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Anklage

Im Auftrag der Gerechtigkeit
ISBN/EAN: 9783424150766
Umbreit-Nr.: 1932789

Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format in cm: 2.2 x 22 x 14.4
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 27.09.2010
€ 16,99
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Ein gesamtes Dorf duldet über 25 Jahre einen Kinderschänder. Ein fremder Grundstücksinteressent gibt dem Fall einen neuen Lauf. Ein Mitglied des organisierten Verbrechens liefert Mädchen in Deutschland an Prominente und Mächtige. Als er auffliegt, entwickeln sich die Dinge mit unerwarteter Dynamik. An anderer Stelle müssen unschuldige Arbeitnehmer um Ihre berufliche Existenz bangen. Ihnen droht das komplette Aus, denn sie kämpfen gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner. Es scheint für alle nur eine Lösung zu geben: Ein idealistischer Anwalt, der als Neuling auszog, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Doch je weiter er die Karriereleiter als Strafverteidiger hochsteigt, desto mehr sieht er sich vom Morast der Käuflichkeit umgeben. Recht scheint in erster Linie eine Frage des Geldes zu sein. Er spielt das Spiel mit, bis er nicht mehr kann und sich eines Tages für die Kehrtwende auf eigene Faust entscheidet. Markus Schollmeyers packende Geschichte über Gerechtigkeit basiert auf seinen eigenen Erfahrungen. Er gewährt uns dabei unglaubliche Einsichten in und hinter die deutschen Gerichtssäle, die Mechanismen von Anwaltskanzleien und der Rechtsprechung. Selbst auf seine Besuche in der Justizvollzugsanstalt, besser bekannt als 'Knast', nimmt er den Leser mit. Als Strafverteidiger erhebt er Anklage gegen die Käuflichkeit von Gerechtigkeit. Er bleibt nicht im Zynismus vieler seiner Kollegen stecken, sondern hält ein Plädoyer für mehr Werte und auch mehr echte Freiheit auf Basis von gegenseitigem Vertrauen. Absolute Thrillerqualität!
  • Autorenportrait
    • Markus Schollmeyer, geboren 1969, studierte Rechtswissenschaften und Psychologie in München. Seit 1998 arbeitet er als Rechtsanwalt und seit 2007 zusätzlich als Coach. In seiner anwaltlichen Tätigkeit verbringt er die meiste Zeit vor Gericht und hat dabei juristische Erfahrungen unter anderem in Los Angeles, Hamburg und München gemacht. Neben seiner rechtlichen Arbeit betreibt er Gerechtigkeitsforschung. Er ist Spezialist für Selbstbehauptung in Konfrontations- und Krisenszenarien. Im Zuge seiner Ausbildung absolvierte er einen Schauspielkurs, der in den USA für Prozessanwälte ein Muss ist. Seine schauspielerischen Fähigkeiten konnte er bereits bei einigen TV-Auftritten, z.B. in SOKO 5113, unter Beweis stellen.
  • Leseprobe
    • Gleich würde es überstanden sein. Vom Fensterbrett des fünften Stockwerks aus konnte man weit sehen. Von hier oben sah alles so harmonisch aus. Besonders an so einem herrlichen Frühlingstag: Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte die Großstadt in ein fröhliches Licht. In den belebten Straßencafes der Prachtmeile war jeder Platz besetzt. Viele Tische waren beladen mit Geschirr. Die Kellner kamen mit dem Abräumen gar nicht mehr nach, trotzdem ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Gäste störte das nicht weiter. Wer das Glück hatte, einen Platz in der ersten Reihe ergattert zu haben, nahm ein bisschen Geschirr auf dem Tisch gern in Kauf. Zum Bestellen reichte der Blickkontakt mit dem Kellner: eine Geste auf ein leeres Glas und mit den Fingern der anderen Hand die Anzahl gezeigt, und er wusste Bescheid. Die Luxusboutiquen mit ihren Nobelmarken spien unentwegt Menschen mit bunten Tüten aus, während sie gleichzeitig ebenso viele Menschen einsogen. Offene Cabrios mit lauter Musik rollten die Straße entlang. Dort unten breitete sich das Flair südlicher Lebensart aus mit einer entspannenden Urlaubsatmosphäre - einfach himmlisch. Hier oben sah die Welt ganz anders aus. Hier oben war die Hölle, in der ein riesiges Fegefeuer brannte. Flammen, die auf einen ganz bestimmten Sterblichen warteten: auf mich. Ich hatte die Hoffnung, durch dieses Feuer gereinigt und von all meiner Pein erlöst zu werden. Es fehlte nur noch ein einziger, entscheidender Schritt nach vorn für meine persönliche Lösung. Mein Blick blieb an der Mittellinie der Straße hängen. Ursprünglich ein reines Weiß, war sie oft überfahren, abgenutzt und grau geworden. Diese Mischfarbe erinnerte mich an mein Leben als Anwalt. Ein Leben, das einst weiß und rein war, richtiggehend poliert schien, und nun hässliche, dunkle Flecke aufwies. Und nun stand ich im fünften Stock, mein Schreibtisch war aufgeräumt und alles, was noch wichtig und zu erledigen war, hatte ich niedergeschrieben. Aber welches Leben hatte keine dunklen Flecke, wer war schon frei von Fehlern? Meine Gedanken schweiften zurück in meine Studentenzeit. Ich war ein engagierter und enthusiastischer Idealist gewesen. Mein Ziel war Gerechtigkeit und ich war sicher, dass ich mithelfen konnte, sie in der Welt zu halten. Oder sie auch manchmal in die Welt zu bringen. Dafür studierte ich Jura, bestand alle diese schweren Prüfungen beim ersten Anlauf. Nach den beiden Examen war sofort klar, dass ich Anwalt werde. Ich wollte für die Gerechtigkeit kämpfen, sonst nichts. Das hatte ich dann auch bei der Zulassung zur Anwaltschaft geschworen. Vor allem aber hatte ich es mir aus tiefstem Herzen vorgenommen. Ich meinte jede Silbe des Schwurs ernst. 'Recht und Gerechtigkeit sind mein Ziel und dabei bin ich unabhängig und frei.' Meine Karriere hatte ganz gut angefangen und ich wähnte mich zu Beginn auf dem richtigen Weg, doch jetzt stand ich nur einen Schritt vor dem endgültigen Ende. Aber was hatte mich nur an diesen absoluten Tiefpunkt meines Lebens gebracht? Welche Macht hatte auf mich eingewirkt, die mich innerlich verbogen, ja, zerrissen hat? Ich versuchte mir diese Frage zu beantworten, während ich weiter auf die Mittellinie starrte. War ich tatsächlich am Ende angelangt? Gab es keinen anderen Ausweg als diesen, als all dem ein Ende zu setzen durch einen Sprung aus dem fünften Stockwerk? Ich fühlte mich leer, müde und traurig. Von außen betrachtet hatte ich doch alles erreicht. Der Job als Anwalt hatte mir ein Leben in Luxus erlaubt. Dennoch stand ich hier. Mein Leben begann vor meinem inneren Auge abzulaufen: Kindheit, Freunde, Schule, Studium. Meine Gedanken sprangen zurück an einen Tag im November. Damals war ich 29 Jahre alt, enthusiastisch und Anwalt für Strafrecht und Arbeitsrecht in einer größeren Kanzlei einer langweiligen Kleinstadt. Die Kanzlei war modern, erfolgreich und perfekt organisiert. An diesem Tag begann, was mich schlussendlich hierherbrachte. Ich hatte um diesen Fall wirklich nicht gebeten