reich ausgestattet worden ist und wo die Menschen scheinbar im Überfluss leben, in der gesellschaftlichen Entwicklung der Natur nahe und mit sich identisch geblieben sind, die "guten Wilden" in der Terminologie der Aufklärung. Auch heute noch wird in wissenschaftlichen Untersuchungen auf die nur geringe Überformung vieler pazifischer Inseln durch die Moderne hingewiesen; Samoa zum Beispiel gilt als ausgesprochen "akkulturationswiderständig". Deshalb scheinen Samoa und die pazifischen Inseln gut geeignet, um die Transformation von vor kurzem noch vormodernen Gesellschaften in moderne empirisch zu erfassen. Zum zweiten ist da die Tatsache, dass diese pazifischen Staaten in den einschlägigen Datensammlungen zu ökonomischen und sozialen Leitindikatoren weitgehend fehlen. Dies liegt daran, dass zum Beispiel in den jährlichen Weltentwicklungsberichten der Weltbank nur die Länder aufgenommen worden sind, in denen mindestens eine Million Einwohner leben. Unter allen pazifischen Inselstaaten gibt es nur ein Land, das diese Voraussetzung erfüllt: Papua-Neuguinea. Alle anderen fallen durch das Netz und werden nicht erfasst: "quantité négligeable". Auch auf vielen Weltkarten sowie in den großen Weltentwicklungsberichten und statistischen Datensammlungen gibt es Samoa und die meisten pazifischen Inseln entweder gar nicht oder eben nur am Rande. Die vorliegende Studie füllt also eine Lücke. Mit statistischem Quellenmaterial, das zum großen Teil vor Ort gesammelt worden ist, eröffnen sich Einblicke auf Länder und Gesellschaften, die in Entwicklungsberichten nicht auftauchen. Drittens schließlich gibt es ein Merkmal Samoas und der pazifischen Inseln, das für empirische Untersuchungen zur Entwicklung geradezu ideal erscheint. Die Kleinheit der Inselstaaten macht sie zwar in globaler Hinsicht und aus europäischer Perspektive zu einer leicht zu übersehenden Nebensache, methodisch kann dieser "Nachteil" aber auch in einen besonderen Vorzug umgemünzt, aus der Not eine Tugend gemacht werden. Wenn fünf konkurrierende Entwicklungstheorien