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Das Buch des Wandels

Wie Menschen Zukunft gestalten
ISBN/EAN: 9783421044334
Umbreit-Nr.: 1739717

Sprache: Deutsch
Umfang: 381 S., 36 s/w Illustr., mit Abbildungen
Format in cm: 3.5 x 22 x 14.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 02.11.2009
€ 22,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Sind Sie bereit für eine aufregende Reise durch die Geschichte unserer Zukunft? Wir sind viel besser darin, mit Veränderungen umzugehen und Neues auszuprobieren, als viele befürchten. Matthias Horx zeigt in seiner Auseinandersetzung mit der Geschichte des Wandels von Menschen und Gesellschaften, dass gerade Krisenzeiten den Blick klären. Ein großer gesellschaftspolitischer Wurf von Matthias Horx, der es wie kein anderer versteht, mit historischem Bewusstsein darüber nachzudenken, wie wir künftig leben wollen. Wir reden täglich über die Veränderungen, denen wir ausgesetzt sind, über den rasenden Wandel der Globalisierung oder den rasanten Wandel der Technologie. Viele fürchten sich vor Veränderungen, weil sie einen Verlust an Gewissheiten und Sicherheit erwarten. Aber wie funktioniert Wandel im Alltag, in der Gesellschaft, bei jedem Einzelnen wirklich, und was bedeutet er für jeden von uns? Matthias Horx schlägt einen Bogen von den Jäger- und Sammlerkulturen bis zur hochkomplexen Welt von heute, um zu zeigen, wie die Menschheit Herausforderungen bewältigt hat oder wann und warum eine Gesellschaft - wie etwa das Volk der Maya - scheiterte. Leicht und anschaulich schildert er auf der Grundlage der neuesten Erkenntnisse aus Psychologie, Verhaltensökonomie, Glücksforschung und den Neurowissenschaften, was es im Großen wie im Kleinen braucht, um die Welt neu zu erfinden und den Wandel als Chance zu begreifen. Ein kluges, spannendes und höchst zeitgemäßes Buch gegen die Angst vor der Zukunft!
  • Kurztext
    • »Geheimtipp mit Empirie und Fantasie.« Stuttgarter Zeitung »Anschaulich.« Die Welt »Leicht zugänglich, weil munter geschrieben und gespickt mit vielen lesenswerten Anekdoten.« Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • Leseprobe
    • Das Wiener Schmetterlingshaus ist ein Ort der Verwandlung. 1901 im Stil der Art-deco-Stahlkonstruktionen der Jahrhundertwende errichtet, trägt es auch heute noch alle Attribute einer Zeit, die von einer neuen Verbindung von Fortschritt und Schönheit träumte. Seine sanft gewölbten türkisblauen Streben geben dem Bau eine lichte Größe, die dennoch immer auf menschliches Maß bezogen bleibt. Die Leichtigkeit und Transparenz bildet einen eleganten Kontrast zur imperialen Hofburg, die sich gleich dahinter wie ein gigantisches Borg-Raumschiff in den Himmel erhebt. Aus diesem Steingebirge heraus wurde einige Jahrhunderte lang das größte europäische Imperium, Österreich-Ungarn, regiert. Auf dem Balkon, der zum Heldenplatz weist, hielt Hitler im März 1938 seine Schreirede zur Einverleibung Österreichs ins Deutsche Reich. Als meine beiden Söhne noch klein waren, besuchten wir zusammen oft jenen 300 Quadratmeter großen künstlichen Dschungel der Schmetterlinge, der sich heute als Touristenattraktion in einem Teil des Gebäudes befindet. Die Kinder gruselten sich königlich in einer dunklen Höhle und spielten mit Hingabe Verstecken hinter hohlen Baumriesen-Wurzeln aus täuschend echt wirkendem Kunstharz. Wasser tropfte in Kaskaden in mehrere Becken, in denen träge Kois trieben. Es roch schwül nach Tropen. Und überall, an den Glasflächen, an den Stahlträgern, saßen die riesigen Schönheiten der tropischen Falter. Handgroße Blaue Morphos in strahlendem Ultramarin, zarte Große Kuriere in rot-schwarz-gelben Dekors, vornehme Eulenfalter in melierendem Graubraun, verziert mit ganzen Reihen von Augen, elegante Zebrafalter aus dem Amazonasbecken. Manchmal, mit einem sanften Windhauch, landeten sie auf der Schulter oder unbemerkt auf den Schuhen, wo sie Salz rochen, und klappten ihre Flügel auf und zu. Wesen wie von einem fremden Stern. Am meisten faszinierte uns jedoch jener Glaskasten gleich neben dem Eingang, in dem in kaltblauem Licht die nächsten Schmetterlingsgenerationen ausgebrütet wurden. Dort hingen die grellgrünen, mattschwarzen, filzigen oder glatten Larven in langen Reihen an Holzstäben. Die Kokons wirkten auf beängstigende Art und Weise hässlich, obszön, wie eine plastikhafte, schillernde Monstersaat aus dem All. Manchmal zuckten die harten Schalen, als würden in ihrem Inneren Krämpfe toben. Und bisweilen konnte man Zeuge werden, wie die fertigen Falter plötzlich, innerhalb weniger Minuten, zuckend ihrer Hülle entstiegen. Torkelnd und zitternd, wie verkrüppelt von der Arbeit der Metamorphose, bedeckt mit feinem weißen Staub, krochen sie einige Zentimeter an den Stangen entlang. Um dann wieder, wie geblendet von ihrer neuen Existenz, stundenlang zu erstarren. Und sich dann mit einem Mal in die Luft zu erheben. Vier, fünf, vielleicht acht Wochen würden sie leben, nicht mehr. Was will uns die Natur mit der Metamorphose der Schmetterlinge sagen? Dass wir alle unansehnliche Raupen sind und aller Wandel, alle Schönheit nur durch radikale Zerstörung zu erreichen ist? Die Raupe ist ein robustes Lebewesen, das sich stoisch durch seine biologische Umgebung frisst. Diese Gier und Verfressenheit gilt allein dem Kraftgewinn für die entscheidende Phase der Verwandlung. Dem großen Sprung vom kriechenden Raupendasein zum leuchtenden evolutionären Statement eines Schmetterlings. In der Phase der Verpuppung, als sogenannte Chrysalis, ist die Larve hilflos jedem Außenreiz ausgesetzt. Wind, Sonne, Regen, jegliche Berührung oder Störung kann sie zum Absterben bringen. Bei ihrer Transformation "verdaut" sich die Raupe selbst, sie wird molekular radikal umgebaut - ein Prozess, der sich Histolyse nennt, die radikalste Form der Veränderung, die sich vorstellen lässt. Kennen wir nicht solche Verpuppungen allzu gut? In der Pubertät verhalten sich unsere Kinder wie übergroße Larven - sie schlafen bis mittags und sind in einen Kokon aus Trotz und Abwehr eingesponnen. Auch wenn Menschen sich in Phasen außergewöhnlicher Kreativität befinden, begeben sie sich in einen