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Ende der Märchenstunde

Wie die Industrie die LOHAS und Lifestyle-Ökos vereinnahmt
ISBN/EAN: 9783896674135
Umbreit-Nr.: 1128923

Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format in cm: 3.1 x 21.4 x 13.7
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 12.10.2009
Auflage: 1/2009
€ 16,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Die Chance der Krise - ein grüner New Deal? Sie sind gebildet, vermögend und bestens gelaunt. Denn sie wissen, dass man durch qualitätsbewussten Konsum die Welt verbessert: Indem sie es sich richtig gut gehen lassen, retten die Lohas uns alle.Früher prägten gesellschaftliche Ereignisse und Revolten eine Generation. Das hat sich spätestens in den Neunzigerjahren verändert: Die Heranwachsenden bezogen ihre Identität nicht mehr aus kollektiven Protesterlebnissen, sondern aus dem Konsum von Marken. Daher zielt die öffentlich wahrnehmbare Sehnsucht heute nicht mehr auf eine bessere Welt, sondern auf bessere Produkte. Aus gesellschaftlichen Bewegungen sind bloße Stilgemeinschaften geworden. Deren wichtigste ist die der Lohas. Sie glauben, Hedonismus und Moral, Egoismus und Gesellschaftsveränderung verbinden zu können: im politischen Akt des richtigen Shoppens. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen Lohas werden.Ob die Welt auf diese Weise besser werden könnte, ist eine ganz andere Frage. Denn die Industrie hat die Kaufkraft und Meinungsmacht der Lifestyle-Ökos längst erkannt, die Werbung auf sie abgestellt und die Produktpaletten grün bestrichen. Dem Glauben, durch Konsum die Welt schmerzfrei verändern zu können, rückt Kathrin Hartmann mit hart recherchierten Fakten und bestechenden Analysen zu Leibe. Wir drucken sie auf FSC-zertifiziertem Papier. Denn dieses Buch braucht die Welt wirklich. Wie aus einer Protestbewegung eine Stilgemeinschaft wurde Bio = gut für uns und die Umwelt. Aber die Rechnung geht nicht auf Beschreibt kritisch und humorvoll das Lebensgefühl einer ganzen Generation
  • Autorenportrait
    • Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Nach einem Volontariat bei der 'Frankfurter Rundschau' war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei 'Neon'. 2009 erschien bei Blessing "Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt.", 2012 erregte ihr Buch über die neue Armut - "Wir müssen leider draußen bleiben" - großes Aufsehen. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München."Die grüne Lüge" (2018) wurde sowohl als Film (zusammen mit Regisseur Werner Boote) wie auch als Buchveröffentlichung ein großer Erfolg. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München. Sie schreibt regelmäßig für den "Freitag" und die "Frankfurter Rundschau" und "Dogs".
  • Leseprobe
    • Das neue Heilsversprechen - Weltrettung mit guter Laune und ohne Verzicht Wenn man heute seinen Einkaufswagen durch die G?e eines gew?hnlichen Supermarkts schiebt, k?nnte man auf die Idee kommen, die Weltrettung st?nde unmittelbar bevor: Wer einen Kasten Krombacher-Bier kauft, rettet einen Quadratmeter Regenwald. Der Mineralwasserhersteller Volvic spendiert Brunnenwasser f?r die Sahelzone, Ritter Sport zahlt pro Tafel 1,4 Cent f?r Schulmaterial in Afrika, Blend-a-med einen Cent f?r ein Gesundheitszentrum in einem SOS-Kinderdorf. Mit Dosenmilch kann man B?n retten, mit Klobrillen Delfine, mit Putzschw?en die Artenvielfalt, und mit dem richtigen Waschmittel kann man Energie sparen. Selbst Lidl, Plus und Aldi haben Bio im Regal stehen, und wer einige der j?lich von Iglo (!) hergestellten 500 Millionen (!!) Fischst?hen (!!!) isst, tr? zum Schutz der Meere bei. Wer Bionade trinkt, trinkt nicht nur einen ?o-Sprudel aus der Rh?n, sondern das "offizielle Getr? einer besseren Welt" - und d?rfte sich angesichts der mehr als 200 Millionen verkauften Flaschen pro Jahr schon fast im Paradies w?en. Mit Holzskiern aus nachwachsenden Rohstoffen kann man in einem "klimaneutralen" Skiort nachhaltig die Berge kaputt fahren, und Wedding-Planer bieten "gr?ne Hochzeitsfeiern" an: Bei diesen ist das Kleid aus nachwachsenden Rohstoffen, das Essen ?ko, die Einladung auf Recyclingpapier gedruckt - das passt besonders gut, wenn man seinen Partner in einem "Green"- oder "Ethical Dating"-Portal gefunden hat. Und selbst ein Grillabend ist praktizierter Klimaschutz, sofern die richtige Bratwurst auf dem Rost liegt, denn, Achtung: "Superwurst rettet die Welt", hurra, es gibt die erste "klimaneutrale" Bio-Bratwurst, und damit muss auch niemand mehr seinen nicht nur ethisch, sondern auch ?kologisch fragw?rdigen Fleischverzehr ?berdenken. Wird jetzt endlich alles gut? Immerhin, dass der Kunde begreift, unter welchen Bedingungen seine Produkte hergestellt werden und was das nun wieder f?r Mensch, Umwelt und Klima bedeutet, darauf arbeiten Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen ja schon seit Jahrzehnten hin - um mithilfe kollektiver ?ffentlicher Emp?rung auf Unternehmen und Politik Druck auszu?ben, verbindliche soziale und ?kologische Standards zu entwickeln und diese per Gesetz zu installieren und ihre Einhaltung zu ?berpr?fen. Haben sie es jetzt also endlich begriffen, Unternehmen wie Kunden? Lifestyle of Health and Sustainability, kurz: LOHAS, hei? der neogr?ne Shopping-Trend, der sich selbst als "gesellschaftliche Ver?erungsbewegung" feiert und seine Mitglieder als "moralische Hedonisten" und "pragmatische Idealisten": Je nach Studie sind zehn bis drei?g Prozent der Deutschen diesem Lebensstil zugetan. Aber leider ist diese neue ?o-Welle keine politische Bewegung, sondern lediglich eine Auffrischung des Konsumgedankens. Sie hat nichts zu tun mit Boykott oder Kampagnen und schon gar nichts mit Verzicht. Es handelt sich nicht um eine homogene Gruppe, die nach verbindlichen Grunds?en agiert. Sondern um eine, laut Marktforschungsstudien stetig gr??r werdende, Anzahl von Menschen aus den besser verdienenden Schichten, die es als ihren gesellschaftlichen Beitrag ansehen, ihren Konsum zumindest zeitweise nach individuellen Vorstellungen ?kologisch zu gestalten. Auf den ersten Blick scheint es den LOHAS zu gelingen, Unvereinbares zusammenzubringen: "Der Lebensstil des Sowohl-als-auch schmiedet Allianzen zwischen Lebensbereichen, Stilen, ?erzeugungen und Formen des Genusses, die bislang als unvereinbar galten. Am Ende der Ideologien steht eine neue Lebenslust, Unvoreingenommenheit und Spontaneit?, definieren Anja Kirig und Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut in ihrem Buch LOHAS. Bewusst gr?n - alles ?ber die neuen Lebenswelten diese neue Philosophie nach dem "Ende der Ideologien" und der "Entweder-oder-Schemata". Wenzel hat den US-Trend mit der Studie Zielgruppe LOHAS. Wie der gr?ne Lifestyle die M?te erobert 2007 in Deutschland popul?gemacht. Die "Verant